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Die Verschwender vom Mars

Die Verschwender vom Mars

Titel: Die Verschwender vom Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Er warf die Schnellblicker und die entwickelten Filmstückchen auf das Bett. »Nichts! – Ich fürchte, Sie werden sich die Mühe machen müssen, die Filme auszusortieren. Tut mir leid. Und jetzt besteht nach wie vor die Frage, wo der fehlende Film ist.«
    »Wenn es ihn überhaupt gibt«, sagte Ryger und gähnte gewaltig.
    Mandel sagte: »Meine Herren, ich möchte vorschlagen, wir gehen hinunter in das Zimmer von Villiers.«
    Kaunas sah ihn verblüfft an. »Wieso?«
    Talliaferro sagte: »Versuchen Sie es mit Psychologie? Man bringe den Verbrecher an den Schauplatz des Verbrechens, und Reue wird ihm ein Geständnis entlocken.«
    »Ein weniger aufregender Grund besteht darin«, sagte Mandel, »daß ich die beiden von Ihnen, die unschuldig sind, bitten möchte, mir bei der Suche nach dem Film mit dem Vortrag von Villiers zu helfen.«
    »Sie glauben, er befindet sich dort?« fragte Ryger.
    »Möglich. Es ist ein Anfang. Dann können wir Ihre Zimmer durchsuchen. Die Tagung über Astronautik fängt erst morgen früh um zehn an. Bis dahin haben wir Zeit.«
    »Und dann?«
    »Müssen wir vielleicht die Polizei einschalten.«
     
    Sie traten zögernd in Villiers' Zimmer ein. Ryger hatte einen roten Kopf, Kaunas war bleich. Talliaferro versuchte ruhig zu bleiben.
    Gestern nacht hatten sie es bei künstlichem Licht gesehen. Villiers war mit gerunzelter Stirn und ganz zerzaust dagelegen, hatte sein Kopfkissen umklammert, sie mit seinen Blicken in Verlegenheit gebracht und sie hinausgewiesen. Jetzt hing der Geruch des Todes im Zimmer.
    Mandel fingerte an dem Fensterpolarisator herum, um mehr Licht hereinzulassen, und drehte ihn zu weit auf. Die im Osten stehende Sonne drang herein.
    Kaunas riß einen Arm hoch, um seine Augen abzuschirmen und schrie: »Die Sonne!« Die anderen blieben wie erstarrt stehen.
    Seine Miene drückte so etwas wie Entsetzen aus, als hätte er einen Blick in die merkurische Sonne getan, der ihn erblinden lassen würde.
    Talliaferro fiel die eigene Reaktion auf die Möglichkeit ein, sich unter freiem Himmel zu befinden, und er knirschte mit den Zähnen. Die zehnjährige Abwesenheit von der Erde hatte sie angeknackst.
    Kaunas rannte zum Fenster, tastete nach dem Polarisator, und dann atmete er unter schwerem Keuchen aus.
    Mandel trat an seine Seite. »Was ist los?« Die beiden anderen stellten sich neben sie.
    Unter ihnen erstreckte sich das Bruchstein- und Ziegelmauerwerk der Stadt bis zum Horizont, in das Licht der aufgehenden Sonne getaucht, die im Schatten liegenden Teile ihnen zugekehrt. Talliaferro warf einen verstohlenen Blick auf das Ganze.
    Kaunas hielt die Luft so an, daß er nicht einmal mehr einen Schrei ausstoßen konnte, und starrte etwas an, das viel näher lag. Da draußen auf dem Fensterbrett, eine Ecke in einem Sprung im Mörtel befestigt, befand sich ein zwei Zentimeter langer Streifen eines milchgrauen Films, und auf ihm die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne.
    Mandel riß mit einem zornigen Schrei das Fenster hoch und packte ihn. Er barg ihn in der hohlen Hand und blickte sie aus wütenden, geröteten Augen an.
    Er sagte: »Warten Sie hier!«
    Es gab nichts zu reden. Als Mandel ging, setzten sie sich hin und starrten einander benommen an.
     
    Mandel kehrte nach zwanzig Minuten zurück. Er sagte ruhig, mit einer Stimme, die irgendwie den Eindruck aufkommen ließ, daß sie nur ruhig war, weil ihr Eigentümer weit über jeden Wutausbruch hinaus war: »Die Ecke in dem Sprung war nicht überbelichtet. Ein paar Worte konnte ich erkennen. Es handelt sich um den Vortrag von Villiers. Der Rest ist ruiniert. Da ist nichts zu machen.«
    »Was nun?« sagte Talliaferro.
    Mandel zuckte müde mit den Schultern. »Mir ist es im Augenblick gleich. Die Massenübertragung ist weg, bis jemand, der so hochbegabt wie Villiers ist, sie wieder entdeckt. Ich werde mich daranmachen, mache mir aber keine Illusionen, was meine Fähigkeiten anlangt. Da der Vortrag weg ist, nehme ich an, Sie drei sind nicht mehr wichtig, schuldig oder nicht. Was macht das schon aus?« Sein ganzer Körper schien vor Verzweiflung zusammengesunken zu sein.
    Talliaferro sagte jedoch mit harter Stimme: »Moment mal. In Ihren Augen kann jeder von uns dreien schuldig sein. Zum Beispiel ich. Auf unserem Gebiet sind Sie ein großer Mann, und Sie werden nie ein gutes Wort für mich übrig haben. Vielleicht denkt man sich dann, ich sei unfähig oder noch etwas Schlimmeres. Ich lasse mich durch den Schatten eines Verdachts nicht ruinieren.

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