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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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band.
    Der Trotz wuchs, wurde stärker, und Isana packte mit der anderen Hand den Unterarm des Zenturios. Ihre Gelenke knackten vor Anstrengung. Die Knöchel wurden weiß. Sie hob den Kopf und starrte dem Zenturio in die Augen. »Wage es«, sagte sie, »und ich töte dich. Selbst wenn ich bei dem Versuch sterben muss.«
    Giraldi wich zurück. Nicht vor dem schwachem Griff, nicht vor der leisen Drohung, sondern vor ihrem Blick.
    »Bei den Krähen«, flüsterte er. »Du meinst es ernst.«
    »Ja.«
    »Warum?«, fragte er. »Warum, Isana? Erzähl mir nicht, Faede sei nur ein schwachsinniger Sklave, der Spaß daran hat, deinem Neffen hinterherzulaufen. Wer ist er?«
    Isana bemühte sich, klar zu denken und sich zu erinnern, wer die Wahrheit kannte, wer sie erfahren durfte und wer vermutlich nichts ahnte. Aber sie war so müde, und es waren so viele Jahre vergangen - es war so viel gelogen worden. Sie hatte die Lügen und die Geheimnisse satt.
    »Araris«, flüsterte sie. »Araris Valerian.«
    Giraldi wiederholte die Worte lautlos, bewegte nur die Lippen und riss die Augen auf. Dann sah er von Isana zu dem Verwundeten in der Wanne und wieder zurück. Sein Gesicht wurde weiß. Der alte Soldat biss sich auf die Unterlippe und wandte
den Blick ab. Seine Miene sackte in sich zusammen, als wäre er plötzlich um weitere zehn Jahre gealtert. »Nun ja«, sagte er mit bebender Stimme, »da ergibt plötzlich das eine oder andere Sinn.«
    Isana ließ seinen Unterarm los.
    Er betrachtete kurz das Messer und schob es zurück in die Scheide an seinem Gürtel. »Wenn ich dich schon nicht davon abbringen kann … kann ich dir wenigstens helfen. Was brauchst du, Herrin?«
    Isana riss die Augen auf, starrte Giraldi an und begriff plötzlich, wie sie zu Faede durchkommen könnte. Ihr Herz klopfte, und die Hoffnung breitete sich mit kribbelnder Hitze in ihr aus.
    »Das ist es«, sagte sie.
    Der alte Soldat blinzelte und schaute sich um. »Ja? Was ist es?«
    »Giraldi, bring mir Tee. Starken Tee. Und hol mir sein Schwert.«

35
    Es war ein langer, anstrengender Marsch zurück zu den Pferden, und der Ritt zu den Befestigungsanlagen der Legion in Elinarcus war noch kraftraubender. Tavi traf dort in der kühlsten Stunde der Nacht ein. Ihm erschien es eigenartig, dass es trotz der Spätsommerhitze hier im Südwesten des Reiches nachts so unangenehm kalt wie im Calderon-Tal werden konnte.
    Sie wurden zweimal von berittenen Posten angehalten, und als sie das offene Gelände vor der Stadt überquerten, bemerkte Tavi stille Gestalten nahe dem Wald, bei denen es sich vermutlich um Bogenschützen und Waldbewohner aus der Umgebung handelte,
die sich vorsichtig weiter nach Westen voranbewegten. Der Erste Speer hatte sie sicherlich ausgeschickt, um die Canim zu beobachten, beim Vormarsch zu stören und um die Kundschafter des Feindes auszuschalten. An eine solche Maßnahme hätte Tavi selbst denken sollen - aber nun ja, genau das war der Grund, aus dem er Valiar Marcus den Befehl über die Verteidigung erteilt hatte.
    Tavi und Kitai ritten in den Südteil von Elinarcus und dann über die große Brücke, wo sie das Hufgeklapper auf den Steinen begleitete. Der Geruch von Wasser, Moder und Fisch stieg vom großen Fluss zu ihnen auf. Am höchsten Punkt der Brücke befanden sie sich mehr als hundert Fuß über dem Wasser, und Tavi schloss die Augen und genoss die kühle Brise, die über ihn hinwegwehte.
    Die Nachricht von seiner Rückkehr eilte ihm voraus, da sie von einem Wachposten zum anderen gemeldet wurde. Magnus, der oberste Bursche des Hauptmanns, kam ihm entgegen und begleitete ihn zu seinem Zelt - einem gewöhnlichen Legionszelt anstelle des zerstörten von Cyril. Dort herrschte ein reges Kommen und Gehen. So mussten sie mehreren davoneilenden Soldaten ausweichen, als sie dort eintrafen.
    Insgesamt wirkte das Zelt viel zu klein und seiner Aufgabe nicht gewachsen, wie es da inmitten der vom Blitz verbrannten Erde stand. Das passte eigentlich recht gut, dachte Tavi, denn auch er fühlte sich zu klein und seiner Aufgabe nicht gewachsen.
    »Nein, die Krähen sollen’s holen«, brüllte Valiar Marcus in dem Zelt. »Wenn sich unsere Vorräte am Südufer befinden und die Hunde den Teil der Stadt einnehmen, können wir auf unseren Stiefeln herumkauen, falls wir uns nach Norden zurückziehen müssen.«
    »Aber meine ganze Zenturie musste die Vorräte gerade wie Packtiere hinüberschleppen«, protestierte jemand anderes.
    »Gut«, fauchte Marcus. »Dann

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