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Die verschollene Symphonie

Die verschollene Symphonie

Titel: Die verschollene Symphonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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anderen Seite ihre Frage beantwortete. Die Wucht des Schlages ließ sie zusammenfahren, während vom Türrahmen Staub herabrieselte. Den Direktor schien dies nicht weiter zu beunruhigen.
    »Hmm«, meinte Doktor Syntax. »Das sollte genügen. Ich habe immer gesagt, wir hätten im gesamten Komplex die Originaltüren behalten sollen, aber nein, auf mich hat ja wieder einmal niemand gehört…«
    »Doktor Syntax«, sagte Marisa und trat einige Schritte von der Tür zurück, als das geheimnisvolle Wesen auf der anderen Seite erneut dagegen schlug. »Was ist dort draußen?«
    Doktor Syntax blickte sie argwöhnisch an. »Wie bitte? Wo sind Sie denn die ganze Nacht gewesen? Auf dem Mond?«
    »Nein, ich war hier im Nordturm. Herr Schwan ist endlich gesprächig geworden, und ich wusste nicht, ob ich noch einmal die Gelegenheit haben würde, ihn sprechen zu hören.
    Also bin ich hier geblieben, bis er seine Geschichte zu Ende erzählt hatte.«
    »Schwan, was? Äußerst interessant«, sinnierte der Arzt und rieb sich das Kinn, während ein dritter Schlag die Tür traf und schließlich ein vierter. »Ich bin ebenfalls hier gewesen und habe mit Galen gesprochen. Allerdings habe ich mich gegen vier Uhr zurückgezogen, um Schreibarbeiten zu erledigen und mich auszuruhen. Etwa eine Stunde später hörte ich den ersten Alarm.«
    »Alarm? Weswegen?«
    »Unsere drei atlantischen Magier wurden zur intravenösen Ernährung in den Hauptkomplex gebracht. Da all die Todesfälle noch immer ungeklärt waren, hatte ich angeordnet, ihnen die Fesseln erst einmal nicht abzunehmen. Offenbar sind sie jedoch zu dem Schluss gekommen, sich nicht mehr länger einsperren zu lassen«, sagte er grimmig, »und ihre Therapie ab sofort selbst in die Hand zu nehmen.«
    Marisa erstarrte und blickte ihm in die Augen. Was sie dort sah, teilte ihr eindeutig und unmissverständlich den Rest der Geschichte mit. Die Tatsache, dass im Hauptkomplex Alarm ausgelöst worden war und von allen Mitarbeitern nur der Direktor den nördlichen Anbau erreicht hatte – den ältesten und sichersten Teil der Klinik –, sprach für sich.
    Als Erwiderung auf ihre unausgesprochene Frage nickte er. »Sie sind alle tot – sämtliche Mitarbeiter, soweit ich das beurteilen kann. Die Magier haben sehr früh zugeschlagen, als die meisten noch schliefen und die Übrigen von der Kälte wie gelähmt waren. Als ich den Komplex neben den Büros betrat, hatte ich das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Dann bemerkte ich plötzlich, dass die Wände rot waren. Bei der Menge an Blut, die ich gefunden habe, müssen bereits die meisten der Schwestern und Pfleger niedergemetzelt worden sein. Die Magier hatten einen der Lagerräume besetzt und waren gerade mit irgendeinem…« Ein weiterer Schlag gegen die Tür, dieses Mal mit weniger Nachdruck. »… Beschwörungsritual beschäftigt«, schloss er. »Als sie mich bemerkten, habe ich die Beine in die Hand genommen.«
    »Und Sie haben sonst niemanden gesehen?«, fragte Marisa mit zitternder Stimme.
    »Jedenfalls keinen Menschen«, erwiderte Doktor Syntax, öffnete den Mantel und unter seinem linken Arm kam die Übersetzung der Ur-Edda und ein angsterfülltes blaues Huhn zum Vorschein. »Es ist mir jedoch gelungen, Henrietta zu retten.«
     

     
    Der Tag verging wie im Fluge, und die darauf folgende Nacht wie der nächste Tag verliefen ereignislos.
    Das geheimnisvolle Wesen, das an die Tür gehämmert hatte, verschwand irgendwann, wenngleich Marisa das Gefühl hatte, dass es nicht allzu weit entfernt auf der Lauer lag. Die Fenster waren beschlagen, doch sie vermochten nicht festzustellen, ob dies an dem plötzlichen Wetterumschwung lag oder ob magische Beschwörungen die Ursache waren. Sicherheitshalber verbarrikadierten Marisa und Doktor Syntax die Fenster entlang des Korridors so gut es ging. Sie waren hoch und schwer zu erreichen, doch abgesehen von der Tür waren sie der einzige Ein- oder Ausgang des Nordturms.
    Kurz gesagt, sie saßen in der Falle. Offenbar sicher vor jeder Gefahr, aber dennoch in der Falle. Doktor Syntax hatte Marisa schließlich die Übersetzung der Ur-Edda gegeben. Ihre Gedanken waren jedoch so sehr mit anderen Dingen beschäftigt, dass sie bisher kaum eine Seite in dem dicken, pflaumenfarbenen Buch gelesen hatte.
    Der Notvorrat an Nahrungs- und Arzneimitteln im Lagerraum bestand aus einigen Rationen Zwieback und Schmelzkäse sowie Spritzen mit Morphium und Adrenalin, mit denen man, wenn nötig, widerspenstige Patienten außer

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