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Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole

Titel: Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Townsend
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Anjelica House. Sie ist mittleren Alters, an mehr kann ich mich nicht mehr erinnern. Morgen nach der Arbeit gehe ich zu ihr.

Freitag, 24. November
    Anjelica hat mir erklärt, dass meine Liebe zu Dave Mutter nichts anderes ist als das, was in der Psychobranche »Übertragung« genannt wird. Sie ist eine wunderbar energische Frau, und es könnte sein, dass ich ein bisschen in sie verliebt bin.
    Geoffrey Perkins ist hin und weg von Die rastlose Kaulquappe . Er will Dawn French für die Titelrolle.

Montag, 27. November
    Arthur Askey Way
     
    Heute ist erst der erste Tag des Ramadan, und trotzdem hat Mohammed von der BP-Tankstelle jetzt schon schlechte Laune wegen der Fastengebote, die ihm seine Religion auferlegt. An einem normalen Arbeitstag isst er drei Tüten Käse-Zwiebel-Chips und ein oder zwei KitKats. Ich merkte an, dass ihm zwanzig Kilo weniger durchaus nicht schaden könnten. Zu meinem Erstaunen verfiel er in einen wütenden Angriff auf meinen Charakter und mein Erscheinungsbild
und endete mit den Worten: »Schau lieber mal selbst in den Spiegel, Moley. Aus deiner Nase wachsen genug Haare, um einen Einkaufskorb für eine Maus zu flechten. Und du siehst aus wie im fünften Monat.«
    Sofort entschuldigte ich mich für meine Unhöflichkeit. Ich versuchte, ihm zu erklären, dass meine Therapeuten Dave Mutter und Anjelica House mich ermunterten, im sozialen Umgang möglichst aufrichtig zu sein. Das schien seinen Zorn noch zu verschärfen, aber Gott sei Dank wurde er von einer zänkischen Autofahrerin, die sich über mangelndes Toilettenpapier im Damenklo beschwerte, davon abgelenkt, mir noch weiter die Meinung zu geigen.
    Auf dem Heimweg grübelte ich über unser Gespräch nach. Woher stammte Mohammeds Bild meiner zu einem Mäuseeinkaufskorb verflochtenen Nasenhaare? Und was hatte seine Bemerkung zu bedeuten, ich sähe aus wie im fünften Monat?

Dienstag, 28. November
    Heute Morgen zog ich mich aus und musterte mich eingehend im Kleiderschrankspiegel. Meine Vorderansicht ist ganz annehmbar. Die Schultern hängen etwas, und meine Brustmuskeln sind vielleicht nicht allzu ausgeprägt, aber im Prinzip liege ich aussehenstechnisch immer noch über dem Durchschnitt. Mein Profil lässt allerdings so einiges zu wünschen übrig, und ja, Mohammed, mein alter Schulfreund, du hast die Wahrheit gesprochen: Im Profil sehe ich aus wie im fünften Monat schwanger. Mein Bauch, einst sanft konkav, ist inzwischen unübersehbar konvex.
Wie konnte das passieren, ohne dass ich etwas bemerkt habe?
    Zu meinem Schrecken habe ich entdeckt, dass mein Sohn Glenn ein – wie er es nennt – »Topsecret-Tagebuch« führt. Zusätzlich hat er noch mit Stacheldraht umschnörkelt auf den Umschlag geschrieben: »Öffnen auf aigene Gefar«. Ich war stark versucht, herauszufinden, was der Junge über mich geschrieben hatte. Hätte ich eine Möglichkeit gesehen, unbemerkt das Schloss aufzubrechen, dann hätte ich es möglicherweise in Erfahrung gebracht.

Mittwoch, 29. November
    Kann mir jemand erklären, warum wir Engländer unser Rindfleisch nach Frankreich exportieren, und die Franzosen ihr Rindfleisch nach England? Ich habe diese Frage schon vielen Leuten gestellt, aber niemand konnte mir eine befriedigende Antwort geben. Heute hatte ich eine Sitzung mit Dave Mutter nach der Arbeit. Ich erzählte ihm von Mohammeds Bemerkung über den Mäuseeinkaufskorb. Dave sagte, er finde Mohammeds Metaphorik »extrem verstörend«. Er war der Ansicht, Mohammed solle sich professionelle psychiatrische Hilfe suchen.
     
    Erfreulicherweise kann ich berichten, dass meine Fixierung auf Dave Mutter vorbei ist. Er ist einfach nur ein langweiliger, nicht mehr junger Mann mit einer Minnie-Maus-Stimme und einem altmodischen Pferdeschwanz. Anjelica House hingegen, meine Zweite-Meinung-Therapeutin, ist eine wahrlich prachtvolle Frau. Warum wusste ich früher nie die Reize älterer Frauen zu schätzen? Wieso habe ich
nie die Schönheit ihrer Krähenfüße bemerkt oder den köstlichen Anblick ihrer schlaff herunterhängenden Oberarme, wenn sie ein Kissen aufschütteln?
Mitternacht
    Pandora rief gerade an, um sich zu erkundigen, ob mein Vater schon von seiner Krankenhausinfektion genesen ist. Ich erzählte ihr, dass er immer noch unter Quarantäne stehe. Sie war entzückt: An seinem Beispiel möchte sie ein Argument gegen das Outsourcing von Krankenhauspersonal veranschaulichen. Bevor sie auflegte, deutete sie noch an, dass der Streit zwischen John Prescott und der

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