Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)
hat. Und an zweiter Stelle kommt die Tatsache, dass ich auf dem Weg ins Cure bin und ein total lächerliches Outfit anhabe.
»Ich brauche es zurück, okay?« Ich wühle in meiner Tasche und suche nach dem Lipgloss in Passion Pink. Ich öffne den Spiegel an der Sonnenblende des Autos und trage das Lipgloss auf. Nur weil mein Leben so gut wie gelaufen ist, heißt das noch lange nicht, dass ich dabei nicht gut aussehen kann. Außerdem treffe ich mich mit Cooper, und auch wenn er ein totaler Mistkerl ist, kann ich doch zumindest umwerfend aussehen. Nicht dass ich mir noch was aus Cooper machen würde, ist ja klar. Aber da werden schließlich auch andere Typen sein. Typen, die allesamt potenzielle zukünftige Ehemänner sein könnten.
Außerdem passt der Lippenstift zum Outfit, und das setzt sich folgendermaßen zusammen:
– enge Röhrenjeans
– graue Schuhe mit Plateausohle und Nieten an der Seite
– ein rückenfreies silbernes Top, das vorn so tief ausgeschnitten ist, dass ich Angst haben muss, dass mir die Titten rausspringen
All diese Teile hat meine Schwester Kate in ihrem Kleiderschrank hinterlassen, als sie aufs College ging. Marissa hatte darauf bestanden, dass ich die Klamotten trage, da offensichtlich rein gar nichts von dem, was ich besitze, Cure-tauglich ist.
»Warum malst du dich denn an?«, erkundigt sich Clarice vom Rücksitz aus. Das Gute an der kleinen Rivalität zwischen Clarice und Marissa ist, dass ich immer auf dem Beifahrersitz sitzen darf.
»Weil wir in einen Klub gehen«, erkläre ich. Ich werfe einen Blick nach hinten. »Du trägst doch auch Lippenstift«, weise ich sie zurecht. Natürlich ist das nicht unbedingt das Gleiche. Clarice brezelt sich so gut wie immer auf. Das liegt wohl daran, dass sie in den Südstaaten aufgewachsen ist. Jetzt zum Beispiel trägt sie ein langes, ärmelloses weißes Oberteil mit Lochstickmuster zu schwarzen Leggins und eleganten silbernen Peeptoe-Sandalen. Ihr langes blondes Haar hat sie perfekt in Locken gelegt, und ihr Make-up ist wie immer makellos. So ist sie heute Morgen bei mir daheim aufgekreuzt. Um 9 Uhr in der Früh wohlgemerkt. Wenn die meisten normalen Leute noch im Tiefschlaf liegen.
»Klar«, meint Clarice. »Aber ich hatte meinen ja schon drauf. Du trägst deinen jetzt erst auf, so als würdest du dich extra hübsch machen.«
»Wir gehen ja auch aus«, erkläre ich. »Ist doch nichts Schlimmes dran, sich zu schminken, bevor man in einen Klub geht.«
»Es ist wegen Cooper, stimmt’s?«, fragt Clarice. Sie lässt sich im Sitz zurückplumpsen, wobei ihre langen blonden Locken hüpfen. Keine Ahnung, ob ich mir das nur einbilde, aber sie scheint fast … glücklich zu sein mit der ganzen Situation. Dass ich mich womöglich für Cooper in Schale geworfen habe. Das würde mich noch nicht mal wundern. Clarice ist eine unverbesserliche Romantikerin, und sie steigert sich gern rein in die Vorstellung, ein Paar könnte nach einer Trennung wieder zusammenkommen. Außerdem hat sie Cooper immer gern gemocht. Ich funkele sie an.
»Egal«, meint Marissa. Sie setzt den Blinker und wechselt die Fahrspur. »Erzählst du uns jetzt, was in diesem Notizbuch steht, oder nicht? Das war Teil der Abmachung, schon vergessen?«
Ich hatte eine Weile gebraucht, um Marissa zu überzeugen, dass wir sofort ins Cure müssten. Zum einen darf sie mit ihrem Auto eigentlich nicht in die Stadt reinfahren. Und zum anderen konnte sie überhaupt nicht nachvollziehen, weshalb ich es auf einmal nicht mehr erwarten konnte, Cooper zu treffen. Ist ja auch verständlich, nach allem, was er mir angetan hat. Ich konnte sie nur überzeugen, dass sie mich da hinfährt, indem ich ihr versprach, ihr zu erzählen, was in dem Heft steht.
»Also«, sage ich und hole tief Luft. »Wir gehen ins Cure, ich hol mir das Heft zurück, und hinterher erzähl ich euch vielleicht, was drinsteht.«
»Ich soll dich einfach so da hinbringen, ohne einen Schimmer, was überhaupt los ist?«
»Ähm, man nennt das Vertrauen in seine Freunde haben, Marissa«, erklärt Clarice ihr vom Rücksitz aus. Sie hat ein Fläschchen Nagellack geöffnet und lackiert ihre Zehennägel nun in einem dunklen Karmesinrot.
»Danke, Clarice«, sage ich.
»Oh, ich habe durchaus Vertrauen in meine Freunde, keine Sorge«, meint Marissa. Sie schiebt sich den Pony aus den Augen und steuert den Wagen auf die Ausfahrt zu. »Aber ich weiß einfach auch ganz gern, was sie so treiben, damit ich auf sie aufpassen kann.« Sie wirft einen
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