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Die verschollene Symphonie

Die verschollene Symphonie

Titel: Die verschollene Symphonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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Schultern. »Ich werde ihm wohl auch die Silbermünze geben – schließlich bin ich ihm das schuldig.«
     

     
    Während der Mittagspause schaute Doktor Kapelson noch einmal in ihrem Büro vorbei und setzte dann das Gespräch mit Maddox fort. Eine der Krankenschwestern – jene, die am Abend zuvor den Patienten im Nordturm das Abendessen gebracht hatte – war verschwunden.
     

     
    »Erzählen Sie mir mehr über Stiefelchen.«
    »Gerne. Was wollen Sie denn wissen?«
    »Sie sagten, er hätte Sie davor gewarnt, nach Satan zu suchen«, sagte Doktor Kapelson. »Können Sie mir mehr darüber erzählen?«
    Maddox schwieg unsicher. »Ich weiß nicht, ob ich das kann«, erwiderte er zögernd und blickte die Ärztin unruhig an. »Stiefelchen wusste selbst nicht sehr viel über ihn. Das Einzige, was er mir geben konnte, war dieser Schutzzauber – für den Fall, dass meine Suche erfolgreich wäre. Es ist jedoch noch eine andere Person an der Sache beteiligt, über die ich eigentlich nicht reden darf. Auch wenn ich persönlich ein wenig an ihrer Existenz zweifle, hat Stiefelchen mich davor gewarnt, über sie zu sprechen.«
    »Sie können mir vertrauen, Corwin. Ich werde es niemandem verraten.«
    Er sah sie skeptisch an. »Geheimnisse, die man verrät, verlieren ihre Kraft.«
    Doktor Kapelson beugte sich vor. »Und wenn ich Ihnen im Gegenzug auch ein Geheimnis verrate?«, fragte sie. »Wenn ich Ihnen etwas verrate, das sonst niemand weiß? Auf diese Weise hätten Sie auch gegen mich etwas in der Hand.«
    »Also gut. Schießen Sie los.«
    »In dieser Stiftung wohnt ein Schutzengel, der über jeden wacht, der hier lebt und arbeitet. Wissen Sie, woher ich das weiß?«
    »Woher?«
    »Weil«, sagte Doktor Kapelson und griff in ihre Tasche, »der Engel jeden Tag irgendwo im Schloss ein Ei hinterlässt, und wenn ich es finde, dann weiß ich, dass der Engel auf mich aufgepasst hat.« Sie zog ein kleines grünes Ei hervor.
    Maddox blickte sie an. Sein Gesichtsausdruck verriet Verwirrung, dann Ärger, der sich schließlich in Belustigung verwandelte. »Sie sollten für meine Zeitungen schreiben«, sagte er grinsend. »Sie haben ein Talent dafür, unglaubliche Ereignisse mit komplettem Blödsinn zu kombinieren.«
    Noch immer lächelnd griff er unter sein Bett und zog vorsichtig ein Bündel hervor, dass in ein schmutziges T-Shirt gewickelt war. Darin befanden sich dreizehn grüne Eier.
    Doktor Kapelson warf einen Blick auf das Bündel, dann in Maddox’ Gesicht und brach ebenfalls in Gelächter aus.
    Maddox dachte noch einen Augenblick nach und fasste dann einen Entschluss. Er rückte näher an die Ärztin heran und begann in vertraulichem Tonfall zu erzählen. »Ich werde Ihnen alles sagen, was ich weiß. Sie ist magisch und wunderschön und sie ist außergewöhnlich und unwahrscheinlich intelligent. Außerdem ist sie unglaublich alt und will nicht, dass die Leute das erfahren – darin gleicht sie vollkommen den sterblichen Frauen. Und sie misstraut den Männern, deshalb muss ich aufpassen, was ich über sie erzähle, und deshalb habe ich auch Ihrem Chef nichts von ihr gesagt.«
    »Warum misstraut sie den Männern?«
    »Weil ihr Mann ihr vor langer Zeit einige furchtbare Dinge angetan hat und sie deswegen fliehen musste. Seitdem lebt sie im Verborgenen, und nur wenige kennen ihre geheime Geschichte.«
    »Sind Sie ihr je begegnet?«
    »Nein.«
    Seine Stimme klang überzeugend, doch das kurze Zögern und der abgewandte Blick sagten ihr, dass er log.
    »Stiefelchen hat mir ein Lied vorgetragen«, sagte Maddox, der ihrem Blick immer noch auswich. »Er wollte, dass ich es im Gedächtnis behalte, egal was geschieht. Die Melodie ist ein wenig primitiv – ich glaube, es war einmal für Kinder gedacht –, aber die Sprache ist sehr aussagekräftig:
     
    Am Anfang gab es nichts,
    weder Sand noch Meer,
    noch kühlende Wellen.
    Die Erde war Ödnis,
    und der Himmel droben
    kannte nur Engel und Könige.
     
    Dann kam der Wütende
    und die Engel flohen zur Erde,
    die Könige verbargen sich
    unter dem Fels
    und die Königin des Himmels
    schlief an des Meeres Ufer.
     
    Nun ist der Wütende frei
    und die Könige kehren zurück,
    doch nach allen Türen,
    eh’ du ins Haus trittst,
    sollst scharf du schauen;
    denn nie kannst du wissen,
    ob Feinde nicht warten
    im Hause auf dich.
     
    Wenn Dunkelheit einbricht
    im Kerzenlicht,
    ruf meinen Namen
    und ich werde erscheinen
    um dich zu beschützen,
    bis Engel und Könige wieder regier’n.«
     
    Maddox

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