Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole
ist gut genug für meinen Sohn.
Mittwoch, 6. Dezember
Arthur Askey Way
William glaubt immer noch an den Weihnachtsmann, und er quengelte so lange, bis ich gestern Abend mit ihm zu Debenhams fuhr, um zuzusehen, wie Santa sich seitlich am Gebäude abseilte, bevor er feierlich seinen Posten im dritten Stock des Kaufhauses bezog. Wir standen ganz vorn in der Menge, und als der Weihnachtsmann mit schiefem Bart und durch die Abseilgurte verrutschtem rotem Kostüm auf dem Boden landete, rief William ihm zu: »Hallo, krieg ich
eine PlayStation 2 zu Weihnachten?« Der Weihnachtsmann entgegnete: »Aber klar doch, mein Junge.«
Ich hätte den alten Trottel umbringen können. Wie soll ich denn das Geld für eine PlayStation auftreiben? Die kosten 200 £. Und abgesehen davon gibt es im ganzen Land keine. Soll ich William die Wahrheit sagen und ihn darüber aufklären, dass der sich abseilende Weihnachtsmann in Wirklichkeit ein ergrautes Mitglied der Rockettes, des Klettervereins von Leicestershire, ist (ein Mensch, der nicht befugt ist, Versprechungen über Weihnachtsgeschenke zu machen), oder soll ich bis zur Bescherung am 25. Dezember warten, um die Enttäuschung auf dem Kindergesicht zu sehen?
Meine Großfamilie ist völlig aus dem Häuschen wegen der Feiertage. Niemand weiß, wo er den ersten und zweiten Feiertag und Silvester verbringen soll. Nur eins ist sicher: Ich werde in diesem Haus keine Gäste bewirten. Ich kann mir nicht mal den Barbie-Adventskalender leisten, an den William sein Herz gehängt hat. Ich fragte Mohammed von der Tankstelle, ob ich einen zum halben Preis kaufen könne, da der halbe Monat doch immerhin schon vorbei sei. Aber er lehnte ab! Geht es noch gemeiner? Er sagte, er könne den Barbie-Advent für nächstes Jahr aufheben und dann wieder den vollen Preis dafür bekommen. So viel zum Thema Fest der Liebe.
Donnerstag, 7. Dezember
Tania Braithwaite sprach widerstrebend eine Einladung aus, das Weihnachtsfest am ersten Feiertag bei ihr in The Lawns zu verbringen. Wir warteten nebeneinander in der Schlange im Supermarkt, und sie sagte: »Dann kommt eben vorbei, wenn ihr nicht wisst, wohin ihr sonst sollt.« Ein rascher Blick auf ihre Einkäufe erinnerte mich an ihre truthahnlose, schokoladenlose Einstellung zu den Festivitäten. Sojaprodukte überwogen im Einkaufswagen, außerdem lagen darin ein Dutzend Flaschen Holunderblütensirup. Kein Wunder, dass mein Vater sich weigert, zu genesen und seine Krankenhausinfektion abzuschütteln. Er hat vor, Weihnachten mit Tracy Lintel, seiner Quarantäneschwester, zu verbringen. Die für die Festlichkeiten erforderlichen Ballons, Knallbonbons und Luftschlangen liegen wahrscheinlich in ebendiesem Moment im Sterilisator des Krankenhauses.
Freitag, 8. Dezember
Pamela Pigg rief heute an. Sie sagte: »Ich kriege dich einfach nicht aus dem Kopf, Aidy.« Glenn hörte das mit (ihre Stimme ist ziemlich schrill) und sagte düster: »Du musst verrückt sein, wenn du mit der noch mal was anfängst, Dad.«
Pamela hat einen neuen Job, sie arbeitet jetzt mit Landstreichern, wobei sie selbst diese Leute alleinstehende Obdachlose nennt. Sie erzählte mir, dass es im Nachtasyl mehrere freie Stellen gäbe. Außerdem ergänzte sie noch, dass ich ihrer Meinung nach alle Eigenschaften besäße, die man
braucht, um mit diesen bedauernswerten Menschen zu arbeiten.
»Stimmt, du hast keinen Geruchssinn«, sagte Glenn. Er spielt darauf an, dass ich kürzlich eine fünf Wochen alte Packung Krabben, die ich aus Versehen im Auto neben der Heizung vergessen hatte, nicht bemerkt hatte. Die übrigen Insassen mussten zu meiner allergrößten Verblüffung würgen, während ich seelenruhig am Steuer saß. Vielleicht sollte ich zur Uniklinik nach Leicester fahren und einen Nasenfunktionstest machen lassen.
Samstag, 9. Dezember
Meine Mutter hat die Fassade ihres Hauses mit einem lebensgroßen Lichterketten-Abbild des Weihnachtsmanns mit seinem Schlitten verkleidet. Es ist unfassbar geschmacklos. Ihr Vorgarten wird von Posh, Becks und Baby Brooklyn Beckham in Form von Pappfiguren beherrscht. Jede Figur trägt einen aus einem Drahtbügel und Lametta gebastelten Heiligenschein über dem Kopf. »Das ist die Heilige Familie des Jahrs 2000«, erklärte meine Mutter. Allerdings prophezeie ich, dass sie die Menschenmengen, die sich jeden Abend vor ihrem Zaun versammeln, schon bald satthaben wird. Brooklyns Krippe wurde bereits gestohlen.
Montag, 11. Dezember
Brick Eagleburger verklagt Peter
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