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Die Verschwender vom Mars

Die Verschwender vom Mars

Titel: Die Verschwender vom Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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schwieg verblüfft. Ryger führte seine Zigarette nicht bis zum Mund, ließ sie auf halbem Weg langsam sinken.
    »Der arme Teufel«, sagte Talliaferro.
    »Schrecklich«, flüsterte Kaunas heiser. »Er war ...« Seine Stimme brach.
    Ryger schüttelte sich. »Nun, er hatte ein schwaches Herz. Da ist nichts zu machen.«
    »Bis auf eine Kleinigkeit«, stellte Mandel richtig. »Es kann noch etwas gutgemacht werden.«
    »Was soll das heißen?« fragte Ryger heftig.
    Mandel sagte: »Wann haben Sie ihn alle zuletzt gesehen?«
    Talliaferro antwortete. »Gestern abend. Es war ein richtiges Klassentreffen. Seit zehn Jahren sahen wir uns zum erstenmal wieder. Leider muß ich sagen, daß es kein angenehmes Treffen war. Villiers meinte, mit gutem Grund wütend auf uns sein zu können, und er war wütend.«
    »Wann – war das?«
    »Das erste Treffen so gegen neun.«
    »Das erste?«
    »Wir haben ihn dann später noch einmal gesehen.«
    Kaunas blickte besorgt drein. »Er hatte uns im Zorn verlassen. Wir konnten es nicht dabei bewenden lassen. Wir mußten es versuchen. Schließlich waren wir alle einmal Freunde gewesen. Wir gingen also zu seinem Zimmer und ...«
    Mandel platzte los: »Sie waren alle in seinem Zimmer?«
    »Ja«, sagte Kaunas überrascht.
    »Wann war das etwa?«
    »Ich glaube, um elf.« Er sah die anderen an. Talliaferro nickte.
    »Und wie lange sind Sie geblieben?«
    »Zwei Minuten«, warf Ryger ein. »Er wies uns hinaus, als wären wir hinter seinem Vortrag her.« Er schwieg, als erwarte er, Mandel würde fragen, was für ein Vortrag gemeint sei, aber Mandel sagte nichts. Er fuhr fort: »Ich glaube, er hatte ihn unter seinem Kopfkissen versteckt. Auf jeden Fall lag er über dem Kopfkissen, während er uns zuschrie, wir sollten verschwinden.«
    »Vielleicht lag er da schon im Sterben«, sagte Kaunas vor Entsetzen flüsternd.
    »Da noch nicht«, sagte Mandel barsch. »Sie haben wahrscheinlich also alle Fingerabdrücke hinterlassen.«
    »Wahrscheinlich«, sagte Talliaferro. Etwas von dem Respekt, den er automatisch Mandel gegenüber verspürt hatte, schwand jetzt, und er spürte langsam Ungeduld aufsteigen. Mandel hin oder her, es war vier Uhr morgens. Er sagte: »Worum geht es hier eigentlich?«
    »Also, meine Herren«, sagte Mandel, »es geht beim Tod von Villiers um mehr als nur die Tatsache, daß er tot ist. Der Vortrag von Villiers, die einzige Reinschrift davon, war in den elektrischen Zigarettenschlucker gestopft worden, und es waren nur noch ein paar Fetzen übrig. Ich habe den Vortrag nie gesehen oder gelesen, aber ich weiß genug über die Materie Bescheid, um, wenn nötig, vor Gericht beschwören zu können, daß die Reste des unverbrannten Papiers in dem Schlucker zu dem Vortrag gehörten, den er auf diesem Kongreß halten wollte. – Sie haben anscheinend Zweifel, Dr. Ryger.«
    Ryger lächelte mürrisch. »Ich bezweifle, daß er ihn gehalten haben würde. Sir, wenn Sie meine Meinung hören wollen, ich glaube, er war verrückt. Zehn Jahre lang war er ein Gefangener der Erde, und er flüchtete sich in den Traum von einer Massenübertragung. Das war vielleicht das einzige, was ihn am Leben erhielt. Er hat irgendeine betrügerische Vorführung zustande gebracht. Ich behaupte nicht, es war absichtlicher Betrug. Ihm war wahrscheinlich wahnsinnig ernst damit, und er war ernsthaft wahnsinnig. Gestern abend kam es zum Höhepunkt. Er kam in unsere Zimmer – er haßte uns, weil wir der Erde entkommen waren – und feierte seinen Triumph über uns. Zehn Jahre lang hatte er dafür gelebt. Vielleicht hat ihn dieses Ereignis in eine Art geistige Gesundheit zurückgestoßen. Er wußte, daß er den Vortrag gar nicht wirklich halten konnte. Es gab nichts, worüber er hätte reden können. Er verbrannte ihn also, und sein Herz setzte aus. Wirklich zu schade.«
    Mandel hörte sich den Astronomen von Ceres mit dem Gesichtsausdruck deutlichen Mißfallens an. Er sagte: »Sehr schlagfertig, Dr. Ryger, aber ganz und gar falsch. Ich lasse mich nicht so leicht durch betrügerische Vorführungen täuschen, wie Sie vielleicht glauben mögen. Ich war gezwungen, die Angaben, die Sie bei der Anmeldung im Hotel gemacht haben, rasch nachzusehen, und danach waren Sie auf dem College seine Studienkollegen. Stimmt das?«
    Sie nickten.
    »Sind hier auf dem Kongreß noch weitere Studienkollegen von Ihnen anwesend?«
    »Nein«, sagte Kaunas. »In der Astronomie waren wir damals die einzigen, die für eine Doktorarbeit zugelassen wurden. Auch er

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