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Die Verraeterin

Die Verraeterin

Titel: Die Verraeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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und auf ihrem Gesicht zeigte sich ein Lächeln – ein Bild völliger Seelenruhe und Eleganz.
    Nur ihre Augen verrieten sie. Die Hitze in ihrem smaragdgrünen Blick brachte die Luft zwischen ihr und Xander beinahe zum Brennen.
    »Und wenn Sie mir jemals wieder drohen, Laufbursche«, sagte sie ruhig und begann die Tür ins Schloss zu drücken, »werden Sie schon bald Ihren Schwa…«
    Noch ehe sie das Wort ganz ausgesprochen hatte, fiel die Tür ins Schloss. Aber er musste es sowieso nicht hören, um zu wissen, was sie gemeint hatte.
    Als die Reinigungskraft zwanzig Minuten später eintraf, um den Teppich zu säubern, stand Xander noch immer in der Mitte des Wohnzimmers und starrte auf die geschlossene Schlafzimmertür.

7
    Sie brauchte zwei Stunden, ehe sie sich wieder genügend unter Kontrolle hatte, um das Schlafzimmer zu verlassen. Zu diesem Zeitpunkt war Xander bereits verschwunden.
    Die Dusche half. Es war eine mit Mosaikkacheln ausgekleidete Glaskabine, in der sich duftendes Lavendelshampoo und französische Traubenkernölseifen sowie drei seitlich angebrachte Wasserdüsen auf verschiedenen Höhen befanden. Auf diese Weise konnte man sich den Körper von allen Richtungen mit heißem Wasser massieren lassen. Morgan schäumte sich ein und verbrachte dann eine halbe Ewigkeit unter dem Sprühregen, ehe sie sich zu entspannen begann. Als sie schließlich die Duschkabine verließ, warteten weiche, makellos weiße Handtücher auf sie. An einem schimmernden Silberhaken hingen elfenbeinfarbene Kaschmirroben, und im Schlafzimmer bemerkte sie erst jetzt einen Marmorkamin sowie einen offenbar echten Picasso über der Frisierkommode. Es gab sogar ein Fenster mit einem atemberaubenden Blick auf die ins Sonnenlicht getauchten Hügel in der Ferne.
    Was es nicht gab, war eine Waffe. Eine Waffe hätte ihre Laune noch deutlich gehoben, und sie hatte gehofft, diese in einer der Schubladen der Frisierkommode zu entdecken.
    Hurensohn. Dieser kalte, arrogante Hurensohn. Wenn sie Jenna nicht das Versprechen gegeben hätte, sich angemessen zu verhalten, hätte sie ihm einfach eine Kugel in den Kopf gejagt und diesen ganzen Ort in Brand gesteckt.
    Doch leider gab es etwas für sie zu erledigen, und sie konnte es sich nicht leisten, noch mehr Zeit damit zu verbringen, sich auszumalen, wie sie eine Pistole an seine Schläfe hielt, ihn vom Balkon stieß oder einem der Angestellten des Hotels einflüsterte, sein Essen zu vergiften. Je schneller sie fand, wofür sie gekommen war, desto besser.
    Und dann konnte er zur Hölle fahren.
    Sie trocknete sich die Haare und zog sich an, ehe sie ins Wohnzimmer ging, wo sie erwartete, dass er in der Zwischenzeit kleine Kätzchen gehäutet oder Goldfische bei lebendigem Leib verschlungen hatte. Stattdessen entdeckte sie nur ein Paar schwarzer Wildlederhandschuhe für Damen, das neben einer handgeschriebenen Notiz auf dem glasbedeckten Schreibtisch lag.
    Abendessen. Um acht. Unten. Seien Sie pünktlich.
    Ein Paar Handschuhe und acht Wörter. Für sich betrachtet ganz harmlos, doch nichts, an das sie sich erinnern konnte, hatte sie jemals so bitter getroffen und verletzt wie der Anblick der Handschuhe und des Zettels. Erst das Halsband und jetzt das. Nahm er wirklich an, dass sie ihm den Gefallen tat, die Handschuhe zu tragen und freiwillig die letzte Gabe aufzugeben, die sie noch besaß? Glaubte er wirklich, sie würde sich derart angreifbar machen und ihrem Schicksal überlassen?
    Nein. Ihre Hände würden ohne Handschuhe bleiben, und falls er vorhatte, sie dazu zu zwingen, sie anzuziehen, dann gnade ihm Gott. Und was das Abendessen betraf … Sie würde lieber mit dem Teufel als mit diesem Mann zu Abend essen.
    Morgan ließ die Handschuhe liegen, zerknüllte den Zettel, warf ihn auf den Boden und ging dann in die Lobby. Dort bestellte sie sich ein Taxi und verschwand in der violettblauen Luft des warmen römischen Abends.
    Von seinem Platz hinter den breit gefächerten Zweigen einer Raphia-Palme in der Bar der Lobby beobachtete Xander, wie sie das Hotel verließ. Er hatte eine Wette mit sich selbst gewonnen. Dann nahm er das nächste Taxi und wies den Fahrer an, ihr zu folgen.
    Morgan hatte keine Ahnung, wohin sie eigentlich wollte, bis sie die gezackte Steinsilhouette des Kolosseums sah, die sich gewaltig und wie in Gold getaucht vor ihr im Himmel abzeichnete. Es war das größte Gebäude, das sie jemals erblickt hatte – eine Ellipse aus hellgelbem Travertin- und Tuffquadern, die drei Stockwerke

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