Die verratene Nacht
verändert. Wenn Walter van Winter also eine Email verschickte, erschien es in der Empfänger-Mailbox als eine Mail von Waldi vom Hintern. Und Paul Meiers Name wurde zu Faule Eier gemacht.
„Und man hat uns nie erwischt“, gluckste Theo. „Wir waren scheißgut. Erinnerst du dich noch daran, wie wir die Kassenzettel bei Wal-Mart abgeändert haben?“
Lou lachte noch lauter. Es war ein Ferienjob für sie beide gewesen, jeder in einer anderen Abteilung. Aber an ihrem letzten Tag, als Abschiedsscherz, war es ihnen gelungen, sich in das Betriebssystem einzuloggen und sie hatten die Grußformel unten auf den Kassenzetteln verändert, von „Have a nice Day“ zu „Shit happens“. Stundenlang war jeder Kassenzettel von jedem Einkauf in dem Laden aus der Kasse gerattert mit „Shit happens“ – mit einem großen Wal-Mart Smiley dahinter. Bis es einem der Verkäufer auffiel und der den Manager darauf aufmerksam machte.
„Wenn wir so gut sind, warum zum Teufel schaffen wir es dann nicht, die Geheimnisse von Mr. Blizek zu knacken?“, fragte Lou.
„Ich weiß es nicht, aber manche von diesen Spieleprototypen sind echt abgefahren und es sieht auch aus, als ob unser Junge Brad vielleicht schwul war, wenn man ein paar recht eindeutige Emails an einen gewissen Tony Filletti betrachtet. Und hier sind noch ein paar Dinge – hmm, ich wusste nicht, das er an etwas mit Geocaching arbeitete. Es sieht so aus, als wollte er es in ein anderes Spiel einarbeiteten; es zu einer Art Online-Schatzsuche in der echten Welt zu machen. Das wäre ja abgefahren gewesen.“
„Tony könnte auch ein Mädchenname sein“, merkte Lou an, der gerade versuchte eine weitere Firewall zu durchbrechen. „Leck mich, war dieser Typ paranoid.“
„Nun, wenn ich im Kult von Atlantis mit drin wäre und doppeltes Spiel mit denen treiben würde, wäre ich auch paranoid“, entgegnete Theo trocken.
Und dann kam es ihm auf einmal. Lou hielt inne, seine Hände ruhten auf der Tastatur. „Geocaching“. Er sprach es laut aus. „Das könnte es sein. Das muss es sein!“
„Was? Bist du drin?“ Theo rollte auf seinem Stuhl rüber, um auf den Computerbildschirm zu schauen. „Was?“
Aber Lou hatte schon begonnen in seinem Beutel nach der Liste von Aberhunderten von Zahlenreihen zu graben, die er schon seit Wochen zu dekodieren versuchte. „Ich bin so blöd. Ich bin ein totaler Idiot. Es sind Dezimalzahlen. Koordinaten auf einer Landkarte.“
„Meinst du diese Zahlen da von den Fremden? Von Remington Truths alten Notizen?“
Lou zog die handgeschriebenen Informationen hervor. „Ja. Als du Geocaching gesagt hast – das hat mich drauf gebracht. Ich wette diese Zahlen stehen für Orte von–irgendwas. Irgendwas Wichtigem für die Fremden. Ich habe keine Ahnung was, aber wenn ich raten müsste, würde ich sagen entweder Festungen oder Lagerorte von Vorräten oder etwas in der Art.“
Theo nickte schon wieder, seine Augen leuchteten aufgeregt. „Ja. Das würde absolut Sinn machen. Ja. Das einzige Problem ist“, sagte er, „da jetzt alles im Arsch und die Erdachse sich verändert hat, wie zum Teufel werden wir die richtig lesen?“
~*~
Selena war sich nicht sicher, ob es ein Segen war oder nicht, als Sams Wolke blau wurde.
Selbst in dieser kurzen Zeit hatte der Schmerz tiefe Linien in sein Gesicht gezeichnet und sein Atem ging nur noch rasselnd und schwer. Mehr als einmal hatte er die Augen aufgeschlagen und ganz klar und wach mit ihr geredet. Der Besuch von Jennifer war ein Himmelsgeschenk gewesen, hatte den Kummer, der da noch festgehangen hatte, aufgehoben. Und Selena fühlte Dankbarkeit für Theo tief drinnen in sich hochsteigen. Was auch immer es nun gebracht hatte, Sammy würde von der Frau, die er liebte, im Sterben das bekommen haben, was er brauchte.
Aber nun – vierundzwanzig Stunden nach dem Angriff der Zombies – erlosch das Licht in seinen Augen allmählich.
Selena war ihm nicht von der Seite gewichen, seit Vonnie sie zurückgerufen hatte. Und in diesen letzten paar Stunden voller Kraft – durchaus üblich bei Sterbenden – hatten sie und Sam doch tatsächlich ein paar Mal miteinander gelacht, als sie sich an Geschichten erinnerten, wo er noch klein war.
„Sie sind bereit und warten auf mich, Mom“, sagte er schließlich. „Sie warten. Es sind deine ... Mom und dein Dad ... weißt du.“
Sie nickte und kämpfte gegen die Tränen in ihren Augen an. Mit Sammy nicht mehr hier, da würde ihr Leben so leer sein. Sie würde
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