Die Verschollenen
»Stell dich den Tatsachen, Karrde, und Tatsache Nummer eins ist, dass du einfach nicht jeden deiner Mitarbeiter persönlich kennen kannst.«
Karrde starrte hinaus auf den Bug des Schiffs, dessen fröhliches Rot ihm beinahe wie Hohn erschien. Aber Booster hatte Recht. Diese ganze Sache war ihnen einfach vollkommen über den Kopf gewachsen.
Er hatte bescheiden genug angefangen und nur angeboten, den Anführern der Neuen Republik und des Imperiums Informationen zu liefern, sodass jede Seite sicher sein konnte, dass die andere keine Ränke gegen sie schmiedete. Und in den ersten paar Jahren war das auch gut gegangen.
Der Ärger hatte begonnen, als die diversen Planeten- und Sektor-Regierungen innerhalb der Neuen Republik begriffen, wie nützlich seine Arbeit war, und ebenfalls darauf zurückgreifen wollten. Nachdem wegen des Caamas-Dokuments beinahe ein Bürgerkrieg ausgebrochen war, hatte sich Karrde wirklich nicht in der Lage gesehen, das abzulehnen, und hatte seine Operationen mit Erlaubnis seiner Kunden auf Coruscant und Bastion weiter ausgedehnt.
Was natürlich bedeutete, dass er mehr Personal brauchte. Im Grunde war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis erste Probleme auftauchten. Er wünschte sich nur, die Sache würde nicht ausgerechnet Luke und Mara betreffen. »Das mag sein«, sagte er nun zu Booster. »Aber selbst wenn ich nicht alles persönlich erledigen kann, ist es immer noch meine Verantwortung.«
»Ah«, sagte Booster wissend. »Es geht also um verletzten Stolz.«
Karrde sah seinen alten Freund an. »Booster, hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass deine Version von Mitgefühl wirklich nervtötend sein kann?«
»Ja, das Thema wurde ein- oder zweimal angeschnitten.« Booster grinste und schlug Karrde auf den Rücken. »Komm. Lass uns nach unten in den Transit-Korridor gehen, und ich gebe dir einen aus.«
»Immer vorausgesetzt, die Getränkespender funktionieren heute«, murmelte Karrde, als sie die Kommandogalerie entlanggingen.
»Na ja«, gab Booster zu. »Immer vorausgesetzt, sie funktionieren.«
Das hier, dachte Mara Jade Skywalker und trank einen Schluck, war zweifellos eine der seltsamsten Cantinas, in denen sie sich je aufgehalten hatte.
Zum Teil hing es vielleicht einfach mit dem Standort zusammen. Hier am Äußeren Rand entsprachen Kultur und Stil nicht unbedingt den Maßstäben von Coruscant und der übrigen Kernwelten. Das könnte die knallbunten Wandbehänge, die uralten Rohre neben den modernen Getränkespendern und die Hintergrunddekorationen aus polierten Droidenteilen erklären, die aus der Zeit vor dem Klonkrieg stammten.
Was die unzerbrechlichen Becher und den schweren Tisch mit der Steinplatte anging, an dem sie saß, so lieferten notdürftig reparierte Blasternarben an Wänden und Decke mehr als genug Erklärung. Wenn sich die Gäste während einer Schießerei unter die Tische duckten, wollten sie sicher, dass diese Tische auch angemessenen Schutz boten. Und sie würden auch keine Lust haben, inmitten von Scherben zu sitzen.
Aber es gab keine vernünftige Erklärung für die sehr laute, sehr dissonant klingende Musik.
Sie spürte einen Luftzug an ihrer Schulter, und ein untersetzter Mann drängte sich hinter ihr durch die Menge. »Entschuldigung«, schnaufte er, als er um den Tisch herumging und sich auf den Platz ihr gegenüber sacken ließ. »Geschäfte, Geschäfte, Geschäfte. Keinen Augenblick hat man seine Ruhe.«
»Kann ich mir vorstellen«, stimmte Mara zu. Er konnte sie nicht täuschen; selbst ohne ihre Machtempfindsamkeit hätte sie die Verstohlenheit hinter dem Getue erkannt. Jeff Huxley, Meisterschmuggler und einer der kleineren Schrecken des Äußeren Rands, hatte etwas Unangenehmes im Sinn.
Die einzige Frage war nur, wie unangenehm es werden würde.
»Ja, es ist einfach verrückt«, fuhr Huxley fort und schlürfte lautstark das Getränk, das er stehen gelassen hatte, als ihn eine mysteriöse Angelegenheit von diesem Tisch wegrief. »Sie kennen das selbstverständlich. Oder zumindest kannten Sie es einmal.« Er starrte sie über den Rand des Bechers an. »Was ist daran so komisch?«
»Ach, nichts«, sagte Mara, verkniff sich aber das Lächeln nicht, das Huxleys Misstrauen erregt hatte. »Ich dachte nur gerade daran, was für ein vertrauensseliger Mensch Sie doch sind.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte er stirnrunzelnd.
»Ihr Getränk.« Mara deutete mit ihrem Becher darauf. »Sie gehen weg und lassen es hier stehen, und dann kommen Sie
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