Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)
verweigern.«
Ich sinke auf das Bett. »Aber die Sache mit dem Mathetest war wirklich wahr!«, sage ich zu meiner Verteidigung.
Na ja. Irgendwie jedenfalls. Im vergangenen Jahr hat Cooper vor seinem letzten Mathetest von seinem Freund Tyler einen Fragenkatalog bekommen, und als es dann so weit war und er den Test schrieb, stellte sich heraus, dass es sich um die eigentlichen Prüfungsfragen gehandelt hatte und nicht nur um irgendeinen Fragenkatalog zum Üben. Cooper hatte Tyler die Unterlagen längst wieder zurückgegeben, und aus irgendeinem lächerlichen Grund wollte er Tyler nicht in die Bredouille bringen. Deshalb hat er lieber niemandem was davon erzählt. Ihr seht also: Er hat wirklich beschissen, wenn auch nicht ganz mit Absicht.
»Natürlich war es wahr«, meint Marissa und nickt vehement. »Und deswegen solltest du auch kein schlechtes Gewissen haben wegen dem, was du geschrieben hast.« Sie wirft Clarice einen eindringlichen Blick zu.
»Absolut«, bestätigt Clarissa eilfertig. »Du brauchst dich echt nicht mies fühlen deswegen.« Sie nickt die ganze Zeit wie wild, so wie Leute es tun, die nicht wirklich von dem überzeugt sind, was sie sagen.
Ich schließe die Augen, lehne mich auf meinem Bett zurück und rufe mir ins Gedächtnis, was ich auf Lanesboro Losers über Cooper geschrieben habe. Ich kann mich so ziemlich an jedes einzelne Wort erinnern, weil ich mir damals nämlich ein paar Stunden lang den Kopf darüber zerbrochen habe, was ich schreiben soll. (Es sollte nicht allzu gekränkt klingen, aber auch nicht so, als wollte ich krampfhaft verhindern, zu verbittert rüberkommen. Es war ein unheimlich schmaler Grat, den ich da zu beschreiten hatte. Außerdem konnte ich ja schlecht darüber schreiben, was wirklich zwischen Cooper und mir passiert war, weil das nämlich viel zu peinlich war.) Schließlich hatte ich mich für folgenden Text entschieden: »Cooper Marriatti ist der totale Volldepp. Er hat im letzten Mathetest in der Elften geschummelt, und möglicherweise hat er auch Herpes.« Die Sache mit dem Herpes war natürlich absolut erfunden, aber ich konnte einfach nicht anders. (Nur offensichtlich habe ich all meiner Bemühungen zum Trotz doch nicht den rechten Ton getroffen.)
Aber egal, bei Lanesboro Losers ist es nun mal so, dass man eine Sache nie wieder löschen kann, wenn man sie erst mal geschrieben hat. Das dient der Sicherheit, damit man nicht auf die Idee kommt, etwas zu posten, wenn ein Typ gerade mal scheiße zu einem ist, und es dann wieder löscht, sobald man sich versöhnt hat. Kate hat es so eingerichtet, dass das ein absolutes No-go ist.
»Wie auch immer«, sage ich, doch mein Herz schlägt dabei wie wild. »Ich hab kein schlechtes Gewissen deswegen.« Ich hoffe inständig, dass die Worte wahr werden, sobald ich sie laut ausspreche. Und eine Sekunde lang klappt es sogar. Wen kümmert denn dieser dämliche Cooper und sein dämliches Brown-College? Ist doch selber schuld. Wenn er mir nicht so etwas Widerliches, Abstoßendes angetan hätte, wenn er mich nicht belogen hätte und sich wie ein absolutes, totales Arschloch aufgeführt hätte, dann hätte ich das ja auch nie geschrieben, dann könnte er jetzt auf sein blödes Brown gehen. Ist also absolut seine eigene verdammte Schuld, und wenn er unbedingt einen Schuldigen braucht, dann soll er sich doch an die eigene Nase packen, also echt, weil es mir ehrlich gesagt scheißegal ist, ob er …
In dem Moment fängt mein Handy an zu klingeln, und ich wühle mich durch sämtliche Decken auf meinem Bett auf der Suche danach. Ein paar Bücher plumpsen zu Boden, und Clarice schreckt zurück. Sie trägt silbrig-glänzende Peeptoes, und eins der Bücher wäre ihr um ein Haar auf den Zeh gefallen.
»Hallo?«, melde ich mich. Die Nummer auf dem Display kenne ich nicht, daher bemühe ich mich, möglichst professionell und unschuldig rüberzukommen, nur für den Fall, dass es jemand aus dem Dekanat ist.
Am anderen Ende ist Lärm zu hören, ein Gewirr aus Stimmen und Musik, dann noch das Geräusch von etwas, was zerknittert wird, und endlich sagt eine männliche Stimme: »Eliza?«
»Ja?«, erwidere ich.
»Eliza, hör zu, ich wollte nicht …« Der Anrufer, wer immer es auch ist, redet ziemlich leise und tief, und ich hab echt Probleme zu verstehen, was er sagt.
»Hallo!«, wiederhole ich deshalb ungeduldig.
»Wer ist dran?«, will Marissa wissen. »Ist das Jeremiah?« Manchmal ruft Jeremiah bei mir an, wenn er etwas von Marissa will, weil
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