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Die Verschwender vom Mars

Die Verschwender vom Mars

Titel: Die Verschwender vom Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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es gibt sie tatsächlich. Er wußte, es gab die Niederschrift eines Vortrags zu dem Thema. Wir drei wußten nur, daß Villiers mehr oder weniger aus dem Gleichgewicht war. Nun, wir nahmen vielleicht an, daß immer die Möglichkeit bestand. Ich glaube, wir besuchten ihn um elf, um das herauszubekommen, obwohl es keiner von uns offen sagte – er aber führte sich verrückter denn je auf.
    Denken Sie nun an das Spezialwissen und an das Motiv von Dr. Mandel. Und noch etwas anderes, Dr. Urth. Wer auch immer um Mitternacht vor Villiers hintrat, ihn zusammenbrechen sah und seinen Vortrag aufnahm, mußte schrecklich verwirrt sein, als er Villiers offenbar wieder zu sich kommen sah und ihn telephonieren hörte. In dem plötzlichen Schrecken begriff unser Verbrecher eins: er mußte das belastende Material los werden.
    Er mußte den noch nicht entwickelten Film mit dem Vortrag los werden, und zwar so, daß man ihn nicht finden konnte und er ihn an sich nehmen konnte, wenn kein Verdacht auf ihn fiel. Das äußere Fensterbrett war ideal. Er machte rasch Villiers' Fenster auf, legte den Filmstreifen hinaus und ging. Selbst wenn Villiers überlebte oder sein Telefongespräch Folgen zeitigte, würde lediglich Villiers' Aussage gegen seine stehen, und es war leicht, zu zeigen, daß Villiers seelisch nicht im Gleichgewicht war.«
    Talliaferro schwieg triumphierend. Das war nicht zu widerlegen.
    Wendell Urth sah ihn blinzelnd an und drehte die Daumen seiner gefalteten Hände, daß sie sich an seiner breiten Hemdbrust rieben. Er sagte: »Und was soll das alles beweisen?«
    »Der Beweis liegt darin, daß das Fenster geöffnet und der Film unter freiem Himmel aufbewahrt wurde. Und Ryger lebt nun seit zehn Jahren auf Ceres, Kaunas auf dem Merkur, ich auf dem Mond – wenn man die kurzen und nicht sehr häufigen Urlaube außer acht läßt. Wir haben gestern mehrmals darüber geredet, wie schwer es uns fällt, uns auf der Erde zu akklimatisieren.
    Die Welten, auf denen wir arbeiten, sind Himmelskörper ohne Lufthüllen. Wir gehen niemals ohne einen Anzug ins Freie. Uns dem freien Raum auszusetzen, ist undenkbar. Keiner von uns hätte das Fenster ohne harten inneren Kampf öffnen können. Dr. Mandel hat jedoch ausschließlich auf der Erde gelebt. Ein Fenster öffnen heißt für ihn, nur ein bißchen Muskelarbeit leisten. Er konnte es tun. Wir nicht. Also ist er es gewesen.«
    Talliaferro lehnte sich zurück und lächelte leicht.
    »Genau, der Raum!« rief Ryger begeistert.
    »Das ist aber noch nicht alles«, tobte Mandel und erhob sich halb, als sei er versucht, sich auf Talliaferro zu stürzen. »Ich weise die ganze erbärmliche Erfindung zurück. Was ist mit der Aufnahme, die ich vom Telefonanruf von Villiers habe? Er gebrauchte das Wort ›Studienkollege‹. Aus dem ganzen Band wird deutlich ...«
    »Er lag im Sterben«, sagte Talliaferro. »Sie gaben selbst zu, daß viel von dem, was er sagte, unverständlich ist. Ohne das Band gehört zu haben, frage ich Sie, Dr. Mandel, ob es nicht stimmt, daß die Stimme von Villiers bis zur Unkenntlichkeit verzerrt ist.«
    »Also ...«, sagte Dr. Mandel verwirrt.
    »Ich bin mir sicher, daß sie es ist. Es besteht also Grund zur Annahme, daß Sie das Band möglicherweise schon vorher mit dem vernichtenden Wort ›Studienkollege‹ zurechtgebastelt haben.«
    Mandel sagte: »Mein Gott, woher sollte ich den wissen, daß Studienkollegen am Kongreß teilnahmen? Woher sollte ich wissen, daß sie von der Massenübertragung wußten?«
    »Villiers kann es Ihnen gesagt haben. Ich nehme an, er tat es.«
    »Also, hören Sie mal zu«, sagte Mandel. »Sie haben Villiers um elf am Leben gesehen. Der Leichenbeschauer untersuchte den Toten kurz nach drei Uhr morgens und erklärte, er sei mindestens schon zwei Stunden tot. Das war sicher. Der Tod muß also zwischen elf Uhr nachts und ein Uhr morgens eingetreten sein. Gestern nacht war ich auf einer späten Besprechung. Ich kann angeben, wo ich zwischen zehn und zwei Uhr war, nämlich Kilometer vom Hotel entfernt, und ein Dutzend Zeugen haben mich gesehen, von denen alle über jeden Zweifel erhaben sind. Genügt Ihnen das?«
    Talliaferro schwieg einen Moment. Dann fuhr er hartnäckig fort: »Und wenn schon. Nehmen wir an, Sie kamen gegen halb drei ins Hotel zurück. Sie gingen auf das Zimmer von Villiers, um über seinen Vortrag zu reden. Sie fanden die Tür offen, oder Sie hatten einen zweiten Schlüssel. Auf jeden Fall sahen Sie, er war tot. Sie packten die

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