Die Verraeterin
richtete er sich auf und fauchte. Langsam wichen sie zurück, verängstigt wie kleine Vögel.
Xander hörte weitere Schritte, die auf die kaputte Tür zurannten. Weitere ferne Schreie von unbekannten Leuten. Das Kreischen der Affen fraß sich wie ein Bohrer in sein Gehirn.
Xander knallte seine Faust ins Gesicht des zweiten Wachmanns, und Blut spritzte aus dessen gebrochener Nase. Der Mann glitt auf den Boden und fiel zur Seite, wo er bewusstlos liegen blieb – regungslos wie ein Toter. Der dritte Kerl stürzte sich auf Xander, doch dieser war zu schnell. Seine Reflexe waren dank des jahrelangen Trainings in solchen Situationen exzellent. In Sekundenschnelle packte er den Mann am Hals und drückte ihm die Luftröhre zu, ehe er auch nur einen Schritt hätte machen können. Dann hob er ihn vom Boden hoch, sodass seine Beine in der Luft baumelten.
Der Wachmann kratzte vergeblich an Xanders Hand. Er versuchte aufzuschreien, doch aus seinem Mund kam nur ein leises Krächzen. Seine Augen rollten nach oben, sein Gesicht war rot angelaufen. Er trat mit den Stiefeln um sich und traf bald auf Widerstand: Xanders Schienbeine.
»Wo ist der dritte Panther?«, rief Xander. Dieser Bastard wusste alles! Er wusste, was in dieser Folterkammer vor sich ging, sah aber nicht genauer hin, weil ihn nur das Geld interessierte, das er monatlich auf sein Konto überwiesen bekam. »Der Panther, den man von den anderen beiden getrennt hat! Wo ist er?«
Der Wärter versuchte panisch zu entkommen. Seine Augen traten fast aus den Höhlen, und an seinem Hals waren dicke Venen zu sehen. Er keuchte und wollte etwas sagen. Xander hörte ein heiseres Bitte , was ihn derart aufbrachte, dass er nur noch rotsah. Nur mit Mühe hielt er sich davon ab, den Mann zu töten.
»Oh, tut mir leid. Ist das unangenehm?«, zischte er und wies mit dem Kopf auf die Käfige mit den Tieren. »Sollten wir vielleicht etwas Chemikalien in deine Augen schütten und herausfinden, ob das guttut? Oder vielleicht etwas Säure gefällig, um deine Haut wegzuätzen? Wie wäre es mit einer kleinen Spontan- OP ? Ich könnte dir etwas in den Schädel schrauben, um zu sehen, wie dein Gehirn reagiert, wenn man dich mit krebserregenden Chemikalien vollpumpt?«
Der Wachmann holte aus, aber Xander lehnte sich nur etwas zurück und wich problemlos der Faust aus.
»Ich habe hier alles, was ich brauche, um dich in eine Horrorgestalt zu verwandeln, mein Freund. Es wäre also das Beste, wenn du redest. Und zwar sofort«, knurrte er.
Er zog die Lippen zurück und zeigte seine Zähne, wobei die Eckzähne länger wurden. Er spürte, wie der Wunsch nach Verwandlung durch sein Blut rauschte, die Zellen erhitzte und ihn unter Strom setzte. Mit einem Geräusch wie ein leises Ausatmen überzog ein schwarzes Fell schon bald die Poren seiner Haut. Beinahe war er so weit. Er stand knapp davor. Nur ein leichtes Ziehen an seiner verletzten Seite hielt ihn davor zurück, sich ganz zu verwandeln und den Hals des Mannes mit seinen Zähnen zu zerfetzen.
Ja, brüllte das Tier in ihm und fauchte unter seiner Haut. Es sehnte sich danach, frei zu sein. Ja!
Als Xander wieder sprach, klang seine Stimme tiefer und animalischer. Sie hatte etwas Heiseres, Wildes, und etwas gänzlich Unmenschliches. Wie ein lautes Dröhnen hallte sie im Labor wider und brachte die Tiere erneut zum Schreien.
»Wo ist der dritte Panther?«
Der Wachmann erstarrte, den Mund in einem stummen Schrei aufgerissen. Sein Gesicht lief dunkelrot an. Mit einem lauten Geräusch machte er sich in die Hose. Es stank fürchterlich.
Xander ließ ihn los, und der Mann fiel zu Boden. Hustend und sich am Hals festhaltend krümmte er sich zusammen. Stiefelschritte näherten sich der Tür.
»Wo?«
»Erster Stock«, keuchte der verängstigte Wachmann. Zitternd und noch immer hustend spuckte er Blut auf die weißen Fliesen. »Im OP -Saal im ersten Stock.« Seine Augen verdrehten sich nach oben, und er verlor das Bewusstsein.
Xander wandte sich um. Er rannte durch das Labor, vorbei an den schreienden, heulenden und bellenden Tieren. Ohne innezuhalten, durchdrang er die hintere Wand gerade in dem Moment, als ein halbes Dutzend weiterer bewaffneter Wachmänner durch die kaputte Tür in das ohrenbetäubende Chaos stürmte.
Übelkeit rollte in heißen, schrecklichen Wellen durch Julians Körper. Unter seinen geschlossenen Augenlidern leuchtete es abwechselnd rot und orangefarben auf. Er spürte eine Bewegung und wie sich große, sanfte Hände unter
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