Die Verschwender vom Mars
langsam hin und her zu bewegen.
Long sagte: »Ja, glaub ich auch. Sie sind an ihren Planeten gefesselt. Selbst wenn sie zum Mars kommen, werden erst ihre Kinder frei sein. Eines Tages wird es Sternenschiffe geben. Riesendinger, die Tausende von Menschen aufnehmen und die vielleicht jahrzehntelang, vielleicht sogar jahrhundertelang unterwegs sein können. Die Menschheit wird sich in der ganzen Milchstraße ausbreiten. Aber die Menschen werden ihr ganzes Leben auf Schiffen zubringen, bis man neue Wege des interstellaren Reisens entdeckt haben wird, und es werden Marsmenschen und nicht planetengebundene Erdmenschen sein, die das Universum bevölkern. Das ist unvermeidlich. Es kann nur so sein. Das ist die Art des Mars.«
Aber Rioz gab keine Antwort. Er war wieder eingeschlafen, wiegte sich sanft fast eine Million Kilometer über dem Saturn.
7.
Die Arbeitsschicht auf dem Ringteilstück war die Kehrseite der Medaille. Die Schwerelosigkeit, der Frieden und das Alleinsein des Schwebens im Raum wurde durch etwas ersetzt, bei dem es weder Frieden noch Alleinsein gab. Selbst die Gewichtslosigkeit, die weiter bestand, war unter den veränderten Bedingungen eher ein Fegefeuer als ein Paradies.
Man mußte mal versucht haben, einen gewöhnlichen stationären Hitzestrahler zu bedienen. Man konnte ihn hochheben, obwohl er zwei Meter hoch und breit und fast ganz aus Metall war, da er nur den Bruchteil eines Kilos wog. Aber seine Massenträgheit war wie immer, und das hieß, wenn man ihn nicht sehr langsam in Stellung brachte, dann würde er sich weiterbewegen und einen mitziehen. Dann mußte man das künstliche Schwerkraftfeld des Anzugs verstärken und landete mit einem Plumps.
Keralski hatte das Feld etwas zu sehr verstärkt und landete ein bißchen zu hart. Der Hitzestrahler kam dabei in einem gefährlichen Winkel mit ihm herunter. Sein gesplitterter Knöchel war das erste Unglück auf der Expedition.
Rioz stieß fast unausgesetzt einen Schwall von Flüchen aus. Er fühlte sich immer wieder versucht, sich mit dem Handrücken über die Stirn zu fahren, um sich den Schweiß abzuwischen. Die paar Male, die er dem Drang nachgegeben hatte, waren Silizium und Metall mit einem Krachen zusammengestoßen, das laut in seinem Anzug widerhallte, aber sonst zu nichts führte. Die Entfeuchtungsanlagen in seinem Anzug arbeiteten selbstverständlich mit höchster Kraft, gewannen das Wasser zurück und sammelten die ionenausgetauschte Flüssigkeit mit einem sorgsam bemessenen Salzgehalt in den dafür vorgesehenen Behälter.
Rioz schrie: »Verdammt noch mal, Dick, warte doch, bis ich dir Bescheid gebe.«
Und Swensons Stimme dröhnte in seinen Ohren: »Und wie lange soll ich hier eigentlich rumsitzen?«
»Bis ich dir Bescheid sage«, versetzte Rioz.
Er verstärkte das künstliche Schwerkraftfeld und hob den Strahler ein wenig an. Er schwächte das Feld ab und wartete ein paar Minuten ab, ob er seine Lage beibehalten würde, wenn er jeden Halt wegnähme. Er stieß das Kabel aus dem Weg – es lief über den nahen »Horizont« zu einer Kraftquelle, die außer Sicht war – und drückte auf den Auslöser.
Der Stoff, aus dem das Teilstück bestand, brodelte und verschwand, als der Kontakt hergestellt war. Ein Teil des Randes der riesigen Grube, die er schon in das Material gehöhlt hatte, zerschmolz und eine Unebenheit seines Umrisses war beseitigt.
»Versuch's jetzt einmal«, rief Rioz.
Swenson war in dem Schiff, das dicht über dem Kopf von Rioz schwebte.
Swenson rief: »Alles klar?«
»Ich sagte doch, mach los.«
Aus einer der vorderen Düsen des Schiffes löste sich eine dünne Dampfwolke. Das Schiff trieb auf das Teilstück des Ringes zu. Eine zweite Dampfwolke korrigierte ein seitliches Ausweichen. Es kam gerade herunter.
Eine dritte Wolke am unteren Teil ließ es langsam wie eine Feder niederschweben.
Rioz sah angespannt zu. »Nur weiter so. Du schaffst es.«
Das Ende des Schiffes drang in die Grube ein und füllte sie fast aus. Die ausgebauchten Wände kamen dem Grubenrand immer näher. Das Schiff kam mit einem knirschenden Zittern zum Stillstand.
Jetzt war es an Swenson, zu fluchen. »Es paßt nicht«, sagte er.
Rioz warf den Strahler in einem Anfall zu Boden und flog in den Raum hinauf. Der Strahler wirbelte überall weißen, kristallischen Staub auf, und als Rioz mit Hilfe seines künstlichen Schwerkraftfelds wieder herunterkam, tat er das gleiche.
Er sagte: »Du bist schief rein, du blöder Bodenmensch.«
»Ich
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