Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole

Titel: Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Townsend
Vom Netzwerk:
Dad.«
    Ich wandte ein: »Ich kann William ja wohl schlecht schlagen, weil er ein gelangweilter Hirte war, Glenn.«
    Worauf er entgegnete: »Wenn er Jesus aus der Krippe gekippt hätte, dann wäre ich auf die Bühne gesprungen und hätte ihm selbst eine verpasst.«

Freitag, 22. Dezember
    Arthur Askey Way
     
    Schon wieder eine Abendveranstaltung! Dieses Mal in der Neil-Armstrong-Gesamtschule, meiner Alma Mater, um Glenn in der Aufführung des Feiertagsspiels zu sehen. Zu meiner Zeit hieß das einfach Krippenspiel. In der Vorstellung im Jahr 1982 gab Pandora eine geheimnisvoll faszinierende Maria. Mehrere Männer im Publikum wurden ohnmächtig während der langwierigen Zangengeburt des Jesuskinds.
    Ich saß neben Mohammed, dessen Tochter Raki auch zur Besetzung gehörte und eine Klebstoffschnüfflerin spielte, die vor einer arrangierten Ehe wegläuft. Konsterniert musste ich feststellen, dass Glenns Rolle ein obdachloser Alkoholsüchtiger
war. Die Aufführung verlief etwas chaotisch, da die Kinder keinen Text bekommen hatten und auch nicht wussten, wo sie stehen sollten bzw. wann sie überhaupt auftreten und wieder abgehen sollten. Das führte zu gelegentlicher Überfüllung der Bühne und nötigte Mr Billington, den jungen Theatergruppenleiter, laute Anweisungen zu erteilen, die deutlich über dem grauenhaften Lärm des Schulorchesters zu hören waren.
    Roger Patience, der Rektor, saß neben der Bühne, den Kopf in die Hände gestützt. Die Handlung spielte in einem Nachtasyl. Eine schwangere Frau namens Marie erschien mit ihrem »Partner« Joe und bat den zuständigen Sozialarbeiter um Zuflucht. Maries genaue Worte waren: »Ich muss mal die Füße hochlegen, weil ich krieg ein Kind, und außerdem sind die Bullen hinter mir her, wegen der Windel, wo ich im Billigladen geklaut hab.«
    Worauf der Sozialarbeiter/Wirt entgegnete: »Du machst ja wohl Witze, oder? Hier ist alles voll, wir haben Ferienzeit, da hättet ihr mal rechtzeitig buchen müssen.« An dieser Stelle schaltete sich Joe ein: »Hey, hör bloß auf, meine Lady zu dissen, Mann.« Dann kam Glenn auf die Bühne und zeigte eine beunruhigend realistische Darstellung eines Menschen, der mehrere Flaschen destillierter Flüssigkeiten konsumiert hat.
    Eine Obdachlose/Engel kam auf die Bühne und kreischte: »Ich hab grad einen hellen Stern im Westen gesehen. Der war vorher noch nicht da. Das ist doch endkrass.« An dieser Stelle trat Mohammeds Tochter an einer (hoffentlich leeren) Tube Uhu schnüffelnd auf. Ich spürte, wie Mohammed unbehaglich auf seinem Sitz herumrutschte. Danach verlor ich vorübergehend den Überblick über das Geschehen auf der Bühne und wandte meine Aufmerksamkeit
dem Programm zu. Ich bemerkte, dass Pamela Pigg für ihre »Unterstützung bei der Recherche über Obdachlose« gedankt wurde.
    Als ich meinen Blick das nächste Mal zur Bühne hob, hielt Raki gerade einen improvisierten Monolog über die Problematik, als radikale Feministin in einem fundamentalistisch islamischen Haushalt aufzuwachsen. Mohammed murmelte: »Wenn die glaubt, sie kriegt diese blöden Timberlands zu Weihnachten, dann ist sie aber auf dem Holzweg.«
    Ganz am Ende hielt Mr Billington eine Rede und dankte den Kindern für ihre »begeisterte Umsetzung von Improvisationstechniken«. Er wünschte uns allen »fröhliche Feiertage«.
    Als wir zusammen zum Parkplatz liefen, sagte Mohammed: »Moley, warum machen die heutzutage kein normales Krippenspiel mehr?« Ich sagte, dass man in gewissen Kreisen der Ansicht sei, so etwas sei in einer multikulturellen Schule unpassend.
    Mohammed lachte und meinte: »Was für Kreise? Kornkreise?«
     
    Wir gingen auf ein Weihnachtsbier ins King’s Head. Ich wollte eine Käserolle bestellen, erfuhr aber, dass dort inzwischen nur noch thailändisches Essen serviert wird. Da ich keine Lust hatte, zu meinem Getränk eine Nudelsuppe zu schlürfen, aß ich nichts. Mit dem Ergebnis, dass ich leicht betrunken war, als ich nach Hause kam und Pamela Pigg anrief, ob sie sich mit mir treffen wolle. Freudig nahm sie die Einladung an: »Auf diesen Augenblick habe ich sehnlichst gewartet.« Nach dem Auflegen verfluchte ich die zwei Pints Radler, die ich vorher getrunken hatte.

Montag, 25. Dezember
    Erster Weihnachtsfeiertag
     
    Unser Weihnachten ist völlig verdorben. Eine Tragödie ist über meine Familie hereingebrochen. Gestern Abend wurde meine Mutter unter dem Vorwurf schwerer Körperverletzung verhaftet.
    Das Beckham-Tableau in ihrem Vorgarten

Weitere Kostenlose Bücher