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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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auszuführen, denen er gehorchen musste. Der stillschweigende Widerstand durch die Unlust, Befehle zu befolgen, die als unsinnig erachtet wurden, konnte ebenso gut das Ende dieser Legion bedeuten wie die Canim selbst.
    Tavi schloss kurz die Augen. Dann sagte er: »Ich habe Max einmal gefragt, wie du zu deinem Ehrennamen gekommen bist. Valiar. Der Tapfere. Der Kronorden für Tapferkeit. Max hat es mir erzählt. Als er sechs Jahre alt war, kamen die Eismenschen herunter und haben Frauen und Kinder aus einem Holzfällerlager verschleppt. Du hast ihnen zwei Tage inmitten des schlimmsten
Schneesturms seit Menschengedenken nachgespürt und die räuberischen Eismenschen angegriffen. Ganz allein. Du hast die Gefangenen befreit und nach Hause geführt. Antillus Raucus hat dir sein Schwert geschenkt. Und er hat dich selbst in den Orden der Tapferen aufgenommen und zu Gaius gesagt, er soll diese Entscheidung bestätigen oder er würde ihn zum Juris Macto herausfordern.«
    Der Erste Speer nickte, sagte jedoch nichts.
    »Das war die reinste Torheit von dir«, fuhr Tavi fort. »In den Sturm hinauszuziehen. Und noch dazu allein. Und fünfundzwanzig Eismenschen anzugreifen.«
    »Dreiundzwanzig«, berichtigte Marcus.
    »Würdest du Cletus losschicken, um das Gleiche zu tun?«, fragte Tavi. »Oder mich? Einen der Fische?«
    Marcus zuckte mit den Schultern. »Mich hat niemand geschickt. Ich habe getan, was ich tun musste. Um die Wahrheit zu sagen, ich habe gewartet, bis die meisten der Eismenschen schliefen, und habe dann der Hälfte von ihnen die Kehle durchgeschnitten, ehe sie aufwachen konnten.«
    »So etwas hatte ich mir schon gedacht. Aber ehe du aufgebrochen bist, konntest du nicht wissen, wie viele es sein würden. Oder dass du eine Gelegenheit bekommen würdest, sie im Schlaf zu überraschen. Du wusstest nicht einmal, ob das Wetter nicht noch schlimmer werden und dich umbringen würde. Damals war dein Handeln reiner Wahnsinn.«
    »Es war kein Wahnsinn«, widersprach Marcus. »Ich kannte die Eismenschen. Ich wusste, wozu ich fähig war. Ich hatte Vorteile auf meiner Seite.«
    Tavi nickte. »Und genauso geht es jetzt mir.«
    Der alte Soldat kniff abermals die Augen zusammen. »Hier geht es nicht um eine Bande wütender Marat, Junge. Nicht um die Soldaten irgendeines Fürsten oder eine abtrünnige Legion. Wir müssen gegen die Canim antreten. Du kennst sie nicht. Du hast nie zuvor etwas wie sie erlebt.«

    »Da irrst du dich«, entgegnete Tavi.
    Der erste Speer grinste höhnisch. »Du glaubst, du würdest sie kennen? Willst du mir erzählen, du hättest schon gegen sie gekämpft, Junge?«
    Tavi sah ihn fest an. »Ich habe gegen sie gekämpft, Seite an Seite mit Legionares und allein. Ich habe gesehen, wie sie Legionares getötet haben, die ich kannte und deren Blut mir ins Gesicht spritzte. Ich habe gesehen, wie Canim fielen. Einen habe ich ganz allein getötet.«
    Marcus blickte ihn misstrauisch an.
    »Und darüber hinaus«, fuhr Tavi fort, »habe ich mit Canim gesprochen. Ich habe von einem Cane das Ludus -Spiel gelernt. Habe vieles über ihre Gesellschaft erfahren. Ich beherrsche sogar ihre Sprache ein wenig, Erster Speer. Verstehst du Canisch, Valiar Marcus? Kennst du dich mit ihrer Heimat aus? Mit ihren Führern?«
    Marcus schwieg einen Moment lang, ehe er antwortete: »Nein. Jeder Cane, den ich bislang gesehen habe, war zu beschäftigt damit, mich töten zu wollen, um mir noch Unterricht zu erteilen.«
    »Sie sind keine Ungeheuer. Sie sind anders als wir, aber auch keine hirnlosen Mordmaschinen. Ich nehme an, du kennst den Unterschied zwischen ihren Plünderern und ihren Kriegern?«
    Der Erste Speer schnaubte. »Die Plünderer sind übel genug. Mit ihren Kriegern hatte ich noch nie zu tun, aber ich kenne Männer, die ihnen begegnet sind. Die Krieger sind viel übler. Größer, stärker, bessere Kämpfer. Die kann man ohne Ritter nicht besiegen, und es wird trotzdem große Verluste geben.«
    »Die Plünderer sind nur ihre Dienstpflichtigen. Die gehören nicht einmal richtig zur Armee. Die Krieger, von denen du gehört hast, sind ihre Armee. Die stammen aus einer Gesellschaftsschicht, in der das Soldatentum an die Kinder vererbt wird. Das ist ihre Kriegerkaste.«
    Marcus knurrte. »Wie unsere Civitas?«

    »Ungefähr so«, stimmte Tavi zu. »Aber es gibt eine weitere Kaste, die für gewöhnlich mit ihnen im Streit liegt. Die Ilrarum , die Ritualisten. Das sind diejenigen, die diese Wolkendecke erschaffen und unseren Hauptmann

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