Die Verschwender vom Mars
schob sie höher die Nase hinauf. »Massenübertragung!« rief er aus.
»Ich sah es mit eigenen Augen«, sagte Mandel.
»Und du hast mir nichts davon erzählt.«
»Ich hatte versprochen, zu schweigen. Der Mensch war – sonderlich. Habe ich doch gesagt.«
Urth trommelte auf den Schreibtisch. »Wie konntest du zulassen, daß solch eine Entdeckung im Besitz eines Exzentrikers blieb, Mandel? Man hätte ihm das Wissen, wenn nötig, mit der Psychischen Sondierung entreißen müssen.«
»Das hätte ihn getötet«, verwahrte sich Mandel.
Aber Urth schaukelte vor und zurück und hatte die Hände an die Wangen gelegt. »Massenübertragung. Die einzige Art, wie ein anständiger, zivilisierter Mensch reisen sollte. Die einzig mögliche Art. Die einzig denkbare Art. Wenn ich das nur gewußt hätte. Wenn ich nur dort gewesen wäre. Das Hotel ist aber fast fünfzig Kilometer weit weg.«
Ryger hatte mit leicht verärgertem Gesichtsausdruck zugehört und warf jetzt ein: »Soviel ich weiß, gibt es eine Schnellinie, die genau bis zur Kongreßhalle geht. Sie hätten in zehn Minuten dort sein können.«
Urth erstarrte und warf Ryger einen seltsamen Blick zu. Seine Backen blähten sich. Er sprang auf und eilte aus dem Zimmer.
Ryger sagte: »Was zum Teufel ...«
Mandel murmelte: »Verdammt. Ich hätte Sie warnen sollen. Dr. Urth benützt überhaupt keine Verkehrsmittel. Eine Phobie. Er bewegt sich nur zu Fuß.«
Kaunas sah sich blinzelnd im düsteren Zimmer um. »Aber er ist doch ein Extraterrologe? Ein Experte, was Lebensformen auf anderen Planeten angeht?«
Talliaferro war aufgestanden und stand jetzt vor einer Galaktischen Linse auf einem Gestell. Er blickte auf den Glanz im Innern des Sternsystems. Er hatte noch nie eine so große und fein gearbeitete Linse gesehen.
Mandel erwiderte: »Er ist Extraterrologe, aber er hat noch nie einen der Planeten, über die er genau Bescheid weiß, besucht und wird das auch nie tun. Ich bezweifle, daß er in den letzten dreißig Jahren weiter als zwei Kilometer von diesem Zimmer weg gewesen ist.«
Ryger lachte auf.
Mandel lief vor Zorn rot an. »Sie finden das vielleicht komisch, aber mir wäre es lieb, Sie würden aufpassen, was Sie sagen, wenn Dr. Urth zurück ist.«
Urth schlich einen Augenblick danach herein. »Sie entschuldigen, meine Herren«, sagte er flüsternd. »Und jetzt machen wir uns an unser Problem heran. Vielleicht möchte einer von Ihnen ein Geständnis ablegen.«
Talliaferro verzog bitter die Lippen. Dieser dicke, in freiwilliger Gefangenschaft lebende Extraterrologe war kaum eindrucksvoll genug, jemandem ein Geständnis abzupressen. Glücklicherweise brauchte man auch gar nicht seine Künste als Detektiv in Anspruch zu nehmen.
Talliaferro sagte: »Dr. Urth, haben Sie Verbindungen zur Polizei?«
Eine gewisse Verschmitztheit breitete sich auf dem rotbackigen Gesicht von Urth aus. »Offiziell habe ich keine Verbindungen, Dr. Talliaferro, aber meine inoffiziellen sind allerdings sehr gut.«
»Wenn das so ist, werde ich Ihnen eine Mitteilung machen, die Sie an die Polizei weitergeben können.«
Urth zog den Bauch ein und zog an einem Hemdzipfel. Er holte ihn hervor und säuberte sich damit langsam die Brille. Als er ganz fertig war und sie sich wieder sorgfältig auf die Nase gesetzt hatte, sagte er: »Um was handelt es sich dabei?«
»Ich werde Ihnen sagen, wer dabei war, als Villiers starb, und wer seinen Vortrag aufgenommen hat.«
»Sie haben das Kriminalrätsel gelöst?«
»Ich habe mir den ganzen Tag darüber den Kopf zerbrochen. Ich glaube, ich habe es gelöst.« Talliaferro machte das Aufsehen, das er erregte, ziemlichen Spaß.
»Nun, also?«
Talliaferro holte tief Luft. Leicht würde es ihm nicht fallen, obwohl er es seit Stunden vorhatte. »Der Schuldige«, sagte er, »ist offenkundig Dr. Hubert Mandel.«
Mandel starrte Talliaferro an und mußte vor plötzlicher Entrüstung schwer atmen. »Hören Sie mal, Herr Doktor«, fing er mit lauter Stimme an, »wenn Sie Grund haben, eine so lächerliche ...«
Die Tenorstimme von Urth übertönte die Unterbrechung. »Laß ihn ausreden, Hubert, hören wir ihn an. Du hast ihn verdächtigt, und kein Gesetz kann ihm verbieten, dich zu verdächtigen.«
Talliaferro erklärte mit fester Stimme: »Es ist mehr als nur ein Verdacht, Dr. Urth. Der Beweis liegt klar auf der Hand. Wir vier wußten von der Massenübertragung, aber nur einer von uns, nämlich Dr. Mandel, hat wirklich eine Vorführung gesehen. Er wußte,
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