Die verschollene Flotte: Ein teurer Sieg - Campbell, J: Die verschollene Flotte: Ein teurer Sieg - The Lost Fleet- Victorious
war. Ehe ich mich versah, bekam ich einen Posten in der Reserveflotte zugeteilt.« Wieder zuckte er flüchtig mit den Schultern. »Ein Posten an der Grenze, ohne jegliche Aufstiegschancen. Ich konnte nicht mal jemandem sagen, wieso ich in Wahrheit dort war, weil die Reserveflotte offiziell nur als Verstärkung gegen die Allianz existierte. Von dort versetzt werden konnte ich auch nicht, weil ich mich mit den falschen Leuten angelegt hatte.«
Bislang stimmt das alles, meldete Iger.
Geary nahm Platz und lehnte sich leicht nach hinten, während er Boyens nicht aus den Augen ließ. »Und jetzt soll die Allianz-Flotte Ihnen dabei helfen, sich an diesen Leuten zu rächen?«
Der CEO schüttelte den Kopf. »Nein, darum geht es nicht. Diese Leute sind Teil einer herrschenden Gruppe, die die Syndikatwelten in diesen Krieg getrieben hat und deren Auslöschung man ein ums andere Mal irgendwie verhindern konnte. Ich erwarte nicht, dass Sie mir glauben, wenn ich das sage, aber mich treibt auch das Verlangen an, meine Heimat vor der Korruption und der Idiotie jener Leute zu beschützen, die über die Syndikatwelten herrschen.«
»Würden Sie sich als Patriot bezeichnen?«, fragte Geary.
Boyens zuckte leicht zusammen. »Ich weiß nicht. Ich weiß nur, dass die Syndikatwelten dank der Entscheidungen unserer Führer und dank der von Ihnen errungenen Siege inzwischen weitgehend schutzlos einem Angriff durch die Allianz, aber auch durch die Aliens ausgeliefert sind. Ich weiß so viel oder so wenig wie jeder andere Mensch über ihr Verhalten, und niemand kann ihre Denkweise verstehen. Aber ich bin in großer Sorge.«
»Sie reden jetzt von den Aliens, oder geht es immer noch um die Führer der Syndikatwelten?«, hakte Geary ein.
»Sowohl als auch«, gab der CEO mit einem schwachen Lächeln zurück. »Ich würde mein Leben darauf verwetten, dass die CEOs des Exekutivrats in diesem Moment alle noch verbliebenen Kriegsschiffe im Heimatsystem zusammenziehen.«
»Sie scheinen davon fest überzeugt zu sein.«
»Deshalb würde ich ja auch mein Leben verwetten.«
Dieser CEO machte auf ihn den Eindruck, dass er offen und ehrlich, wenn auch durchtrieben war. Während Geary sich nachdenklich das Kinn rieb, flüsterte Rione ihm zu: Seine Aussagen werden als ehrlich bewertet. Und er ist tatsächlich besorgt. Aber das könnte eher Sorge um seine eigene Sicherheit als Angst um die Menschen der Syndikatwelten sein.
Fragen Sie ihn nach den Aliens, Sir, damit wir mehr haben, um seine Aussagen insgesamt bewerten zu können, drängte Iger ihn.
»Ich muss alles über das wissen, was Sie mir anzubieten haben«, erklärte Geary. »Erzählen Sie mir etwas über diese Aliens.«
Boyens zögerte. »Was ich weiß, ist alles, was ich für meinen Handel in der Hand habe. Wenn ich Ihnen zu viel sage, müssen Sie sich möglicherweise zu nichts mehr bereit erklären.«
»CEO Boyens«, gab Geary in frostigem Ton zurück. »Ich werde mich auf keinen Handel mit Ihnen einlassen, solange ich nicht weiß, dass es Ihnen tatsächlich um das Wohl der Allianz und der gesamten Menschheit geht. Daher schlage ich vor, dass Sie sich anstrengen, mich zu überzeugen.«
Der CEO betrachtete Geary sekundenlang und nickte schließlich. »Das passt zu dem Verhalten, das wir bei Ihnen beobachtet haben. Was wollen Sie wissen?«
»Wie sehen diese Aliens aus?« Das war zwar nicht die dringendste Frage, aber darüber rätselte er schon seit einer Weile.
»Das weiß ich nicht. Und soweit mir bekannt ist, weiß das auch sonst niemand.« Auf Gearys skeptischen Blick reagierte er mit einem schwachen Lächeln. »Das stimmt. Falls irgendein Mensch jemals persönlich den Aliens begegnet ist, dann hat er niemandem davon berichtet. Es sind Schiffe verschwunden, die sich in der Grenzregion aufhielten. Und vor langer Zeit haben wir auch Schiffe verloren, die zu Erkundungszwecken die Grenze überquert haben. Vielleicht wurden die Besatzungen gefangengenommen, vielleicht sind sie auch tot. Auf jeden Fall ist keiner von ihnen jemals zurückgekehrt.«
»Haben die Syndiks nie mit den Aliens Kontakt aufgenommen?«
»Doch, über Komm-Verbindungen. Verhandlungen mit ihnen finden nur sehr selten statt, aber ich hatte zweimal die Gelegenheit, das mitzuerleben.« Boyens beschrieb mit den Händen eine frustrierte Geste. »Ich rede hier nicht von virtuellen Treffen, sondern nur über Bildschirm. Was sie uns dabei zeigen, sind eindeutig menschliche Avatare. Gefälschte Bilder von Menschen vor
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