Die Verraeterin
mein Leben«, fuhr sie ihn empört an, wobei ihre Augen gefährlich grün funkelten. »Ich bin diejenige, die diese Expurgari finden soll. Ich bin diejenige, die alles verlieren kann. Ich werde Ihnen also nicht erlauben, dass Sie mich hier herumkommandieren und beschließen, was das Beste für mich ist, nur weil Sie größer sind und ein paar Messer dabeihaben.«
Er spürte den besorgten Blick des Fahrers in seinem Rücken, wandte sich aber nicht von Morgans wütendem, bleichem Gesicht ab. »Das ist kein Spiel, Morgan«, sagte er mit heiserer Stimme. »Wissen Sie denn nicht, was ein wilder Alpha mit Ihnen tun wird, wenn er Sie erwischt? Haben Sie irgendeine Ahnung, was er tun wird?«
»Ja«, erwiderte sie eisig. »Und es ist wesentlich angenehmer als das, was Sie mit mir vorhaben.«
Ihre Worte trafen ihn wie eine Faust in der Magengrube. Das Taxi blieb stehen. Xander sah nicht hinaus, um zu sehen, wo sie sich befanden, sondern wartete darauf, dass sie seinen Arm losließ. Sie verpasste ihm zwei kleine Hiebe, ehe sie die Tür öffnete und aus dem Auto stieg.
»Und wenigstens habe ich dann noch einmal Sex, bevor ich sterbe.« Sie murmelte diese Worte mehr zu sich selbst als zu ihm, schlug die Tür zu, drehte sich um und schritt davon.
Wenn eine Granate in seinem Schoß losgegangen wäre, hätte sie nicht eine solche explosive Wirkung haben können, wie diese Worte auf seinen Körper hatten.
Schlagartig begann alles schneller zu werden. Sein Herz fing an zu rasen, er schwitzte, Hormone wurden durch seinen Körper gepumpt. Alles einschließlich seiner Gedanken entzog sich auf einmal seiner Kontrolle. Er sah nur noch eindringliche Bilder von Morgans nacktem Körper, der sich um den seinen schlang.
Er beugte sich nach vorne, vergrub die Hände in seinen Haaren und saß mit geschlossenen Augen eine Weile da, während er versuchte wieder ruhiger zu atmen. Nach einer Weile räusperte sich der Taxifahrer. »Mi scusi, signore. Avanziamo?«
»Nein.« Xander holte noch ein paarmal bebend Luft. »Ich steige aus.« Er zog ein paar Scheine aus seiner hinteren Hosentasche und warf einen Packen ungezählter Euros durch das kleine Plastikfenster. »Ist schon gut so«, sagte er auf Italienisch, als der Fahrer protestierte, dass es zu viel sei.
Geld. Was bedeutete schon Geld? Leander würde ihm so viel schicken, wie er brauchte. Nein, Geld war nicht das dringendste Problem, das er lösen musste. Und wenn er ehrlich war, war dieses Problem auch nicht Morgan.
Das Problem war er.
Diese Frau hatte es irgendwie geschafft, jedes Mal, wenn er ihr nahekam, seinen Schutzpanzer zu durchdringen. Alles an ihr traf ihn mitten ins Herz – ihre Augen, ihr Duft, diese rauchige, lässige Stimme, das Feuer, die Leidenschaft, diese zerbrechliche, anziehende Verlorenheit, die sie in ungeschützten Momenten, wenn sie glaubte, dass es niemand bemerkte, ausstrahlte. Und diese Dinge, die sie sagte! Diese unmöglichen, verrückten Dinge! Dinge, an die er stundenlang immer wieder denken musste, die sich in seinem Kopf anstauten und eine fatale Mischung aus Verwirrung, Fantasievorstellungen, schrecklicher Versuchung und noch etwas anderem bildeten.
Verständnis.
Irgendwie, auch wenn es unmöglich schien, wusste er, dass sie verstand, dass er sie nicht töten wollte. Aber dass er es tun würde, wenn er es musste. Weil er so war, wie er war. Dass er nur so war und schon immer so gewesen war, so lange, dass er sich an kein anderes Leben mehr erinnern konnte. Die Tatsache, dass sie das zu akzeptieren schien, war das Schlimmste, was er sich vorstellen konnte.
Wollten Sie denn nie anderes Leben führen?
Er stand an der Straßenecke, als das Taxi sich wieder in den Verkehr einfädelte, und beobachtete, wie Morgan davonging. Wieder wandten sich die Köpfe, wieder hörte er begeisterte Pfiffe von Männern, als dieses Prachtstück mit schwingenden Hüften vorüberlief. Für einen kurzen, schrecklichen Moment erinnerte sich Xander an eine andere Frau, die genau dasselbe zu ihm gesagt hatte. Vor vielen Jahren.
Eine Frau, die seinetwegen gestorben war.
Und wenn sie die Expurgari nicht fanden, musste auch Morgan sterben.
14
Dieser verdammte Hurensohn!
Morgan war vor Wut außer sich. Wenn sie eine Maschinenpistole gehabt hätte, wäre keiner dieser fröhlichen Italiener, dieser plappernden Touristen oder dieser dämlichen Nonnen in ihrer Nähe am Leben geblieben. In jeder Kirche dieser Stadt schien es Tausende von Nonnen zu geben. Es begann ihr, ehrlich
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