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Die Verraeterin

Die Verraeterin

Titel: Die Verraeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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schnell. Er wird immer schwächer …«
    »Wenn du ihn sterben lässt, kostet dich das deinen Kopf, Bartleby«, fauchte Tomás wütend.
    »Lass das«, sagte Mateo, der merkte, wie bleich der Arzt wurde, als er Tomás’ Zorn sah. Er wandte sich direkt an ihn. »Es gibt niemanden vor Ort. In Italien gibt es keine Kolonie, und offensichtlich kann es keiner von uns beiden tun, weil sein Körper das Blut eines anderen Mannes abstoßen wird. Sie müssen einen Weg finden, es ohne …«
    » Hallo! «, rief Morgan.
    Drei Köpfe wandten sich in ihre Richtung.
    »Ich kann ihm Blut spenden«, sagte sie nun ruhiger, nachdem sie endlich die volle Aufmerksamkeit der Männer hatte. »Er kann Blut von mir bekommen.«
    Wie versteinert warf Bartleby erst Mateo und dann Tomás einen Blick zu. Diese starrten Morgan mit einem ausdruckslosen Killerblick an, der ziemlich unheimlich war. Keiner rührte sich.
    »Sie sind die Zielperson«, sagte Mateo. Seine Augen musterte sie desinteressiert von Kopf bis Fuß.
    »Eigentlich bin ich Morgan«, erwiderte sie säuerlich.
    »Die Zielperson.« Tomás schürzte verächtlich seine vollen Lippen. »Sein Auftrag. Sein Opfer …«
    »Danke für die Erklärung«, unterbrach ihn Morgan und verschränkte die Arme über der Brust. Sie starrte ihn so finster an, dass sie fürchtete, sie könnte zu schielen beginnen. »Vielen Dank. Ohne Sie wäre mir das nicht klar gewesen. Lassen Sie mich jetzt Blut spenden, oder wollen Sie, dass Ihr Kumpel da auf dem schönen Cassina-Tisch stirbt?«
    Eine Weile herrschte angespanntes Schweigen.
    Morgan stand kurz davor, endgültig die Geduld zu verlieren – Geduld gehörte auch zu den besten Zeiten nicht gerade zu ihren Stärken. Sie war erschöpft. Ihr Körper schmerzte, ihre Knochen taten weh, selbst ihre Zähne fühlten sich taub an. Das Blut in ihren Adern kochte, als ob jemand unter ihren Füßen ein Feuer entzündet hätte. Wenn sie ihren Zustand mit irgendetwas hätte vergleichen müssen, dann am ehesten mit dem unangenehmen Beginn einer Grippe. Deshalb trug die Tatsache, dass zwei weitere fremde, feindselige Männer sie so anstarrten, als ob sie vorhätten, sie zum Frühstück zu verspeisen, nicht gerade zu ihrer guten Laune bei.
    »Er kann Blut nur von einer weiblichen Ikati bekommen«, sagte sie, als die Männer noch immer schwiegen und sie aus schmalen Augen musterten. »Und wenn er es nicht bald kriegt, wird er sterben. Stimmt doch, oder?«, fügte sie hinzu und warf einen fragenden Blick auf den Arzt. Dieser nickte mit seinem weißen Kopf eifrig wie ein kleiner Vogel. Sie erwiderte sein Nicken, denn sie wusste die Antwort, bevor sie die Frage gestellt hatte. Ikati besaßen keine Blutgruppen und auch keine Blutkrankheiten. Menschliches Blut war für sie unbrauchbar, da es so schwach wie Wasser war. Nur eine Frau konnte einem Mann Blut spenden und umgekehrt.
    »Mein Angebot steht«, sagte sie abschließend. Noch immer keine Antwort. Mateo und Tomás starrten sie an, während irgendwo draußen in der Ferne ein Hund zu bellen begann.
    Morgan atmete hörbar tief durch und ließ die Arme sinken. Die Erschöpfung breitete sich in ihrem ganzen Körper so heftig aus, dass sie auf einmal das Gefühl hatte, ihre Haut wäre zu eng für sie. »Gut«, sagte sie bitter. »Es ist eure Entscheidung. Wenn der Rat wissen will, was passiert ist, dann müsst ihr euch verantworten.«
    Sie drehte sich um und wollte gerade zum Telefon gehen, das auf dem Schreibtisch im Wohnzimmer stand, um Leander anzurufen, als Mateo sie mit seiner rauen Stimme innehalten ließ.
    »Warum würden Sie das tun?«
    Morgan drehte sich in ihren blutverkrusteten, hart gewordenen Kleidern um und sah ihn an. Er erwiderte ihren Blick – ein Mann, der ganz aus Muskeln, Masse und grünäugiger Bedrohung bestand. Das Licht schimmerte in seinen bläulich schwarzen Haaren.
    »Wenn ich mich nicht irre, lautet sein Auftrag, Sie umzubringen, wenn Sie Ihre Aufgabe nicht erfüllen. Warum also wollen Sie ihm Blut spenden?«, wollte er wissen.
    Eine gute Frage. Leider hatte sie jedoch keine gute Antwort. Zumindest keine, die Sinn ergab. Sie stand beinahe eine ganze Minute lang da und dachte nach.
    »Er hat mir das Leben gerettet«, erwiderte sie schließlich und zeigte auf die zwei Toten, die noch immer auf dem Balkon und dem Boden des Wohnzimmers lagen und Beweis genug schienen. »Ich schulde ihm zumindest eine Chance. Das verdient er, das bin ich ihm schuldig. Und … Und ich möchte, dass er weiterlebt.« Sie atmete

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