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Die verschollene Karawane

Titel: Die verschollene Karawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ackermann
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Universitätsprofessor, auch noch gesagt: Dieser Brief wurde beantwortet. Und zwar von Papst Alexander III.! Dieser Priesterkönig hatte nämlich ein sehr konkretes Anliegen vorgetragen. Er wollte einen Altar in der Grabeskirche in Jerusalem errichten lassen. Wartet, ich habe hier einen Auszug aus diesem Brief vom Papst, gerichtet an: ›Johannes, erhabener und herrlicher König der Inder… Je erhabener und großmütiger sein Verhalten sein wird, je weniger er sich seiner Macht und seines Reichtums zu rühmen gedenkt, desto williger werden wir seinem Wunsch, einen Altar in der Grabeskirche zu Jerusalem zu erhalten, Beachtung schenken.‹«
    Peter verdrehte ungläubig die Augen. »Willst du mir etwa erzählen, dass der Papst mit diesem Priesterkönig Johannes korrespondierte?«
    »Könnte sein! Der Brief des Priesterkönigs erregte damals ein solches Aufsehen, dass sich Papst Alexander III. wohl zu einer umfassenden Gegendarstellung genötigt sah. Die Reaktion des Papstes war zwiespältig. Er fürchtete zum einen um seinen Alleinvertretungsanspruch, erhoffte sich aber zum anderen die tatkräftige Hilfe des sagenhaften Priesterkönigs bei der Befreiung Jerusalems. Aber es kommt noch besser: Noch im gleichen Jahr entsandte dieser Papst seinen Arzt Philipp mit einer persönlichen Botschaft an Johannes nach Asien, in der er um Unterstützung für einen weiteren Kreuzzug gegen die Muslime ersuchte. Philipps Reise endete offenbar ohne Ergebnis, er blieb verschollen. Aber du siehst, der Papst hat die Existenz des Priesterkönigs Johannes nicht angezweifelt. Wie auch immer, fest steht derzeit nur, dass dein Freund Charles offenbar eine Verbindung zwischen diesem mysteriösen christlichen Priesterkönig und Äthiopien sowie zu dieser Karawanenroute hergestellt hat. Aber warum? Ist schon eigentümlich, dass eine Karawane im Nordosten Äthiopiens aufbricht, um quer durch die Sahara gen Westen zu ziehen. Und warum werden deswegen heute Menschen umgebracht?«
    »Am besten, du fährst die Route mal ab«, scherzte Jens. »Wenn du Glück hast, findest du zwischen Äthiopien und Mali eine im Sand verschollene Karawane. Vielleicht liegt da ein Schatz in der Sahara. Und vielleicht auch die Gebeine des mystischen Priesterkönig Johannes.«
    Die Männer schauten sich wortlos an. Alle drei hatten denselben Gedanken. Aber keiner wagte, ihn auszusprechen.
    Markus war es schließlich, der nüchtern resümierte: »Der Gedanke ist ebenso verlockend wie verrückt. Stellt euch das mal vor – eine Expedition von Äthiopien quer durch die Sahara nach Mali. Geil! Da wäre ich sofort dabei. Doch das könnt ihr vergessen. Überall militärische Sperrgebiete. Räuberische Wüstennomaden. Und völlig unbekannte Sandmeere, die mit keinem Geländewagen zu schaffen sind. Wenn da ein Schatz liegt, dann liegt er auch in tausend Jahren noch dort.«
    Peter tat sich schwer, die Flut der Informationen dieses Tages zu verarbeiten. Zudem lösten die letzten Worte von Jens bei ihm wirre Fantasien aus. Die Sahara von Ost nach West durchqueren – was für eine Herausforderung! Monate würde man dafür brauchen. Nachdenklich schritt er durch den Raum, grübelte vor sich hin und sprach schließlich in einem auffallend ernsten Ton: »Ich erinnere mich an eine Geschichte, von der ich im Laufe meiner Saharatouren immer wieder mal gehört habe. Die Tuareg in Algerien hatten mir davon erzählt und die Haussa in Nordnigeria ebenfalls. Sogar die Fulani im Osten des Senegals haben darüber gemunkelt. Stets war von einer legendären Karawane die Rede gewesen. 2000 Kamele, beladen mit Elfenbein, Gold und Edelsteinen, so erzählten mir diese Wüstenvölker, waren angeblich vor hunderten von Jahren irgendwo in der Sahara, an einem Ort, den die Tuareg das Land der Leere nennen, für immer verschwunden. Ist eine nette Geschichte, die man sich abends am Lagerfeuer erzählt. Habe ich bis heute jedenfalls gedacht. Vielleicht hat es diese Karawane aber tatsächlich gegeben. Und möglicherweise liegt da sogar noch was ganz anderes unter dem Sand begraben. Etwas, das mit diesem Priesterkönig Johannes und mit den Portugiesen zu tun hat. Ich sag’s euch, mir ist ganz mulmig zu Mute!«
    Plötzlich merkte Peter, wie seine beiden Freunde ihn entgeistert anstarrten.
    »Schaut mich bloß nicht so an! Ihr wisst, dass ich nicht so ein Verschwörungstyp bin. Aber seid doch mal ehrlich, diese Geschichte ist so unvorstellbar und doch so nahe an gewissen historischen Geschehnissen, dass wir da

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