Die verschollene Flotte 04 - Gearys Ehre
Streitkräften der Syndikatwelten. »Die werden nicht wissen, wo vorn und hinten ist«, meinte sie zuversichtlich, dann machte sie sich auf den Weg durch den Korridor.
Entweder die oder wir, musste Geary unwillkürlich denken.
Es war eine verrückte Entscheidung gewesen, mit einer Flotte, die nur mit knapper Not einer Falle entkommen war, eine Kehrtwende zu fliegen und in das Sternensystem zurückzukehren, aus dem sie eben erst geflohen waren. Aber die Offiziere und Matrosen an Bord der Dauntless hatten seinen Entschluss bejubelt, und zweifellos war es auf den anderen Schiffen ähnlich zugegangen. Es gab immer noch einiges am Verhalten dieser Menschen, was er nicht nachvollziehen konnte, weil zwischen ihnen und ihm ein Jahrhundert lag, aber auf jeden Fall wusste er, dass sie sich mit Eifer ins Gefecht stürzen würden. Wenn schon der Tod auf sie wartete, dann wollten sie sterben, wenn sie dem Feind in die Augen sahen und ihn angriffen, anstatt vor ihm davonzulaufen.
Natürlich ging der größte Teil der Besatzungen gar nicht erst davon aus, den Tod zu finden, weil sie darauf vertrauten, dass er sie sicher ins Gebiet der Allianz zurückbringen würde.
Mögen meine Vorfahren mir beistehen.
Victoria Rione, Co-Präsidentin der Callas-Republik und Mitglied im Senat der Allianz, wartete in Gearys Quartier auf ihn. Er hielt inne, als er sie sah. Sie hatte jederzeit Zugang zu seinem Quartier, seit sie wiederholt bei ihm übernachtet hatte. Nachdem er den Rückflug nach Lakota angeordnet halle, war Rione ihm wie zuvor schon einmal soweit wie möglich aus dem Weg gegangen. »Womit habe ich deinen Besuch verdient?«, fragte er.
Sie zuckte mit den Schultern. »In fünfeinhalb Stunden werden wir wieder Lakota erreicht haben. Das könnte unsere letzte Gelegenheit für ein Gespräch sein, bevor diese Flotte vernichtet wird.«
»Ich glaube nicht, dass das die richtigen Worte sind, um mich zu motivieren«, gab Geary zurück und nahm ihr gegen-
über Platz.
Seufzend schüttelte sie den Kopf. »Das ist doch Irrsinn! Als du den Befehl gegeben hast, nach Lakota zurückzukehren, da wollte ich das zuerst überhaupt nicht glauben. Dann auf einmal brach um mich herum tosender Jubel aus. Ich verstehe weder deine Anweisung noch diese Reaktionen. Wieso freuen sich die Offiziere und die Matrosen so maßlos?«
Er wusste, was sie meinte. Der Flotte gingen allmählich die Brennstoffreserven aus, die Munitionsbestände waren massiv geschrumpft, die Schiffe kämpften noch mit den Schäden, die sie bei Lakota davongetragen hatten, und die Formation war gänzlich aus den Fugen geraten, als die Flotte überhastet kehrtgemacht hatte. Wenn man das Ganze rational betrachtete, dann war das tatsächlich Irrsinn, aber als sie in Ixion eingetroffen waren, hatte er gewusst, dass es der richtige Schritt war, die Flotte umkehren zu lassen. Die Erkenntnis, dass seine Schiffe bei Ixion so oder so vernichtet worden wären - entweder bei der Konfrontation mit den Syndiks oder bei dem Versuch, das Sternensystem zu durchqueren, um zu entkommen -, hatte ihm die Entscheidung leicht gemacht. »Es lässt sich nur schwer erklären. Die Leute haben Vertrauen in mich, aber auch in ihre eigenen Fähigkeiten.«
»Aber sie stürmen zurück an einen Ort, an dem sie gerade eben mit knapper Not dem Tod entkommen sind. Warum sollte sie das freuen? Das ergibt doch keinen Sinn.«
Geary überlegte, wie er das, was er nur als Gefühl wahr-nahm, in Worte fassen konnte. »Jeder in der Flotte weiß, dass er mit dem Tod konfrontiert wird. Jedem ist klar, dass er den Befehl erhalten wird, auf einen Gegner loszugehen, der sein Bestes geben wird, um ihn zu töten. Vielleicht ergibt es keinen Sinn, dass sie sich über die Rückkehr nach Lakota freuen, aber was von dem, was sie sonst tun müssen, ergibt schon einen Sinn? Es geht darum, es tun zu wollen. Es geht darum, länger und härter auf den Gegner einzuschlagen und daran zu glauben, dass man etwas bewirken kann. Diese Leute glauben, ein Sieg über die Syndiks sei von entscheidender Bedeutung für die Verteidigung ihrer Heimat. Sie glauben, dass sie die Pflicht haben, diese Heimat zu beschützen, und sie sind bereit, dafür im Kampf zu sterben. Warum? Darum!«
Rione seufzte noch schwerer als zuvor. »Ich bin nur eine Politikerin. Wir befehlen unseren Kriegern, in den Kampf zu ziehen. Ich verstehe ja, warum sie kämpfen, aber ich begreife nicht, warum sie über deinen Befehl jubeln.«
»Ich kann nicht behaupten, dass ich es
Weitere Kostenlose Bücher