Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verraeterin

Die Verraeterin

Titel: Die Verraeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
Vom Netzwerk:
gelungen war, die Drähte im Sicherungskasten zu durchtrennen, die für die Diebstahlsicherung und die Bewegungsmelder zuständig waren.
    Es war ihm gelungen, Bartlebys Stimme aus einem Chor verschiedener Stimmen herauszufiltern, die sich irgendwo im vorderen Teil des Gebäudes unterhielten. Das bedeutete, dass es dem Arzt gelungen sein musste, ins Gebäude zu gelangen. Offensichtlich hatte er nun die Aufmerksamkeit der anderen anwesenden Menschen. Xander hoffte, dass die meisten mit Bartleby beschäftigt waren. Er schlich durch einen Irrgarten aus dunklen Korridoren und Zimmern, wobei er seiner Nase folgte, die ihm verriet, wo Tomás und Mateo festgehalten wurden. Etwas Außergewöhnliches fiel ihm nicht auf.
    Er entdeckte die beiden, und zu seiner Erleichterung waren sie unbewacht, aber in großen Käfigen in einem hell ausgeleuchteten Raum gefangen. Problemlos war es ihm gelungen, sie zu befreien und mit ihnen auf demselben Weg zurückzukehren, auf dem er gekommen war. Mateo hinkte stark und sagte kein Wort. Tomás hingegen war aufgebracht. Er knurrte und fauchte, während ihm Blut von einer Wunde ins Gesicht tropfte. Zu dritt verließen sie das Institut und erreichten den SUV ohne eine einzige Schwierigkeit.
    Ganz einfach. Alles war ganz einfach gewesen.
    Das änderte sich, als Xander wieder in das Gebäude zurückkehrte, um Julian zu suchen. Er hatte eine verschlossene Stahltür durchdrungen und war dann abrupt stehen geblieben, als ihm der Geruch von Blut in die Nase stieg.
    Es roch so durchdringend nach Rost und Salz, dass er das Gefühl hatte, gegen eine Wand zu laufen.
    Ein Muskel in seinem Kiefer zuckte, als er auf die Tür starrte. Er wusste, dass man in Italien wie in vielen anderen Tierheimen Europas die Tiere nicht tötete. Ausgesetzte Tiere wurden nicht eingeschläfert, sondern so lange gehalten, bis jemand kam, der sie mitnahm oder bis sich ein Platz in einem der vielen Gnadenhöfe fand. Wenn ein Tier tödlich verwundet oder schwer krank war, verpasste man ihm eine Spritze, um es rasch und schmerzlos sterben zu lassen.
    Warum also all das Blut? Xander machte sich nicht die Mühe, durch die Tür hindurchzugehen. Er steckte lediglich seinen Kopf und seine Schultern durch und sah sich um. Obwohl die Lichter ausgeschaltet waren und der Raum in völliger Dunkelheit lag, die nur durch das unheimliche blaue Schimmern von Computerbildschirmen und digitalen Anzeigen erhellt wurde, sah und roch er alles. Ihn überkam ein solch großes Entsetzen, dass es ihm einen Moment lang nicht möglich gewesen wäre, sich von der Stelle zu rühren, selbst wenn sein Leben in Gefahr gewesen wäre.
    Er befand sich in einem langen, weißen Raum mit Tausenden von Käfigen in jeder Größe. Sie waren ordentlich aufeinander gestapelt und reichten bis zur Decke. Einige waren leer, doch von denjenigen, in denen sich Tiere befanden, ging ein solches Elend aus, wie Xander es noch nie erlebt hatte.
    Hunderte von schneeweißen Kaninchen saßen unbeweglich in langen Reihen schwarzer Plastikkäfige in der Größe von Schuhschachteln an der nördlichen Wand. Ihre Körper wurden von allen Seiten vom Käfig beengt, ihre Köpfe steckten in Löchern im vorderen Teil, und ihre rosa Augen waren von blutigen Tränen verklebt. Neben den Kaninchen befanden sich die Katzen, die dutzendweise in Maschendrahtkäfigen in der Größe von Brotkästen eingepfercht waren. Elektroden ragten aus ihren Schädeln und führten zu Konsolen über den Käfigen. Die Katzen lagen mit toten Augen und speichelnd in ihren Ausscheidungen oder tigerten ruhelos auf und ab.
    Auf der gegenüberliegenden Seite waren ausgehungerte Hunde untergebracht, die sich in den Ecken ihrer etwas größeren Metallkäfige verbargen. Jegliche nur erdenkliche Verletzung verunstaltete ihre Körper. Ihr Fell war aufgerissen und blutig, ihnen fehlten Gliedmaßen und Augen. Sie hatten offene Wunden, keine Zähne mehr und blutendes Zahnfleisch.
    Affen befanden sich in den größten Käfigen, die mit Stahlgitterstäben verstärkt waren. Wie den anderen Tieren auch war ihnen kein Fressen, kein Wasser und auch keine weiches Kissen oder Ähnliches gegeben worden, wo sie es sich hätten bequem machen können. Mit ihren Gesichtern wie die alter Männer und den aufmerksamen, vielsagenden Augen war ihr Anblick der schlimmste. Sobald Xander in ihre Richtung sah, stießen sie einen ohrenbetäubenden, durchdringenden Schrei aus, der laut genug war, um Gespenster zu wecken. Sie begannen, auf und ab zu

Weitere Kostenlose Bücher