Die verschollene Flotte 04 - Gearys Ehre
gesorgt, dass die befreiten Gefangenen mit den Besatzungsmitgliedern anderer Schiffe zusammengepfercht wurden, die dem Feind zum Opfer gefallen waren. Wir sortieren momentan die Gefangenen aus, und sobald wir eine Liste der Spur vorliegen haben, bekommen Sie eine Kopie.«
»Vielen Dank, Sir.«
»Wir werden die Leute vermutlich auf die Schiffe umver-teilen, die Personal verloren haben«, ließ Geary ihn wissen.
»Sagen Sie mir Bescheid, wenn es jemanden gibt, mit dem Sie zusammen auf dem gleichen Schiff sein möchten.«
Commander Savos nickte. »Danke, Sir.«
Geary betrachtete den Offizier einen Moment lang. Savos hatte einen guten Eindruck bei ihm hinterlassen, und er be-nötigte einen neuen Befehlshaber für die Orion. Würde Savos damit zurechtkommen? Von einem Leichten Kreuzer auf ein Schlachtschiff zu wechseln, war womöglich ein zu großer Schritt, zumal Savos noch mit den Folgen seiner Kriegsverlet-zung zu kämpfen hatte. Es war wohl besser, ihn nicht zu über-fordern. Wenn die Flotte Branwyn erreicht hatte, würde er sich Savos abermals ansehen, und dann konnte er immer noch entscheiden, ob er ihm das Kommando übertrug. »Ich weiß, der Geheimdienst befragt nach und nach alle befreiten Gefangenen, trotzdem möchte ich Sie fragen, ob Ihnen irgendetwas einfällt, was ich jetzt schon wissen sollte.«
Savos dachte darüber nach. »Wir haben wenig mitbekommen. Sie haben uns in kleinen Gruppen rausgeholt und uns arbeiten lassen, ansonsten waren wir die ganze Zeit in unseren Abteilen untergebracht. Aber eine Sache dürfte Sie interessieren.«
»Und zwar?«
»Wir wussten gestern nicht, was los war, aber den Syndiks war bekannt, dass ich ein höherrangiger Offizier bin. Ein paar Leute von ihrer Mobilen Eingreiftruppe zerrten mich nach draußen, hielten mir ihre Waffen unter die Nase und fragten mich, ob Sie tatsächlich das Kommando über die Flotte haben und ob es stimmt, dass Sie verboten haben, gefangene Syndiks zu töten.« Savos zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, warum sie mich das gefragt haben, aber ich habe wahrheitsge-mäß beides bejaht. Ich habe ihnen erklärt, dass Sie darauf bestehen, die alten Regeln der Kriegführung zu befolgen, und dass wir uns alle daran halten. Dann sagte einer von ihnen etwas in der Art von >Zum Teufel mit unseren Befehlen«, und ich wurde wieder eingesperrt. Danach passierte eine Weile nichts mehr, bis auf einmal unsere Marines die Luke öffneten.
Die Syndik-Wachposten müssen zu ihren Rettungskapseln gelaufen sein, gleich nachdem ich befragt worden war.«
Geary überlegte, von welchen »Befehlen« da wohl die Rede gewesen war. Hatten sie die Lebenserhaltungssysteme an Bord abschalten oder den Antrieb zur Überhitzung bringen sollen?
Offenbar hatte seine Drohung in Verbindung mit vorange-gangenen Beobachtungen Wirkung gezeigt. »Danke, Commander. Jetzt ruhen Sie sich erst mal aus, das haben Sie sich mehr als verdient. Wir sprechen uns bei Branwyn wieder.«
»Jawohl, Sir.« Savos machte eine Geste hin zu den Kontrollen an seinem Standort, dann hielt er inne. »Die haben Angst, Sir. Die haben Angst vor dieser Flotte und vor Ihnen.
Das konnte ich ihnen anmerken.«
»Hm.« Wie sollte er darauf reagieren? Er hatte noch nie seine Leute geführt, indem er sie in Angst und Schrecken versetzte. Allerdings war es auch ein Unterschied, ob die eigenen Untergebenen einen fürchteten oder ob der Feind Angst hatte. Trotzdem sah er sich nicht in einer solchen Rolle. »Tja, dann sollten sie sich vor jedem Einzelnen in dieser Flotte fürchten, denn ohne die Männer und Frauen auf jedem dieser Schiffe hätte ich überhaupt nichts erreicht.« Savos machte einen dankbaren Eindruck, als hätte er diese Antwort nicht erwartet. Dann verschwand sein Bild und Geary war wieder einmal allein.
»Das Shuttle mit Captain Casia und Commander Yin ist auf dem Weg zur Illustrious«, meldete Desjani so beiläufig, als sei es ganz normal, dass ein Senioroffizier auf dem Weg zu seiner Hinrichtung und ein zweiter auf dem Weg in die Arrestzelle war.
»Sie sind zusammen in dem Shuttle unterwegs?«
Desjanis Bild auf dem Display in seinem Quartier zeigte, wir sie bestätigend nickte. »Die Conqueror und die Orion liegen dicht beieinander, da wäre es unsinnig, die Brennstoffzellen von gleich zwei Shuttles zu verbrauchen. Der Vogel sollte die
Illustrious in fünfundzwanzig Minuten erreichen.«
Damit blieben immer noch gut viereinhalb Tage, ehe die Flotte den Sprungpunkt nach Branwyn erreichte.
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