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Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole

Titel: Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Townsend
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möchte gern Die rastlose Kaulquappe , mein 592-seitiges Prosagedicht über die Reise einer Kaulquappe von den Anfangstagen des Froschlaichtums bis zum Moment ihres Sterbens im Froschgreisenalter, veröffentlichen. Das Werk zeichnet den Lebensweg des Geschöpfs nach und zieht Parallelen zu Ereignissen meines eigenen Werdegangs, wobei ich meine Scheidung weggelassen habe, weil ich in keinem Amphibienhandbuch Informationen darüber finden konnte, ob Frösche eine Form von Scheidung kennen oder ob sie ihrem Partner ein Leben lang treu bleiben.
    Glenn hat mich gerade unterrichtet, dass »Frösche Tag und Nacht poppen, Dad, und zwar alles, was ihnen vor die Nase kommt«.
    Brick Eagleburger berichtete, Jim Smith habe ein Fax geschickt, in dem es heißt: » Die rastlose Kaulquappe ist ein lyrischer Abgesang auf die vergangene Pracht der englischen Natur. Ich war zu Tränen gerührt vom gewaltsamen Tod des Froschs unter den Rädern eines deutschen Schwerlasters.«

    Brick ergänzte: »Der Bursche wird zwar null Komma nothing dafür zahlen, aber die Publicity ist auf jeden Fall super.« Ich fragte nach dem Namen von Jim Smiths Publikation und erfuhr, dass es sich um das wöchentlich erscheinende Magazin Frösche handelt.
    Es berührte mich zutiefst, dass diese Tiere so vielen Menschen derart am Herzen liegen, dass sie extra ein Anmeldeformular für das Abo ausfüllen und neun Pfund pro Jahr blechen. Ich persönlich kann die widerlichen, schleimigen Dinger nicht ausstehen.

Sonntag, 12. November
    Volkstrauertag
     
    Ich war heute der Einzige an der BP-Tankstelle, der die zwei Schweigeminuten einhielt.

Montag, 13. November
    Brick Eagleburger ist völlig außer sich vor Aufregung. Er ist fest überzeugt, dass seine Briefwahlstimme für Florida Al Gore die Präsidentschaft sichern wird. Er könnte sogar Recht behalten. Wenn Gore mit einer Stimme Vorsprung gewinnt, will Brick sich das als persönliches Verdienst anrechnen. Er hat bereits eine ganzseitige Anzeige in der Fachzeitung The Stage gebucht. Darin heißt es:
    Brick Eagleburger, Theateragent, ist spezialisiert auf Wetteransagerinnen, Prominentenköche und Tierdarsteller, einschließlich des weltberühmten Seehundes Billy. Mr Eagleburgers Briefwahl entschied
über das Ergebnis der amerikanischen Präsidentenwahl. Neue Künstler immer willkommen. 25 % Provision. Steuer- und Anlageberatung inklusive.
    Ich rief Brick an und fragte ihn, wann er und ich uns treffen könnten, um meine weitere Schriftstellerkarriere zu besprechen. Mit meinen 33 Jahren komme ich für den Nachwuchspreis Young British Writers’ Award schon nicht mehr infrage. Warum lobt niemand einen Wettbewerb für Junggebliebene aus? Das sind doch reine Vorurteile. Nur weil uns schon langsam die Haare ausfallen und wir an gelegentlichen sexuellen Funktionsstörungen leiden, heißt das ja noch nicht, dass unsere literarischen Fähigkeiten abgenutzt sind. Brick teilte mir in seinem grauenhaften Slang mit: »Momentan bin ich total dicht, absolut no time slot frei, Adrian.« Er meinte, es gäbe Ärger mit Seehund Billy, der seit seiner Arbeit in einem Dubliner Zirkus, wo er unter den üblen Einfluss Declan Tourettes und seines ewig fluchenden Hundes geraten war, ein ernsthaftes Kokain-Problem habe. Innerhalb von sieben Tagen sniefte Billy beträchtliche Mengen des bösen weißen Pulvers. Nach zwei Wochen war er wegen seines Nachschubs komplett auf Tourette angewiesen. Binnen drei Wochen war Billys Karriere praktisch am Ende, seine Nasenscheidewand nachhaltig geschädigt, und er konnte keinen Ball mehr mit der Schnauze werfen oder fangen.
    Glücklicherweise fing Brick ihn noch rechtzeitig auf und verfrachtete ihn in eine geheime Tierentzugsklinik in Milton Keynes. Dort befreite sich Billy, zusammen mit anderen versehrten Tieren, von seiner teuren Sucht und wurde wieder clean.

Dienstag, 14. November
    Mein Leben ist unfassbar langweilig, aber der heutige Tag war wirklich die Krönung: Es ist absolut nichts passiert. Ich bin aufgestanden. Habe Rührei gemacht. Es war weder gut noch schlecht, sondern irgendwas dazwischen. Dann lief ich zum Zeitungsladen, wo ich gerade noch mit ansehen konnte, wie ein Mann mit Bart (ein Fremder) den letzten Guardian kaufte. An seinem Akzent merkte ich sofort, dass er nicht von hier war. Ich finde es skandalös, dass Menschen einfach so irgendwelche Waren kaufen dürfen, ganz gleich, wo sie wohnen, und damit die Einheimischen lebensnotwendiger Güter berauben. Etwas in der Art sagte ich

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