Die Verschwender vom Mars
und er hat sich diesen Hilder angehört. Soviel ich weiß, war das die erste Rede, die Hilder über die Verschwender hielt.
Der junge Mann kam damit zu mir. Ich nahm ihn natürlich nicht sehr ernst. Eine Zeitlang danach behielt ich ein Auge auf die Filme der Planetarischen Presse, aber Hilder wurde nicht oft erwähnt und nach dem, was man sah, wirkte er recht komisch.«
»Ja, Herr Kommissar«, sagte Digby, »als es anfing, sah es ganz wie ein Scherz aus.«
Sankov streckte seine langen Beine neben dem Schreibtisch aus. »Mir kommt's noch immer eher wie ein Scherz vor. Worum geht's ihm? Wir verbrauchen Wasser. Hat er mal versucht, sich ein paar Zahlen anzusehen? Ich habe sie alle hier. Habe sie mir bringen lassen, als dieser Ausschuß ankam.
Die Erde hat eins Komma zwo fünf Milliarden Kubikkilometer Wasser in ihren Ozeanen, und jeder Kubikkilometer Wasser wiegt etwa eineinhalb Milliarden Tonnen. Das ist eine Menge Wasser. Etwas von dieser Menge verbrauchen wir für den Raumflug. Der größte Teil des Schubs wird im Schwerkraftfeld der Erde verbraucht, und das bedeutet, daß das ausgestoßene Wasser seinen Weg zurück in die Ozeane nimmt. Hilder hat das nicht berücksichtigt. Wenn er behauptet, daß pro Flug eine Million Tonnen Wasser verbraucht werden, dann lügt er. Es handelt sich um weniger als hunderttausend Tonnen.
Nehmen wir jetzt einmal an, daß pro Jahr fünfzigtausend Flüge stattfinden. In Wirklichkeit sind es natürlich nicht so viele, kaum fünfzehnhundert. Aber sagen wir einmal, es wären fünfzigtausend. Ich nehme an, im Lauf der Zeit wird es ein beträchtliches Anwachsen der Flüge geben. Bei fünfzigtausend Flügen würden pro Jahr etwa drei Komma vier Kubikkilometer Wasser im Raum verloren gehen. Das bedeutet, daß die Erde in einer Million Jahre ein Viertelprozent ihres gesamten Wasservorrats verlieren würde!«
Digby drehte die Handflächen nach oben, breitete die Hände aus und ließ sie dann fallen. »Herr Kommissar, die Interplanetarischen Metallwerke haben in ihrer Kampagne gegen Hilder ähnliche Zahlen benutzt, aber mit kalter Mathematik kann man keine riesige, gefühlsgeladene Bewegung aufhalten. Dieser Hilder hat einen Begriff geprägt: Verschwender. Er hat diesen Begriff langsam aufgebauscht, bis es wie nach einer riesenhaften Verschwörung aussah. Eine Bande profitgieriger Schufte, die die Erde ausbeuten und dabei nur auf den eigenen unmittelbaren Vorteil bedacht sind.
Er hat die Regierung beschuldigt, mit ihnen unter einer Decke zu stecken. Das Parlament soll unter ihrer Fuchtel stehen und die Presse ihnen gehören. Dem Durchschnittsmenschen kommt das alles anscheinend nicht lächerlich vor. Er weiß nur zu gut, was eigennützige Menschen den Bodenschätzen der Erde anhaben können. Er weiß zum Beispiel, was im Zeitalter der Schwierigkeiten mit dem Öl passiert ist und wie der fruchtbare Boden ruiniert wurde.
Wenn ein Bauer eine Dürreperiode erlebt, ist es ihm gleich, daß das Wasser, das beim Raumflug verlorengeht, ein winziger Tropfen ist, verglichen mit dem gesamten Wasservorrat der Erde. Mit Hilfe von Hilder kann er jetzt jemandem die Schuld geben, und in einer Katastrophe ist das der stärkste Trost, den man sich denken kann. Dafür läßt er sich nicht mit ein paar Zahlen abspeisen.«
Sankov sagte: »Da komme ich nicht mit. Vielleicht deshalb, weil ich nicht weiß, wie es auf der Erde läuft, aber mir scheint, es gibt dort auch Bauern, die nicht auf dem Trocknen sitzen. Soweit ich aus den Nachrichtenzusammenfassungen sehen konnte, sind diese Leute um Hilder eine Minderheit. Wieso läßt sich die Erde auf das Spiel von ein paar Bauern ein, die durch einige Verrückte aufgehetzt worden sind?«
»Herr Kommissar, weil es so etwas wie von Sorgen geplagte Menschen gibt. Die Stahlindustrie begreift, daß eine Epoche der Raumfahrt die Lage auf dem Markt für Leichtmetallegierungen immer mehr anspannen wird. Die verschiedenen Bergbaugewerkschaften machen sich wegen der außerirdischen Konkurrenz Sorgen. Jeder Erdmensch, der kein Aluminium kriegt, mit dem er sein Fertighaus bauen könnte, weiß ganz sicher, daß das daher kommt, weil alles Aluminium zum Mars geht. Ich kenne einen Archäologieprofessor, der gegen die Verschwender ist, weil er keinen Regierungszuschuß für seine Ausgrabungen bekommen kann. Er ist überzeugt, daß das ganze Regierungsgeld in die Raketenforschung und Raumfahrtmedizin gesteckt wird, und er ist voller Groll deswegen.«
Sankov sagte: »Das klingt so,
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