Die verratene Nacht
seiner Brutalität eine solch unterschwellige Heftigkeit, dass es Remy schauderte und sie ein wenig abrückte.
Seattle hatte diese Zerstörung genossen; es lag ein überhebliches Lächeln auf seinem Gesicht, als er einen Computermonitor zertrümmerte oder etwas in Brand steckte. Er war bei solchen Arbeiten mit Leib und Seele dabei und weidete sich an der Angst, die er erzeugte. Macht zu haben, machte ihn nur gierig auf mehr davon.
Iah hingegen tat alles mit solch kalter, emotionsloser Intensität, dass seine Handlungen viel beunruhigender waren.
Ein Geräusch hinter ihr ließ Remy am Rand des bewaldeten Gebiets anhalten. Es prickelte ihr unangenehm im Nacken und sie drehte sich um, um Seattle da stehen zu sehen. Seine langen, blonden Dreadlocks hingen heute offen runter und auch wenn sein Gesicht nicht ausgesprochen unattraktiv war, war es der Ausdruck in seinen Augen, der machte, dass sich ihr der Magen umdrehte.
„Es wird schon dunkel“, sagte er. Seine Stimme war glatt, als ob er sich ihrer Abneigung, was ihn anbetraf, bewusst war und versuchte, sie zu beruhigen. „Ich hoffe, du gehst nicht allein in den Wald.“
Remy tröstete sich mit dem Gewicht ihrer Pistole, die ihr hinten in der Jeans steckte. Selbst Ian wusste nicht, dass sie sie immer noch mit sich herumtrug – obwohl er vielleicht einen Verdacht hatte, weil es die Pistole war, die ihn überzeugt hatte ihr bei der Flucht vor diesen Menschen zu helfen, die sie in Redlow aufgespürt hatten. Als sie ihm den Lauf in seinen Rücken gebohrt und ihn gezwungen hatte, sie von dort weg zu fahren.
„Danke, dass du dir Sorgen um mich machst“, erwiderte sie kühl.
„Wenn dir der Sinn nach Gesellschaft steht–“
„Das tut er nicht.“
Seattles Augen wurden schmal. „Du weißt, dass Ian Marck beim Inneren Kreis nicht gerade beliebt ist. Wenn du an die Art von Informationen rankommen und den Respekt haben willst, wie ich sie von der Elite bekomme, tust du gut dran, einen Bogen um ihn zu machen. Er wird dir die Erfahrung etwas vermiesen.“
„Ich habe meine eigenen Methoden, um vom Inneren Kreis Respekt zu bekommen“, entgegnete Remy.
„Ich frage mich, was Lacey sagen würde, wenn sie wüsste, dass du gerade versuchst meinen neuen Partner zu manipulieren?“ Ians Stimme durchschnitt die Nacht wie ein Messer. „Ich glaube nicht, dass sie sonderlich erfreut wäre.“
Seattle schien nicht überrascht über das Auftauchen seines Rivalen. „Lacey kann sich mal ficken. Oder dich, und ich weiß, dass das öfter vorkommt.“ Seine Stimme war von kumpelhaft zu kalt gewechselt.
„Ein wunder Punkt für dich, hmm, Seattle?“ Ian hatte keinen Blick für Remy übrig, noch machte er Anstalten ihr nahe zu kommen. Er stand einfach da, beobachtete sie beide.
„Fick dich“, gab der andere Mann zur Antwort.
„Ich vermute mal, dass dir das Spaß machen würde“, sagte Ian. „Halt dich Teufel nochmal aus meinen Angelegenheiten raus.“
Remy begann sich langsam abzusondern, weil sie keine Lust hatte zwei Alpha-Terriern beim Balgen zuzuschauen, aber Ians Hand kam vorgeschossen und packte sie am Arm.
Nach einem kurzen Augenblick machte Seattle kehrt und stapfte davon, drosch auf dem Weg zurück zu den andern auf die Büsche ein.
Remy versuchte sich wegzuziehen, aber Ian ließ sie nicht gehen. „Du hast dir einen Feind gemacht“, merkte sie trocken an.
„Ach? Noch einen? Wie schrecklich.“ Seine Antwort troff nur so vor Sarkasmus. Er zog sie herum, so dass sie vor ihm stand, und sie bewegte langsam die Hand in Richtung der Pistole in ihrem Hosenbund. Wo war Dantès?
„Gib dir keine Mühe“, sagte er und mit einer geschmeidigen Bewegung griff er sich rasch ihre Pistole, bevor sie diese zu fassen bekam. Er schob sie sich in den eigenen Hosenbund. „Die wirst du nicht brauchen.“
Das Herz schlug ihr schon im Hals, aber Remy hielt ihr Gesicht ausdruckslos. „Ich gehe gleich wieder zurück. Gib sie mir“, und streckte die Hand nach der Pistole aus.
„Gleich.“ Er kam nicht weiter auf sie zu, aber ließ dann auch nicht ihren Arm los. „Seattle hat den Eindruck, dass wir Liebhaber sind.
„Klingt, als wolle er Lacey das auch wissen lassen.“
Er sprach genau im gleichen Moment. „Es ist Zeit, dass wir Fakten schaffen.“
Remy stürzte da der Magen ab und sie schaute zu Ian hoch. Er hatte sich immer noch nicht bewegt, aber sie las da Hitze, gemischt mit Verachtung, in seinen Augen.
„Es ist der beste Weg ihn davon abzuhalten, dir
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