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Die Verraeterin

Die Verraeterin

Titel: Die Verraeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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ohrenbetäubend wurde es, als er den Blick auf die goldene Kuppel des Petersdoms richtete.
    Er hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, als ob man ihm einen Schlag in die Magengrube versetzt hätte.
    »Ich komme, Liebling!«, rief er und stürzte los, ohne weitere wertvolle Sekunden zu verlieren.

33
    Morgan kam zu sich. In ihrem Schädel dröhnte es, als ob darin ein Presslufthammer angeworfen worden wäre.
    Stöhnend hob sie langsam den Kopf und zuckte vor Schmerz zusammen. Als sie sich umsah, stellte sie fest, dass sie in einem riesigen, dunklen Raum aus Stein war, der offenbar von einem exzentrischen Sammler mit einer Begeisterung für edwardinische Gotik und die Farbe Rot ausgestattet worden war. Jeder Zentimeter war mit Antiquitäten vollgestellt, die wertvoll und sehr alt aussahen. Alles war in Rottönen gehalten, die an frisches Blut erinnerten – von den gemusterten Teppichen über die reich verzierten Samtmöbel bis hin zu den gewebten Tapisserien an den Wänden. Selbst die schweren Eisenleuchter, die ebenfalls an den Wänden angebracht waren, hatten rote Kerzen und verbreiteten ein seltsam dämonisches Licht.
    Der Raum war mit riesigen Konstrukten aus Kalkstein ausgekleidet, die den Eindruck vermittelten, man würde sich in einer mittelalterlichen Kathedrale befinden. Überall gab es dicht zusammengedrängte Säulen, Kreuzrippengewölbe, extravagante Muster aus Bleiglasfenstern, die ins Leere blickten. Da waren Statuten, Ölgemälde und Holzfigurinen von Heiligen. Wasserspeier blickten von den Säulen herab, Ritterrüstungen und eine große Sammlung alter Waffen sowie unzählige Flaggen mit gestickten Wappen waren überall verteilt. Der Raum bot einen atemberaubenden, auf morbide Weise schönen und zugleich kalten Anblick. Auch die Luft war kalt. Es gab keinen Kamin und auch keine andere sichtbare Wärmequelle, die das Ganze angenehmer gemacht hätte. Die feuchte, schwere Luft lag auf Morgan wie eine nasse Decke und drang bis in ihre Knochen vor.
    Und dann war da noch die Sache mit ihrem Kopf.
    Vorsichtig tastete sie ihren Hinterkopf ab und entdeckte einen großen, weichen Knoten, der sich direkt hinter ihrem linken Ohr befand. Als sie die Hand wegzog, war sie voller Blut.
    »Mist«, murmelte Morgan. Was war geschehen? Das Letzte, woran sie sich erinnern konnte, war die Grabstätte der Ägypter gewesen, der Sarkophag, die Stufen nach unten …
    »Ich muss mich entschuldigen«, sagte eine tiefe, geschmeidige Stimme zu ihrer Rechten. »Aber meine Wachen sind immer etwas übereifrig, wenn es darum geht, Eindringlinge zu bekämpfen. Wie geht es dir?«
    Morgan riss den Kopf herum, und das Zimmer drehte sich. Da stand der weiß gekleidete Alpha, den sie das letzte Mal auf der Spanischen Treppe gesehen hatte. Er war wie zuvor auf glatte Weise attraktiv, und sie musterte ihn aufmerksam. Er lag auf einem Samtdivan wenige Meter von ihr entfernt. Ebenso aufmerksam beobachtete er sie mit seinen schwarzen Augen und einem schläfrigen, aber dennoch bösen Lächeln.
    Ihr Körper wurde kalt – noch kälter als das Zimmer um sie herum. » Sie «, flüsterte sie.
    Er wirkte belustigt und zog die Augenbrauen hoch. »Ich heiße Dominus, Morgan. Und ja – genau – ich. Wen hast du erwartet? Den Weihnachtsmann?«
    Adrenalin pumpte durch ihren Körper, während sie nicht wusste, ob sie lieber geflohen wäre oder gekämpft hätte. Sie hatte das Gefühl, unter Strom zu stehen, und es gelang ihr nur durch große Willenskraft, auf dem Stuhl sitzen zu bleiben, auf dem sie sich befand. Doch ihre Hände begannen ein wenig zu zittern.
    »Woher kennen Sie meinen Namen?«
    »Ich weiß alles über dich, meine Liebe. Ich kenne deine Stärken und deine Schwächen, deine größten Freuden und deine größten Ängste. Man könnte sogar behaupten, dass ich dich besser kenne als du dich selbst. Das Innere deines Kopfes ist ein sehr interessanter Ort.« Sein böses Lächeln wurde breiter. »Übrigens scheinst du ja heftig zu leugnen, was du in Wirklichkeit empfindest. Da hast du ein dickes Problem an der Backe.«
    Morgan starrte ihn an. Das Zittern ihrer Hände wurde mit jeder Sekunde schlimmer.
    »Verliebt in einen Killer?«, fuhr er lässig fort. »Ein Killer, der dich umbringen soll? Also wirklich. Das ist doch etwas mehr als der gewöhnliche Selbsthass, den man sonst so antrifft. Meine Liebe, das ist ja geradezu pathologisch.«
    Morgan versuchte aufzuspringen, doch es gelang ihr nicht. Entsetzt blickte sie auf ihre Beine. Aber da

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