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Die Verraeterin

Die Verraeterin

Titel: Die Verraeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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tief durch, während sie merkte, wie verrückt das alles klang und wie sehr es doch der Wahrheit entsprach. »Selbst wenn es bedeutet …«, …  dass er mich irgendwann tatsächlich töten wird , vollendete sie den Satz in Gedanken. Und dass ich eine selbstzerstörerische Idiotin mit einem gro ßen Todeswunsch bin. Doch auch das sagte sie nicht laut. Stattdessen fügte sie ein wenig lahm hinzu: »… Sie wissen schon.«
    Hinter einem ihrer Augen pochte ein Nerv, und ein stechender Schmerz schoss durch ihren Schädel. Sie presste ihre Finger darauf und dachte, dass sie vermutlich gleich die schlimmste Migräne aller Zeiten bekommen würde. Doch wie war das möglich? Bisher hatte sie noch nie unter so etwas gelitten. Nur Menschen litten unter Kopfschmerzen. Menschen und weibliche Ikati, die kurz davorstanden …
    »Sie erweisen uns eine Ehre«, sagte Mateo heiser.
    Blinzelnd nahm sie die Hand vom Gesicht und sah ihn an. Er erwiderte ihren Blick mit etwas wie … Bewunderung.
    »Was?« Sie sah zu Tomás hinüber, dessen Miene nicht mehr so misstrauisch wie noch Sekunden zuvor wirkte, sondern die auf einmal etwas wie Dankbarkeit widerspiegelte.
    »Was Sie für einen von uns tun, tun Sie für jeden von uns«, erwiderte Tomás rätselhaft. Seine rauchigen Augen schienen auf einmal merkwürdig rund geworden zu sein.
    Morgans Blick schoss zwischen den beiden Ikati und dem noch immer erstarrten, fassungslosen Doktor hin und her. »Ich …«
    »Es ist ihr Code«, erklärte der Doktor, nachdem er seine beiden Begleiter rasch gemustert hatte. Er schob die Brille auf seiner Nase nach oben. »Der Code der Killer. Erzürnst du einen, erzürnst du uns alle. Tötest du einen, tötest du uns alle. Liebst du einen … « Er räusperte sich. » … liebst du uns alle. «
    »Noch mehr Auftragskiller also«, meinte Morgan mit einer etwas schwächeren Stimme, als ihr lieb war. Sie schloss die Augen. »Wie viel von euch gibt es denn genau?«
    »Vier«, erklärten Mateo und Tomás aus einem Mund.
    Es hätte schlimmer kommen können. Wenigstens waren es nicht vierhundert. Sie warf einen Blick auf Xander und dann wieder auf die beiden. »Und wo ist der Vierte?«
    Diesmal war es Mateo, der antwortete. »Er wartet unten im Auto.«
    »Im Auto?«
    In seiner rauen Stimme schwang etwas wie Belustigung mit. »Sie haben doch wohl nicht geglaubt, dass wir hierher geflogen sind – oder?«
    Frag nicht nach Sonnenschein. »Okay. Bringen wir es hinter uns«, sagte sie seufzend.
    »Also, an die Arbeit, Doc«, sagte Mateo zu Bartleby.
    Der Arzt begann sogleich. Er öffnete seine Ledertasche und holte eine große, bedrohlich aussehende Spritze und ein Plastikröhrchen heraus, an dessen Enden sich spitze, silberne Kanülen befanden. Dann schob er das Röhrchen hinten in die Spritze, holte eine kleine Flasche heraus, deren Inhalt nach Alkohol roch, einen Stapel weißer Bandagen sowie Watte und legte alles auf den Tisch neben Xanders regungsloser Gestalt. Schließlich zog er sich zwei dünne Latexhandschuhe über.
    »Auf den Tisch, wenn ich bitten darf.« Er wies mit der Hand auf den langen Esstisch. Morgan setzte sich mit so viel Würde, wie sie in ihren blutdurchtränkten Kleidern aufbringen konnte, auf den Rand. Ihre nackten Beine baumelten wie die eines Kindes herab. Zuerst schlug sie die Beine übereinander, dann entschied sie sich wieder dagegen. Sie hatte nämlich mit einer ziemlich großen Nervosität bemerkt, dass sowohl Mateo als auch Tomás für niemand anderen mehr Augen als für sie hatten.
    Auf einmal fühlte sie sich wie eine Ameise unter einem sehr großen – sehr männlichen – Mikroskop.
    »Sie sollten sich hinlegen«, sagte Bartleby sanft. Er wollte eine Hand auf ihre Schulter legen, doch ein leises Knurren von Tomás brachte ihn sogleich davon ab. Stattdessen ließ er die Hand wieder sinken. Seine Wangen röteten sich. »Wenn Sie sich bitte hinlegen würden.«
    »Ist das wirklich nötig?«
    »Es könnte Ihnen ein wenig schwindlig werden«, sagte er, während sein Blick zwischen Mateo und Tomás hin und her schoss. Als er weitersprach, klang seine Stimme entschuldigend. »Und es wird auch piksen.«
    Morgan betrachtete Xander, der schön und bewusstlos an der Schwelle des Todes stand. Sie fragte sich, ob es auch piksen würde, wenn er sein Messer in ihren Hals bohren würde. Der Gedanke daran ließ das Blut aus ihrem Gesicht weichen. Mit einer raschen Bewegung legte sie sich neben ihn. Der Arzt rollte den Ärmel ihrer Bluse hoch und

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