Die verschollene Flotte: Ein teurer Sieg - Campbell, J: Die verschollene Flotte: Ein teurer Sieg - The Lost Fleet- Victorious
dann ...?« Er ließ die Frage unvollendet, da er sich die Antwort denken konnte. Die Flotte, über die er das Kommando übernommen hatte, kannte zu der Zeit keine Skrupel, wenn es darum ging, einen Kriegsgefangenen zu töten. Man konnte sich leicht ausrechnen, was mit einem Syndik passiert sein musste, nachdem klar geworden war, dass er die Flotte mit seinem verlockenden Angebot in eine Falle gelockt hatte.
Dennoch antwortete Desjani: »Er wurde auf Befehl von Admiral Bloch auf der Stelle hingerichtet. Die fragliche Stelle befindet sich drei Meter hinter und einen halben Meter links vom Sessel des Flottenkommandanten auf der Brücke.«
Geary benötigte ein paar Sekunden, ehe er verstand. »Er saß auf dem Beobachterplatz?« Unwillkürlich musste er Rione ansehen, die üblicherweise auf eben diesem Platz zu finden war, seit er das Kommando über die Flotte übernommen hatte. Sie schien über diese Enthüllung nicht erstaunt zu sein.
»Wir haben die Sitzkissen verbrannt«, ergänzte Desjani. »Die Blutflecken wären auch rausgegangen, aber niemand wollte sie noch benutzen.« Sie hielt inne, als sie Geary in die Augen sah. »Nein, Sir. Ich hatte alle Hände voll zu tun, um mein Schiff lebend durch den Hinterhalt zu bringen. Die Hinrichtung wurde von dem Marine ausgeführt, der dazu abgestellt worden war, den Überläufer zu bewachen.«
Für einen Moment wich er ihrem Blick aus. »Es war ein rechtmäßiger Befehl. Ich könnte Ihnen keinen Vorwurf daraus machen, wenn Sie ihn ausgeführt hätten.« Er erinnerte sich noch gut daran, welchen Schock der Hinterhalt bei der Crew ausgelöst hatte, nachdem so viele Schwesterschiffe in kürzester Zeit zerstört worden waren. Keiner von ihnen hätte auch nur eine Sekunde gezögert, an der Person Rache zu üben, die an dieser Katastrophe die Hauptverantwortung trug. »Wir werden nicht zulassen, dass diesem Syndik etwas Ähnliches gelingt.«
»Wir können ihm nicht vertrauen«, beharrte Desjani.
»Ich habe auch nicht die Absicht, ihm zu vertrauen.« Gearys Antwort schien Desjani ein wenig zu beruhigen, also wandte er sich ab und betrat den Verhörraum, während Desjani und Rione gemeinsam mit dem Geheimdienstpersonal draußen blieben und die Monitore beobachteten.
Als Geary eintrat, stand CEO Boyens auf. Er machte einen nervösen Eindruck, was aber nur zu verständlich war. An einem Bein trug er noch einen leichten flexiblen Gips aufgrund einer im Gefecht erlittenen Verletzung, die noch nicht ganz verheilt war. Beim Anblick der Rangabzeichen zögerte der Mann leicht. »Admiral Geary?«
»Ja«, erwiderte Geary in abweisendem Tonfall. »Um was für einen Handel geht es?«
Bevor der Syndik darauf antwortete, atmete er erst einmal tief durch. »Ich bin im Besitz von Informationen, die Sie benötigen. Im Gegenzug möchte ich Ihre Zusicherung, das von Menschen besiedelte Weltall vor den Aliens zu beschützen.«
Das musste Geary erst verarbeiten, ehe er nachhaken konnte: »Sie sind der erste Syndik, der offen zugibt, dass diese Aliens existieren, und Sie wollen, dass wir die Syndikatwelten vor ihnen beschützen?«
»Ja.«
Bislang sagt er die Wahrheit, meldete Lieutenant Iger über die Komm-Verbindung an Geary.
Gleich darauf hörte er Riones Stimme: Wie viel weiß er wirklich?
Das war eine gute Frage. Geary sah den Syndik-CEO skeptisch an. »Woher weiß ich, dass Sie wirklich so viel wissen, wie Sie behaupten?«
Boyens setzte ein schiefes Lächeln auf. »Ich war zehn Jahre lang Stellvertreter des Befehlshabers der Reserveflotte. Ich weiß das, was der Exekutivrat gesagt hat und was ich persönlich beobachten konnte.«
Zehn Jahre?, wiederholte Desjani ungläubig.
Geary wusste, was sie damit meinte. »Das ist eine lange Zeit, um sie auf einem einzigen Posten zu verbringen. Warum waren Sie so lange dort?«
Daraufhin zuckte Boyens mit den Schultern. »Ich wurde auf diesen Posten abgeschoben, anders kann ich es nicht formulieren. Ich bin ein ausgebildeter Ingenieur, und ich hatte ein Erfolg versprechendes Unternehmen gegründet. Ein viel größeres Unternehmen wollte uns schlucken, und dessen Geschäftsführer besaßen gute Kontakte zu den CEOs, die die Syndikatwelten regieren. Man nahm mir mein Unternehmen. Anstatt so schlau zu sein, den Mund zu halten und mich auf der Karriereleiter nach oben zu arbeiten, um ein paar Jahrzehnte später Vergeltung zu üben, machte ich Theater und berief mich auf die Gesetze der Syndikatwelten, gegen die durch dieses Vorgehen verstoßen worden
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