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Die Verraeterin

Die Verraeterin

Titel: Die Verraeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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sich in die Mauer.
    Die Steine fühlten sich kühl und sehr alt an. Manche waren härter als Ziegel oder Marmor und dadurch auch schwerer zu durchdringen. Der trockenere, staubigere vulkanische Tuffstein des Kolosseums war teilweise auf seinen Kleidern und seiner Haut zurückgeblieben, doch der Granit hinterließ nichts außer einem alkalischen Geschmack in seinem Mund. Er konzentrierte sich darauf, durch die dichte Masse des Steins zu dringen, wobei sich seine Arme, Beine und Brust so anfühlten, als ob er sich unter Wasser befinden würde. In dieser Art von Stein war es schwerer zu atmen, weshalb er es gar nicht erst versuchte.
    Als er auf der anderen Seite auftauchte, fand er sich in einem kleinen Dienstbotengang wieder, der völlig leer und hell erleuchtet war. Er holte tief Luft, erleichtert, den Granit hinter sich gelassen zu haben, und lief dann den Korridor entlang bis zu einer doppelten Stahltür. Dort blieb er stehen und lauschte, während er zugleich versuchte, den Geschmack der Luft wahrzunehmen.
    Leute. Statuen. Glasvitrinen und große Figuren. Und … Mumien?
    Er öffnete die Tür und betrat den Raum, wo er sich rasch umsah. Es handelte sich um eine Art von ägyptischer Sammlung mit Sarkophagen, Urnen und den Statuen verschiedener Pharaonen und Tiergöttern. Xander lächelte, als er die schöne Basaltskulptur der Katzengöttin Bastet in einer erleuchteten Vitrine sah, und legte zwei Finger an die Stirn, um sie zu grüßen. Dann lief er leise durch den Saal, wobei er die fragenden Blicke einer Touristengruppe ignorierte, der er auf den Weg nach draußen begegnete.
    Er nahm Morgans Geruch wieder wahr. Dunkler, exotischer Moschus und eine erhitzte Frau – unverkennbar und einzigartig. Darüber befand sich das blumige Parfüm, das sie an diesem Morgen aufgetragen hatte. Er vermutete, dass es sich um Lilien handelte. Langsam bahnte er sich einen Weg durch die Menge. Lilien und eine wunderbare heiße Leidenschaft.
    Reiß dich zusammen, Soldat!
    Er biss die Zähne zusammen und wanderte durch die vielen Räume, bis er schließlich die ägyptische Sammlung hinter sich gelassen und die Gemäldegalerie, die Wandteppiche und die Keramiken erreichte. Hier fanden sich außerdem Statuen, Mosaike und Ölgemälde, bei denen es sich fast ausschließlich um Meisterwerke handelte und die er bereits im Dunklen gesehen hatte, als er in der Nacht zuvor durch dieselben Säle geschlichen war, um der Spur des Mannes in Weiß zu folgen. Morgans Duft lotste ihn in die Sixtinische Kapelle. Diese war erstaunlich klein, nicht größer als das Wohnzimmer ihrer Suite im Hotel, jedoch so vollgepackt mit Touristen und uniformierten Wärtern, welche die Menge regelmäßig dazu brachten, leise zu sein und davon abhielten zu fotografieren, dass er kaum mehr vorwärtskam. Xander nahm sich einen Moment Zeit, um nach oben zu blicken und das Werk eines seiner berühmtesten Verwandten zu betrachten – Michelangelo. Fast musste er laut lachen. Keiner außer den Ikati würde jemals wissen, wer Michelangelo wirklich gewesen war.
    Dann ging es einige schmale Treppen hinunter, die er nur langsam vorankam, da auch hier die Menschenmenge gewaltig war, bis er einen kurzen Gang erreichte und sich auf einmal in der riesigen, majestätischen Halle des Petersdoms befand.
    Die Kirche war gewaltig und so unheimlich wie ein Friedhof. Überall brannten Kerzen, es roch nach Weihrauch, man konnte Geflüster hören, das in der Kuppel weit über den Köpfen widerhallte. Diesiges Sonnenlicht fiel durch die sechzehn Fenster der enormen Kuppel über dem Altar auf den reich verzierten Marmorboden. Doch hier in der Säulenhalle war es düster und still.
    Am anderen Ende des Hauptschiffs sah er aus dem Augenwinkel eine rote Bluse und eine dunkle Haarmähne, die über den Rücken einer Frau fiel. Er beschleunigte seinen Schritt, bahnte sich einen Weg durch eine Gruppe flüsternder Touristen, bog um eine riesige Säule und sah sich auf einmal Morgan gegenüber. Sie lehnte an der Säule, eine Hand am Hals, die andere ausgestreckt, um ihn daran zu hindern, näher zu kommen. Ihre Wangen waren gerötet, und sie schien außer Atem zu sein.
    »Verschwinden Sie«, flüsterte sie heiser. Ihre Augen waren halb geschlossen und die Pupillen so geweitet, dass sie beinahe das Grün der Iris verschluckten, was sie seltsam ausdruckslos erscheinen ließ.
    Er erstarrte. Ihm war sofort klar, dass etwas nicht stimmte. Also weitete er sein Bewusstsein, öffnete Nase und Ohren, konnte aber

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