Die verschollene Flotte: Ein halber Sieg: Roman (German Edition)
an. »Ein kluger Führer, der Sie für gewöhnlich auch sind, versucht gar nicht erst, alles selbst zu erledigen. Ich schlage vor, Sie beauftragen jemanden, dem Sie vertrauen, eine Einschätzung zu liefern, was die Enigmas wahrscheinlich tun werden.«
»Ich kann Tanya nicht dafür abstellen.«
»Ist Ihr Captain der einzige andere Mensch in Ihrem Universum, Admiral? Gibt es in dieser Flotte außer Ihnen beiden niemanden, der vernünftig denken kann?«
Geary reagierte mit einem schiefen Grinsen. »Vielleicht.« Er streckte den Arm aus, um eine Komm-Verbindung herzustellen, aber bevor er die Taste betätigte, hielt er inne. »Diese Kriegsgefangenen, die wir bei Dunai eingesammelt haben.«
Rione nickte, ihre Miene verriet wieder keine Gefühlsregung. »Die vielen hochrangigen Offiziere, die Ihnen seit ihrer Rettung das Leben schwermachen?«
»Ja. Ich möchte eine Antwort auf diese Frage: Warum hat die Regierung mir befohlen, sie zuerst abzuholen, anstatt mich das erledigen zu lassen, wenn wir uns auf dem Heimweg befinden?«
»Da könnte ich nur spekulieren«, sagte sie nach einer kurzen Pause.
»Dann spekulieren Sie.«
»Es gibt ganz bestimmt einige Leute, die froh wären, wenn diese Senioroffiziere niemals zurückkehren würden, weil dann die gegenwärtigen hochrangigen Offiziere Ruhe vor ihnen hätten.«
Gearys Miene verfinsterte sich. »Dann wären die gleichen hochrangigen Offiziere also auch froh, wenn diese Flotte nicht zurückkehren würde?«
Diesmal erwiderte sie nichts, während sie starr wie eine Statue dastand.
»Wir werden heimkehren«, fuhr er nach einer Weile fort. »Und zwar mit jedem Einzelnen dieser Offiziere, solange sie nichts unternehmen, was mich dazu veranlasst, ihre Erschießung anzuordnen.« Erst als er ausgesprochen hatte, wurde ihm bewusst, dass er damit auch Riones Ehemann Commander Benan einbezogen hatte.
Rione entging nicht, dass er für einen Sekundenbruchteil das Gesicht verzog. »Sie wollen niemanden erschießen lassen.«
»Wenn es notwendig sein sollte, werde ich das anordnen. Das wissen Sie.«
Sie betrachtete ihn nachdenklich. »Wissen Sie, wie viele Leute der Ansicht sind, dass, wenn man große Macht besitzt und große Verantwortung trägt, man tun und lassen darf, was man möchte? Dass man dann nie wieder etwas tun muss, was man nicht tun will?«
Sein Lachen hallte von allen Seiten des kleinen Raums wider. »Das wäre eine feine Sache.«
»Ja, das wäre es. Natürlich glauben so etwas auch einige Leute, die zu solcher Macht gelangen. Sie tun, was immer ihnen gefällt.« Rione sah ihn eindringlich an. »Wissen Sie, ich hatte befürchtet, Black Jack könnte ein solcher Mensch sein. Aber da habe ich mich geirrt. Und jetzt wollen Sie von mir wissen, ob irgendeiner der ehemaligen Gefangenen aus demselben Holz geschnitzt ist.«
»Immerhin haben sie bereits begonnen, sich in die Abläufe innerhalb dieser Flotte einzumischen«, sagte Geary. »Ich bin mir sicher, dass Sie davon bereits erfahren haben.«
»Bedauerlicherweise habe ich von nichts anderem erfahren. Wenn sie weiter an irgendeinem Plan arbeiten, beteiligen sie weder mich noch irgendjemanden sonst daran, der vertrauliche Informationen an mich weiterleitet.«
»Können Sie mir etwas über Admiral Lagemann sagen? Seine Dienstakte ist tadellos. Er ist durch das Gewinnen von Schlachten zum Admiral aufgestiegen, nicht über politische Taktierereien.«
Einen Moment lang schaute sie verwundert drein. »Warum fragen Sie mich dann nach ihm? Ich weiß nichts Negatives über den Mann. Sein Name ist in keinem internen Sicherheitsbericht aufgetaucht, den ich gelesen habe. Offenbar war er zu sehr damit beschäftigt, Krieg zu führen, weshalb er keine Zeit hatte, sich anderweitig seine Beförderungen zu beschaffen oder gegen die Regierung zu arbeiten.«
»So habe ich ihn auch eingeschätzt«, sagte Geary. »Aber ich habe mich zuvor auch schon geirrt, und wenn es über seine Vergangenheit irgendwas Unschönes gäbe, dann wüssten Sie das sicher.«
»Das tut weh, Admiral.« Sie hörte sich an, als hätten seine Worte sie tatsächlich verletzt.
»Ich bitte vielmals um Entschuldigung«, gab er zurück, wobei er keinen Hehl aus seinem Sarkasmus machte. Dann betätigte er schließlich die Komm-Taste.
Augenblicke später wurde von der Mistral Admiral Lagemanns Bild übertragen. Der Mann, der als einer von wenigen die jüngste Flottenkonferenz heimlich hatte mitverfolgen dürfen, legte den Kopf schräg, als er Geary sah. »Gibt es
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