Die verschollene Flotte: Die Wächter: Roman (German Edition)
und sah ihn finster an. »Sie drehen mir einen Strick aus den Prinzipien für gute Führungskräfte? Das ist schäbig.«
»Na ja, wenn es Ihnen lieber ist, dass ich eine schlechte Führungskr–«
»Ach, jetzt hören Sie schon auf!« Sie tippte etwas auf ihrer Konsole ein. »Sie werden ein Shuttle der Dauntless nehmen.« Es klang nicht nach einer Frage, sondern nach einer Feststellung.
»Natürlich.« Er wusste nur zu gut, dass er besser nicht noch betonen sollte, dass er sie zum Einlenken gebracht hatte. »Soll ich Ihnen ein Souvenir mitbringen?«
»Von dem Ding da?« Ihr Schaudern kam ihm nicht gespielt vor. »Nein, vielen Dank.«
Admiral Lagemann erwartete ihn an der Hauptschleuse, die in den besetzten Bereich an Bord der Invincible führte. Er salutierte zackig und grinste Geary an. Neben ihm stand ein Major der Marines, der ebenfalls salutierte. Bei ihm wirkte die Geste sehr viel glatter und präziser. »Willkommen an Bord der Invincible , Admiral Geary«, sagte Lagemann. »Das ist der Befehlshaber meiner Marines-Einheit, Major Dietz. Ich muss gestehen, das Schiff ist noch nicht ganz für eine Inspektion bereit. Es gibt da ein paar Abweichungen.«
»Abweichungen? Tatsächlich?«, fragte Geary und griff Lagemanns scherzhaften Ton auf, während er selbst versuchte, sich so zu geben wie gewisse aufgeblasene Inspektoren, mit denen er zu seiner Zeit zu tun gehabt hatte.
»Alle Schiffssysteme sind funktionsuntüchtig«, erklärte Lagemann gut gelaunt. »Die meisten Bereiche weisen erhebliche Gefechtsschäden auf, die noch nicht repariert sind. Das Schiff kann sich nicht aus eigener Kraft von der Stelle bewegen, die Energie stammt ausschließlich aus unseren mobilen Notfallgeneratoren. Die Lebenserhaltungssysteme arbeiten nur in einem kleinen Teil des Schiffs, im Rest des Schiffs kann man sich nur in Schutzanzügen oder Gefechtsrüstung aufhalten. Die Mannschaft stellt nur einen winzigen Bruchteil dessen dar, was für die Sicherheit und Bedienung eigentlich erforderlich wäre. Wie Sie selbst merken, verfügen wir nicht über Schwerkraft. Und … tja … die Verzierungen sind nicht poliert worden.«
»Für alles andere habe ich ja Verständnis«, gab Geary mit gespieltem Unmut zurück. »Aber nicht polierte Verzierungen? Wo setzen Sie Ihre Prioritäten?«
»Meine Prioritäten waren schon immer falsch verteilt«, gestand Lagemann ihm. »Ich habe mich für den Dienst auf diesem Schiff freiwillig gemeldet, obwohl ich es auf der Mistral viel bequemer gehabt hätte. Allerdings habe ich einige Jahre in einem Gefangenenlager der Syndiks zugebracht, und das war noch viel unbequemer. Hier sind wenigstens keine Syndik-Aufseher, die einen auf Schritt und Tritt beobachten.«
Schließlich begann Geary zu lächeln. »Wie macht sich Ihre Crew?«
»Könnte schlimmer sein. Sie haben sich alle freiwillig gemeldet, und wenn sie sich zu laut beklagen, dann reibe ich ihnen das unter die Nase, und schon herrscht wieder Ruhe.«
»Und wie geht es den Marines, Major Dietz?«, wollte Geary wissen.
Der Major machte eine beiläufige Geste. »Die haben schon Schlimmeres erlebt, und außerdem haben sie sich ebenfalls freiwillig gemeldet, Admiral. Natürlich haben sie sich genau genommen schon an dem Tag freiwillig gemeldet, als sie ihren Dienst als Marines begonnen haben. Deshalb haben wir sie nicht zu dieser speziellen Mission befragt.«
Admiral Lagemann und Major Dietz führten Geary durch den Bereich des Schiffs, der von den Matrosen und Marines in Beschlag genommen worden war. Dabei hangelten sie sich in der Schwerelosigkeit von einem Haltegriff zum nächsten. Die Griffe waren zum Teil schon von den Kiks, zum Teil aber auch erst von der menschlichen Crew montiert worden. Überall hatte man Kabel verlegt, um Komm-Relais und Sensoren mit Strom zu versorgen. Große Schläuche verteilten Warmluft oder sorgten an anderen Stellen für Kühlung. Die Luft wurde permanent gefiltert und wiederaufbereitet, damit die Atmosphäre atembar blieb.
Lagemanns Warnung entsprechend trafen sie immer wieder auf Abschnitte mit niedrigen Decken, bei denen man Gefahr lief, sich den Kopf zu stoßen. Geary passierte zudem diverse Stellen, die so eng waren, dass er sich nur mit großer Vorsicht vorwärtsbewegen konnte. Schläuche für die Lebenserhaltung und dicke Kabelstränge sorgten dafür, dass es zum Teil noch beengter zuging. »Da wird einem erst mal richtig klar, wie klein die Bärkühe im Vergleich zu uns eigentlich sind«, merkte er an.
»Zum
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