Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die verratene Nacht

Die verratene Nacht

Titel: Die verratene Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason , Joss Ware
Vom Netzwerk:
Hälfte ihres Gesichtes. Die Zombies rannten jetzt geradewegs auf sie zu, die Arme ausgestreckt, ihre Schreie schrill und wild und grauenerregend.
    Theo rannte, angetrieben von der eigenen Verzweiflung. Wenn er eine Bombe losgehen lassen könnte, bevor sie zu nahe herankamen ... aber die waren schnell. Mein Gott, schneller als er die Monster sich je hatte fortbewegen sehen, schwankend und stolpernd, Hände, die ins Leere griffen zeichneten sich schemenhaft im Licht der Mondsichel und der Sterne ab.
    Er erhaschte einen Blick auf Selenas Gesicht, angespannt und ausdruckslos, umgeben von dem rosa Glühen. Sie rührte sich nicht von der Stelle, als sie um sie herum tobten. Sie rührte sich nicht .
    Theo schrie auf vor Wut und Verzweiflung, als er mit einem Streichholz wild herumfummelte, selbst dann noch, als er bereits wusste, dass es zu spät für eine Bombe war.
    Die Monster holten aus und kratzten, als sie in einem Schwarm näher kamen, sich wie eine Meute hungriger Wölfe auf sie stürzten.
    „ Selenaaa! “, schrie er, als sie in der wogenden Masse verschwand.

----
    SIEBEN
     
    Selena wollte die Augen schließen, als die Monster sich in einer Traube um sie schlossen, klammerten, krallten, verzweifelt.
    So verzweifelt.
    Aber sie tat es nicht. Sie zwang sich still zu halten, aufrecht, stark; der Angst und dem Schmerz nicht nachzugeben. Es schien ihr mit jedem Mal schwerer zu fallen ... mit jedem Mal schienen sie noch brutaler, noch verzweifelter zu sein.
    Als sie um sie herum tobten, schien der Gestank der Kreaturen ihr in jede Pore zu fließen, sich in ihrer Nase zu verfangen und ihre Augen zum Tränen zu bringen ... und dann war da noch das abfallende, faulende, graue Fleisch, das an ihr rieb wie dicke, trockene Schlangenhaut. Fleisch, das einmal fest und glatt gewesen war, weiß, schwarz, olivfarben, dunkel wie Ebenholz ... und alle anderen Schattierungen dazwischen.
    Die Augen brannten orange, aber in ihnen nur Leere ... bis sie den Kristall erblickten.
    Sie hielt ihn gerade vor sich. Sein rosarotes Schimmern erleuchtete nur einen kleinen Kreis um sie herum, aber sie schienen ihn auch über eine große Entfernung hin zu spüren. Und er brannte. Als ob er Feuer gefangen hätte.
    Einer der Zombies stieß ein langes, tiefes Wimmern aus, das ganz und gar nicht klang wie „ruu-uuuthhh“, sondern mehr wie, „iiiiiich-jetzz“. Und sie – es war ein Weibchen – holte mit ihrer tapsigen, tödlichen Pranke nach Selena aus.
    Zitternd und schaudernd schloss Selena ihre Hand um das dicke, faltige Handgelenk des Weibchens und bedeckte den Kristall mit ihrer anderen. Der Donnerschlag fuhr auf der Stelle durch sie hindurch, tief und hässlich, dunkel und stark, und sie keuchte angesichts des Schmerzes auf, angesichts dieser gleißenden Welle.
    Das Weibchen schrie auf und ihre Blicke trafen sich. Und in dem Moment sah Selena ihr Menschsein. Das Aufflackern ihrer Seele ... die aus dem Kerker eines Gefängnisses befreit wurde, in dem sie ein halbes Jahrhundert lang eingeschlossen und gefangen gewesen war. So lange, wie Selena schon lebte.
    Ihr orangenes Augenlicht brannte lichterloh und wurde dann ausgelöscht. Und das Weibchen ging in die Knie, krachte zu Boden. Tot. Und endlich frei.
    Tränen brannten ihr in den Augen, aber Selena hatte keine Zeit sich zu erholen, denn da war schon ein anderer Zombie, der nach ihr griff, und noch einer, und zu viele von ihnen, krallten, griffen, schnappten in einer wahnsinnigen Raserei nach dem, wovon sie wussten: Es verhieß Sicherheit und Freiheit.
    Wie Bettler, wie eine entfesselte Menge, wie wilde Tiere drängten sie sich und grapschten, stießen gegeneinander, schoben und schubsten. Sie machte es noch einmal: umschloss mit ihrer Hand verfallendes Fleisch und ließ zu, dass sie wie eine Art Leitung für die Kraft des Kristalls fungierte, nahm den atemraubenden Donnerschlag aus Schmerz und Pein auf sich, das Aufblitzen der Erinnerungen und befreite den Menschen tief drinnen.
    Und wieder.
    Ein unbändiger Schmerz brannte an ihrer Schulter, als ein verzweifeltes Monster nach ihr griff und ein weiteres gegen sie stieß, sie schubste und sich die Schmerzen mit dem glühend heißen Schock und dem widerwärtigen Gestank und der Nähe vermischten. Sie konnte nicht atmen, konnte kaum denken. Die Welt drehte sich rasend schnell und brach über ihr zusammen, wurde dunkel, dann erfüllt von rosigem Licht, und füllte sich dann mit Erinnerungsfetzen, Erinnerungen an das Menschsein. Mach weiter. Du

Weitere Kostenlose Bücher