Die Verraeterin
waren keine Fesseln und keine sichtbaren Verletzungen. Es gab nur den Stuhl unter ihr, der mit einem dunkelroten Stoff bezogen war und so aussah, als ob er direkt aus einem Bordell des achtzehnten Jahrhunderts hierhertransportiert worden wäre.
Ich brauche keine Fesseln, um dich da festzuhalten, wo ich will, Deliciae, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf.
Selbst ohne dass die Worte laut ausgesprochen wurden, konnte sie seine Belustigung und den selbstzufriedenen, triumphalen Ton darin deutlich hören. Der Zorn, der sich in ihr ausbreitete, ließ endlich ihre Muskeln etwas wärmer werden.
»Verschwinden Sie aus meinem Kopf!«
Seine Miene verfinsterte sich. Plötzlich konnte sie nicht einmal mehr ihre Arme bewegen. Sie fielen schlaff herab, und obwohl sie panisch versuchte, sie zu einer Reaktion zu zwingen, geschah nichts. Es war so, als ob ihr Rückenmark an ihrem Nacken durchtrennt worden wäre.
»Von meinen Frauen nehme ich keine Befehle entgegen«, verkündete Dominus mit einer tödlichen Sanftheit in der Stimme. Er musterte sie aus dem Schatten und wirkte dabei wie ein Raubtier, das gerade seine nächste Beute begutachtete.
»Nachdem Sie alles über mich wissen, sollte Ihnen auch klar sein, dass ich nicht zu Ihren Frauen gehöre«, fauchte sie.
Hinter ihrem rechten Auge explodierte ein Feuerwerk aus Licht und Schmerzen. Sie stieß einen leisen Schrei aus.
Lässig erhob sich Dominus von dem Divan. Er schlenderte zu Morgan hinüber, blieb neben ihr stehen und strich mit einem eiskalten Finger langsam über ihre Wange, wobei er sie mit funkelnden, gierigen Augen betrachtete.
»Tust du nicht?«, murmelte er. Sein Lächeln ließ ihr Herz vor Panik noch schneller schlagen.
Aufstehen! , lautete der Befehl in ihrem Kopf.
Ohne auch nur einen Moment zu zögern, bewegten sich ihre Gliedmaßen, und sie war auf den Beinen – sprachlos, wutentbrannt und zutiefst entsetzt. Ihr Körper war zur Marionette dieses Mannes geworden. Der Schmerz hinter ihrem Auge breitete sich dröhnend und heiß in ihrem Kopf aus, und sie musste sich auf die Unterlippe beißen, um nicht laut aufzuschreien.
Dominus umkreiste sie langsam. Er inspizierte sie regelrecht mit einem bösartigen Lächeln. Morgan war währenddessen wie erstarrt, wie mumifiziert. Sie war nicht einmal in der Lage, ihre Augen zu bewegen, um ihm zu folgen. Nach einer Weile spürte sie eine sanfte Berührung auf ihrer Schulter und wie seine Finger durch ihre Haare fuhren. Dann streichelte seine Hand ihren Rücken. Als sie weiter nach unten wanderte, um besitzergreifend auf ihrer Taille liegen zu bleiben, stellten sich alle Härchen ihres Körpers auf, als ob tausend Spinnen darüberlaufen würden.
»All das gehört mir«, murmelte er. »Deine Gedanken, deine Gefühle, jeder Muskel, jeder Knochen, jede Faser deines perfekten, schönen Körpers gehören mir. Und das wird von jetzt an für immer so sein.«
»Nein.« Der halb geflüsterte, halb gestöhnte Widerspruch ließ Dominus innehalten.
»Nein?«, wiederholte er mit leisem Spott. Der Schmerz in ihrem Kopf wurde zu einem kreischenden, heulenden Monster mit scharfen, nagenden Zähnen, die ihr Fleisch aufrissen und zerfetzten. Er wurde zu einem Drachen, der in ihrem Schädel alles verschlang und mit seinem Feuer überzog.
Dominus meinte: »Du klingst nicht überzeugt. Vielleicht wäre es sinnvoll, dir zu zeigen, was ich meine.«
Er packte sie am Handgelenk und hob ihr den Arm hoch, um ihn in verschiedene Stellungen zu bringen, ehe er diejenige gefunden hatte, die ihm am besten gefiel. Dann murmelte er: »Bleib so.« Er ließ den Arm los, nahm den anderen und wiederholte den ganzen Vorgang, ehe er ihren Kopf zur Seite neigte. Nun sah sie wie eine Renaissancestatue in einer bestimmten Position aus und stand hilflos da. Sie hatte das Gefühl, bei lebendigem Leib begraben worden zu sein und langsam zu ersticken.
»Venus in Ketten«, murmelte Dominus fasziniert.
Sein Blick wanderte gierig über ihre Kurven, und einen Moment lang sah es so aus, als ob er sich auf sie stürzen und sie auf der Stelle verschlingen wollte. Doch stattdessen holte er mehrmals tief Luft, und die Erregung in seinen Augen wurde allmählich wieder schwächer. »Schmerz kann sehr motivierend sein, Morgan. Die meisten Lebewesen tun alles, um ihn zu vermeiden. Einfach alles.« Er leckte sich langsam und genüsslich die Lippen. »Errätst du, was ich von dir verlange, damit der Schmerz weggeht?«
Sie war nicht in der Lage, ihm zu antworten, sondern
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