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Die Verraeterin

Die Verraeterin

Titel: Die Verraeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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in der Nähe der Spanischen Treppe gestellt hatte. Sie erinnerte sich daran, wie Xander sich niedergekniet hatte, um die Kleidung des Alpha zu untersuchen, die dieser zurückgelassen hatte, nachdem er sich in Nebel verwandelt hatte und über die Dächer davongeschwebt war. Sie erinnerte sich auch an das Aufblitzen von Gold, als er das Medaillon eingesteckt hatte. Es kam ihr bekannt vor. Sie war sich sicher, dass sie es schon einmal vorher gesehen hatte. Doch wo? Ihr Gehirn, das noch immer unter den Nachwirkungen des Fiebers litt, weigerte sich, die Erinnerung preiszugeben.
    Als Morgan aufgewacht war, hatte sie kein Fieber mehr gehabt. Es war ganz einfach verschwunden. Drei Tage der schrecklichsten Höllenqualen und des süßesten Paradieses, und dann war es so, als ob es nie geschehen wäre. Nur ihr Bewusstsein war seltsam benommen, und sie sah immer wieder Xanders muskulösen, schönen Körper vor sich, wie er sich neben ihr, über ihr, in ihr befand.
    Sie war erschöpft – geistig, körperlich, emotional. Obwohl sie mit Xander etwas geteilt hatte, das sie niemals für möglich gehalten hatte, hatten sie eine simple Vereinbarung getroffen. So einfach war das. Ihr Stelldichein – Liebelei? Gemeinsamer Wahnsinn? – sollte vorüber sein, sobald das Fieber vorüber war. Und das war es jetzt. Xander war ein Mann, der sich an sein Wort hielt. Er würde ihre Vereinbarung einhalten. Aber würde sie das auch?
    Auf einmal sah Morgan vor ihrem inneren Auge, wie sie heulte und sich an seine Beine klammerte, als ob sie keinerlei Rückgrat mehr besäße, als ob sie nach ein paar Krümeln seiner Zuneigung gierte. Sie spürte, wie es ihr kalt den Rücken runterlief. Du bist bereits zu tief gesunken. Tausend Küsse zu tief.
    Sie wischte den beschlagenen Spiegel ab, sodass sie ihr Spiegelbild wieder genauer betrachten konnte.
    Hoffnung. Süßer als Honig und noch betörender als Wein… Ihre Mutter hatte recht gehabt. Hoffnung war eine Droge, die einem die Seele aus dem Körper lockte. Wie viel ihrer Seele hatten die Kobolde bereits gefressen? Wie viel war ihr noch übrig geblieben?
    Sie spürte einen stechenden Schmerz in der Hand und blickte nach unten. Zu ihrer Überraschung umklammerten ihre Finger die Kette und das Medaillon so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Langsam öffnete sie ihre zitternde Faust und starrte die Kette und die roten, kleinen Abdrücke in ihrer Handfläche an. Spontan und trotzig legte sie die Kette um ihren Hals und schloss den Verschluss.
    Das Medaillon glitt mit einem unheimlichen, hohlen Geräusch zwischen ihre Brüste. Etwas an dem Klang riss sie aus ihrer Versunkenheit. Sie richtete sich abrupt auf.
    Knarzende Ketten und uraltes Metall, widerhallende Korridore und flüsternde Stimmen, Dunkelheit, Weihrauch und verfallene Gemäuer. Was? Wo war das?
    Morgan stand regungslos da. Sie hatte das Gefühl, kurz vor einem Durchbruch zu stehen, und hielt den Atem an. Sekunden vergingen, dann Minuten. Aber … Nichts. Nur dieser blasse Schatten einer Erinnerung, dieses unheimliche Gefühl eines Déjà-vu-Erlebnisses. Plötzlich wurde ihr kalt, und sie zitterte. Sie rieb sich mit den Händen die Wangen, um sich aufzuwärmen, und fasste dann nach dem Handtuch, um sich endlich abzutrocknen.
    Nachdem sie sich abgerieben und angezogen hatte, räumte sie das dunkle Schlafzimmer auf. Sie zog das Bett ab und bereitete alles vor, um ihre Dinge in einen anderen Raum zu bringen. Das Medaillon lag noch immer schwer und kalt zwischen ihren Brüsten. Sie spürte das fremde Gewicht und wunderte sich, dass sich das Metall auf ihrer Haut nicht erwärmte.
    Die erste Kugel pfiff an Xanders linkem Ohr vorbei und verfehlte sein Gesicht nur um wenige Zentimeter. Eine zweite folgte rasch nach der ersten. Sie grub sich in die Mauer ein paar Meter hinter ihm. Der Gips rieselte in einem feinen Staubregen herab. Eine dritte Kugel fand schließlich ihr Ziel und traf Xander direkt in der Brust. Er war darauf vorbereitet gewesen, sodass sie ohne weitere Verletzungen durch seinen Körper hindurchflog, auch wenn sie ihm einen Moment lang den Atem raubte.
    Die Dinge liefen nicht so wie geplant.
    Zuerst war alles problemlos gewesen. Er war durch die hintere Mauer des Instituts getreten, nachdem er eine Stelle gefunden hatte, von der ihm seine Sinne gesagt hatten, dass dahinter alles sicher und niemand dort war. Er hatte sich in der dunklen Abstellkammer, in der er sich wiedergefunden hatte, so lange ruhig verhalten, bis es ihm

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