Die verratene Nacht
erschöpften und nervösen Stimme. „Ich kann sie nicht zurücklassen ... nicht so.“
„Setz dich hin, Gott verdammt“, sagte Theo, eine Welle von Wut machte, dass ihm ganz kalt wurde. „Setz dich um Himmels Willen einfach hin, Selena. Du kannst kaum gerade stehen. Ich kümmere mich darum.“
„Danke“, flüsterte sie und sank auf der verbeulten, rostigen Kühlerhaube eines Autos nieder.
Theo wurde einen Teil seiner Wut und seiner Verwirrung los, indem er die zwölf Zombiekörper etwas weiter entfernt zu einem Haufen stapelte. Bis er damit fertig war, ging ihm der Atem auch rau – aber nicht wegen der körperlichen Anstrengung.
Nein, es war eine Kleinigkeit die grässlichen Körper zu einem zusammengebasteltem Scheiterhaufen aufzuschichten.
Es war, was vor ihm lag: die mörderische Wut, die in ihm brannte, die Verwirrung, die Fragen und die Antworten. Die Wirklichkeit, die der morgige Tag mit sich bringen würde.
Es war das, was in ihm brannte und sich verknäulte, und ihn mit einem wunden Herzen zurückließ.
Er zündete die zweite Flaschenbombe an und warf sie auf den Haufen von Leichen. Als die Explosion den Nachthimmel erleuchtete, drehte er sich zu Selena am.
„Lass uns gehen“, war alles, was er sagte.
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ACHT
Selena erwachte am nächsten Morgen wegen einem Schauer aus Sonnenstrahlen, die durch ihr Fenster hereinfielen.
Ihre Augen hatte sie ohne Probleme aufbekommen, aber als sie versuchte sich zu bewegen, protestierte ihr Körper. Schmerzen, peinvoll und pochend, überall. Aber das war nichts im Vergleich zu den finsteren Erinnerungen, den Überbleibseln vom Schrecken der vergangenen Nacht.
Sie blinzelte, schob sie relativ mühelos beiseite und schaute raus. Daran, wie hoch die Sonne stand, erkannte sie, dass es spät am Morgen war.
Einen Augenblick lang lag sie einfach nur da und kratzte an den flüchtigen Fetzen der Alpträume und der schönen Träume und versuchte die Erinnerungen wieder hervorzuholen. Ihre eigenen Erinnerungen.
Theo hatte sie danach zurückgebracht. Er hatte darauf bestanden, sie zu tragen, und sie war keine Närrin. Sie hatte ihn gewähren lassen. Er hatte ihr geholfen sich zu waschen, Salbe auf ihre alten Wunden gestrichen, die sich wieder geöffnet hatten. Und auf die neuen, die dank dem dicken Hemd, das sie als zusätzlichen Schutz angehabt hatte, glücklicherweise nicht so schlimm waren. Er hatte sie dazu gezwungen, etwas zu trinken, etwas zu essen, noch etwas zu trinken und sie dann ins Bett gesteckt.
Die ganze Zeit über hatte er sehr wenig gesagt, außer um ihr Befehle zu erteilen.
Und war dann gegangen. Natürlich.
Etwas Unangenehmes nagte tief drinnen an ihr, aber sie ignorierte es. Der Schock und die Ungläubigkeit, sogar Verrat, war Theo überall am Gesicht abzulesen gewesen. In seinen Augen.
Selbst Wut fand sich da.
Genau wie es mit Brandon gewesen war.
Aber sie sagte zu sich selbst, während sie ihren Körper dazu zwang, zu kooperieren und sich aufrecht hinzusetzen, die ganze Situation mit Theo unterschied sich himmelweit von der mit Brandon. Der einzige gemeinsame Punkt war, dass beide ihr unglaublichen Sex bescherten.
Obwohl: die letzte Nacht „unglaublichen Sex“ zu nennen, wäre eine Untertreibung. Ihre Lippen verzogen sich dann doch tatsächlich zu einem Lächeln und ein kleines Flattern regte sich bei der Erinnerung in ihrem Bauch. Aber sie hatte nicht genug Energie, um es darüber hinaus zu genießen.
Jemand klopfte an ihrer Tür und ruckartig war ihre Aufmerksamkeit erwacht. „Herein“, rief sie und das Herz wurde ihr ganz bang. Theo? Was würde sie ihm jetzt erzählen?
Ein sandbrauner Kopf schob sich durch die Öffnung. „Mom“, sagte Sam. „Wie fühlst du dich?“
Was hatte Theo ihm erzählt? „Mir geht es ... gut“, sagte sie vorsichtig. Fragte sich, wie schlimm ihr Gesicht wohl aussah.
Ihr Sohn kam herein und sah – bis auf den Mund – in dem Moment Brandon so ähnlich, dass sie vor Überraschung erstarrte. Ihr war gar nicht aufgefallen, wie sehr er mittlerweile seinem Vater ähnelte. Er trug ein Tablett vor sich her, mit Essen und Trinken darauf, und einer Vase mit einer Blume. Einer Blume . „Mom, Theo hat gesagt, dass du dich gestern Nacht verletzt hast und dass du Ruhe brauchst.“
Oh, mein Gott. Wie konnte er nur? „Was hat er denn noch gesagt?“, sie versuchte nicht allzu panisch oder vorwurfsvoll zu klingen. Dann machte sie – in einem verzweifelten Ablenkungsmanöver – eine Geste zu dem
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