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Die Verraeterin

Die Verraeterin

Titel: Die Verraeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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Eine männliche Stimme mit einem starken Akzent rief: »Hier ist der Portier! Ich habe Ihr Gepäck, Sir!«
    Morgan warf Xander einen letzten unheilvollen Blick zu und schritt dann steif und grazil auf das Sofa im Wohnzimmer zu, das mit einem weizen- und cremefarbenen Streifenstoff bezogen war.
    Sie ließ ihre Handtasche unelegant auf den Boden fallen, setzte sich mit verschränkten Armen auf die Armlehne des Sofas und schlug die Beine übereinander. Ihr schlanker, nackter Fuß steckte in einem hochhackigen Riemchenschuh, der die zarten Knöchel besonders gut zur Geltung brachte. Sie wippte ungeduldig mit dem Bein auf und ab.
    Wieder biss er die Zähne zusammen. Warum um Gottes willen musste sie einen Rock tragen?
    Er ging zur Tür, ließ den Portier ein und bedeutete ihm mit einer Geste, wo er das Gepäck abstellen sollte. Es handelte sich um eine riesige Menge von Koffern, die alle Morgan gehörten, und der Mann musste mehrmals zu seinem Gepäckwagen, der auf dem Gang stand, hinausgehen, um alles hereinzuholen. Immer wieder warf er einen gierigen Blick in Richtung des Sofas, wo Morgan noch immer saß und ihn wie eine Katze beobachtete, die den Dosenöffner gehört hatte.
    Xander zog in der Zwischenzeit seine Brieftasche aus der Jacke, um dem Mann etwas für seine Mühen zu geben. Als er wieder aufblickte, bemerkte er, wie der Portier mit offenem Mund und schweigend vor Morgan stand und diese mit stumpfem Blick betrachtete. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht, wobei diese Geste irgendwie unnatürlich wirkte, als ob ihre Hände gerade etwas anderes getan hätten. Sie lächelte den Mann an.
    »Hallo«, fauchte Xander. Es begann ihm allmählich ziemlich auf die Nerven zu gehen, immer wieder mit ansehen zu müssen, wie Männer beim Anblick seines Auftrags offenbar völlig vergaßen, wer sie waren oder wo sie sich befanden.
    Blinzelnd drehte sich der Mann zu ihm um. Xander streckte ihm einen Geldschein entgegen und wies dann mit dem Kopf auf die Tür.
    »Ja, Sir«, murmelte der Portier und wandte sich zum Gehen. Er stolperte geradezu durch die Suite, und sein Gesicht wies auf einmal eine unnatürlich grüne Farbe auf. Xander runzelte die Stirn.
    Er schaffte es gerade noch rechtzeitig, beiseitezuspringen, als der Portier seinen Mund öffnete und eine Fontäne gelbgrüner Galle auf den vanillefarbenen Teppich kotzte, genau dorthin, wo Xander gerade noch gestanden hatte.
    Angewidert fluchte und schimpfte er. Der Mann sank auf die Knie, immer hoch hustend und würgend. Zwischendurch stammelte er immer wieder Entschuldigungen auf Italienisch. Von dem Sofa hinter Xander war ein tiefes, äußerst zufriedenes Kichern zu hören. Als er aufblickte, stellte er fest, dass Morgan ihn zuckersüß und verlogen anlächelte.
    »Oh, je«, sagte sie und ließ lässig ihren Fuß mit den zarten Knöcheln vor und zurück wippen. »Ich frage mich, ob er etwas Falsches gegessen hat. Wirklich schade, dass Sie ihm nicht mit Ihrer wunderbaren Akupressur rechtzeitig helfen konnten. Es sieht ganz so aus, als ob sein ›Inneres Tor‹ ein wenig Schmieröl benötigen würde.«
    Xander fühlte den Bruchteil einer Sekunde lang widerwillig Bewunderung dafür, wie viel sie aus reinem Hass riskierte. Doch diese Bewunderung wurde sogleich von einer derart gewaltigen Welle aus Zorn weggeschwemmt, dass er seine Hände zu Fäusten ballen musste, um dem Bedürfnis zu widerstehen, sie um ihren Hals zu legen und zuzudrücken.
    »Wenn Sie so etwas noch mal versuchen«, sagte er mit einer Stimme, die mehr einem Knurren als einem normalen Sprechen ähnelte, »werden Sie feststellen, dass es sich auch ohne Hände leben lässt.«
    Ihre Wangen liefen rot an – ein Anblick, der ihn befriedigte. Der Portier stand währenddessen schwankend auf. Nachdem er das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, ging er rücklings zur Tür. Er wischte sich den Mund am Ärmel seiner beigefarbenen Leinenuniform ab und stammelte noch immer Entschuldigungen. Er versicherte ihnen, dass gleich jemand kommen würde, um hier sauber zu machen. Als er die Tür erreichte, verschwand er blitzschnell im Gang.
    Morgan beugte sich hinunter und hob ihre Handtasche vom Boden auf. Dann richtete sie sich ohne den leisesten Anflug von Eile oder Aufregung auf, nahm einen der kleineren Koffer, die in einer Reihe an der Wand standen, und schritt schließlich voll lässiger Anmut zur Tür des Schlafzimmers. Sie trat über die Schwelle und drehte sich dann noch einmal um. Eine Hand lag auf dem Türrahmen,

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