Die verratene Nacht
aussehen wie ich.“ Er strich mit ausladender Geste über seinen Pferdeschwanz, der ihm gerade bis auf die Schultern reichte.
„Na, hast du das da schon geknackt?“, fragte Theo und zeigte auf den Computer. „Du hattest den ganzen Nachmittag.“
Lou schnaubte. „Nein. Blizeks Sicherheit ist zum Kakao schreien. Was immer er über sie in der Hand hatte, muss er tiefer vergraben haben, als man braucht, um ein Loch nach China zu graben. Aber hast du diese Prototypen und Screencaps da drin für Jolliahs Castle gesehen? Das Spiel war sicher abgefahren.“
„Ich weiß. Ich frage mich, ob wir rauskriegen können, wie man es aufbaut“, sagte Theo und holte sich einen extra Stuhl. „Es vielleicht sogar verbessert.“
„Etwas von Unizek verbessern? Das ist Gotteslästerung!“
Theo stieß ein Lachen wie ein Grunzen aus. „Hast du irgendwas von Sage oder Elliott gehört?“
Lou wurde wieder ernst. „Noch nicht. Sie versucht’s. Aber ich glaube nicht, dass die Chancen gut stehen, ihn in innerhalb einer Woche herzukriegen, selbst wenn sie ihn erreicht. Jade weiß, wie man sich in das Netzwerk einloggt, aber ich bin nicht sicher, wo sie und Elliott sind.“
„Ich glaube nicht, dass er so lange durchhält“, erwiderte Theo, der schon auf die Tastatur einhämmerte. Sein Gesicht war finster und Lou erkannte Sorge und Trauer in seinem Gesichtsausdruck. „Ich habe Neuigkeiten.“ Theo unterbrach seine Arbeit, um Lou anzuschauen, „Bin heute Nachmittag ‘nen paar alten Freunden über den Weg gelaufen. In Yellow Mountain – der Siedlung da drüben.“
„Wem denn?“
„Der Typ, der versucht hat mich zu töten, als ich mit Fence und Quent unterwegs war – Kopfgeldjäger namens Seattle. Und rate mal, wer bei ihm war?“
„Ian Marck.“
„Und die Frau namens Remington Truth.“
Da machte Lou in der Tat große Augen. Remington Truth war gerade mal ein paar Stunden in Envy gewesen, bevor sie sich aus dem Staub gemacht hatte. Sie hatte doch tatsächlich eine Schlange nach Wyatt geworfen – eine Tatsache, über die Lou sich immer noch königlich amüsierte. Niemand verstand, warum genau sie immer weglief und was sie zu verbergen hatte – aber da war offensichtlich was, denn andauernd schlüpfte sie ihnen durch die Finger. „Sie waren alle beieinander? Was haben sie gemacht?“
Die Zwillinge hatten sich automatisch nebeneinander hingesetzt, jeder von ihnen arbeitete an einer anderen Tischecke, an einem anderen Computer und Theo erklärte, was er in Yellow Mountain beobachtet hatte.
„Hmm“, sagte Lou. „Und du sagst, es wurde niemand verletzt?“
„Interessanterweise nein. Aber da waren ein paar Jungs, die aussahen, als würden sie versuchen ein Auto nachzubauen. Die Snoopies haben es zerstört.“ Theo seufzte und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. „Verdammt, Lou, ich will mir diese Schweinehunde schnappen und sie töten, Scheiße nochmal. Oder so etwas. Ganz besonders Seattle. Und die Tatsache, dass Remington Truth irgendwo mit den Kopfgeldjägern herumhängt, verheißt nichts Gutes.“
„Warum folgen wir ihnen nicht einfach? Sie können nicht weit sein. Wir könnten vielleicht etwas rausfinden. Es ist die erste Chance, die wir bekommen haben, so etwas zu tun.“ Er hatte einen der drei Humvees der Widerstandsbewegung mitgenommen, als er Envy verlassen hatte. Dummerweise, war er keine fünfzehn Meilen von hier in einem Graben gelandet und alleine hatte er ihn nicht rausholen können – weswegen er dann zu Fuß unterwegs gewesen war, als die Zombies angegriffen hatten. Aber für sie beide wäre es ein Leichtes, dem abzuhelfen.
Theo nickte. „Ich wäre schon jetzt zur Tür raus, wenn da nicht Selena wäre und was sie gerade durchmacht. Ich will sie jetzt gerade nicht allein lassen.“
„Dann ist sie also diejenige, welche“, sagte Lou. „Die Eine?“ Gott sei Dank.
„Ja. Das ist sie.“
Dann herrschte für ein Weilchen Schweigen, außer dem Klackern der Tastaturen und einem wüsten Fluch ab und an. Und dann auf einmal begann Theo leise in sich rein zu lachen.
Lou schaute rüber. „Was?“
„Ich weiß nicht warum, aber ich habe mich gerade an Waldi vom Hintern erinnert.“
Lou lächelte und konnte dann nicht umhin, kurz loszuprusten. „Und Faule Eier.“ Er konnte sich nicht mehr beherrschen, als er an die Streiche in der High School dachte. Sie hatten sich in das Mail-System der Schule eingehackt und die Namen auf den Emails vom Schulleiter und von einem seiner Stellvertreter
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