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Die Verraeterin

Die Verraeterin

Titel: Die Verraeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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Sie schnurrte und machte es sich bequem.
    »Wir warten bis Mitternacht, um zu sehen, ob Aurelio und Lucien mit dem zurückkehren, was mir gehört«, erklärte der König leise. »Wenn sie es nicht tun …« Er richtete seine lodernden schwarzen Augen auf Celian, und seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, »… dann verlange ich Kompensation.«
    Celian lief es kalt über den Rücken. Er wusste, welche Kompensation der König einfordern würde. Es gab nur eine einzige Sache, die ihn in einem solchen Fall zufriedenstellen würde: Schmerzen.
    Schmerzen würden der Preis sein, den er für sein Scheitern zahlen musste. »Ja, Majestät«, erwiderte er mit leiser Stimme.
    Ein Knurren drang aus Constantines Brust, und das Lächeln des Königs wurde noch breiter. »Stets der Beschützer, Constantine. Und doch gefällt mir deine Sorge um deinen Bruder keineswegs. Deine Lehenstreue gebührt alleine mir. Oder irre ich mich?«
    Constantine hob den Kopf und blickte in die eiskalten Augen des Königs. »Nein, mein König, Sie irren sich nicht.«
    »Gut. Denn du wirst es sein, der Celian bestraft, wenn eure restlichen Brüder nicht mit der Frau zurückkehren.«
    Celian spürte, wie Constantine erstarrte. Am liebsten hätte er die Hand ausgestreckt und ihm einen Schlag gegen den Kopf versetzt. Widerrede konnte zum Tode führen. Das war es nicht wert.
    »Ganz wie Sie wünschen, Majestät«, sagte Constantine langsam, wobei der Zorn sein Gesicht verdunkelte.
    Der König lehnte sich nachdenklich auf dem Thron zurück und streichelte die Katze. Berechnend musterte er einen Soldaten nach dem anderen. »Ihr könnt euch glücklich schätzen, meine Herren. Ich bin in guter Laune, weil allein diese Woche drei mündig gewordene Männer ihre Verwandlung durchliefen. Es gibt noch viele Liberi , die wir bald einem Test unterziehen, und außerdem haben wir möglicherweise schon bald eine neue Vollblutfrau zu unserer Verfügung. Die Dinge sehen nicht schlecht aus. Meint ihr nicht?«
    Die Soldaten antworteten einstimmig, wobei ihre Stimmen in dem steinernen Raum widerhallten. »Ja, Majestät.«
    Dominus lachte. »Und ich stehe kurz davor, endlich das Antiserum fertig zu haben. Ja, die Dinge sehen wirklich nicht schlecht aus.« Keiner der Soldaten wusste genau, wovon er sprach. Aber keiner wies darauf hin oder stellte eine Frage. Fragen waren nicht gestattet.
    Dominus seufzte und gab ihnen mit einem Winken zu verstehen, dass sie gehen konnten. »Bereitet euch vor. Ich werde euch um Mitternacht in der Fovea treffen.«
    Die Brüder verneigten sich und gingen rückwärts auf den Ausgang zu. Als sie die Stimme des Königs noch einmal hörten, blieben sie stehen. »Constantine?«
    Er blickte auf. »Ja, Majestät?«
    »Nimm die neunschwänzige Katze aus Stacheldraht.« Seine Lippen verzogen sich zu einem kalten, hässlichen Grinsen. Er blickte Celian an. »Ich will Blut sehen.«

19
    Drei Stunden, nachdem Morgan den Anruf auf Xanders Handy getätigt hatte, hörte sie ein lautes Klopfen an der Tür der Hotelsuite.
    Zu diesem Zeitpunkt hegte sie nur noch wenig Hoffnung, dass Xander überleben würde. Sein Puls schlug so schnell wie die Flügel eines Kolibri, um dann für Sekunden stillzustehen. Seine Haut war grau und sein Atem ging sehr flach. Und dann das Blut! Aus seiner Wunde war so viel Blut ausgetreten, dass sie glaubte, es könnte keines mehr übrig sein, das sein Herz durch seine Adern pumpen konnte.
    Sie hatte lange Zeit vor ihm auf dem Boden gehockt und sein blutdurchtränktes Hemd auf die Wunde gepresst. Irgendwann hatte sie einen Krampf in den Beinen bekommen und war zu dem Sofa neben ihm gewandert, ohne auf das Blut zu achten, das durch ihren Rock und ihre Bluse auf die Sofakissen kam. Es tropfte auch von ihren Fingern.
    Seitdem sie sich auf die Couch gesetzt hatte, hatte sie sich nicht mehr bewegt. Innerlich weigerte sie sich, darüber nachzudenken, was sein Tod bedeuten würde, und stellte sich stattdessen in einer endlosen Schleife Bilder von Xander seit jenem Tag vor, an dem sie sich kennengelernt hatten. Sie sah seine funkelnden Tigeraugen, umrahmt von den dichten schwarzen Wimpern vor sich, sein schelmisches Grinsen, die Art, wie er sich einem stummen, gefährlichen Jäger gleich bewegte. All diese Narben auf seinem Rücken. Seine zärtliche, bleiche Miene, als er erklärt hatte, dass er es ihr nicht zum Vorwurf machte, wenn sie ihn sterben ließ.
    Der Kuss.
    Dieser Kuss ließ sich nicht mehr aus ihrem Kopf verdrängen, ganz gleich,

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