Die Verschwörer von Kalare
dürften sie inzwischen den Weg kennen.«
»Marcus, diese Lagerhäuser liegen am Hafen, außerhalb der Stadtmauern. Wir können sie dort nicht ungesichert liegen lassen, und unsere eigenen Lagergebäude sind noch nicht fertig.«
»Dann such dir einen anderen Platz. Oder beschlagnahme ein Haus.«
Tavi ließ sich aus dem Sattel rutschen und spürte schmerzhaft seine steifen Muskeln. Er winkte Kitai zu, die sich zu ihm herunterbeugte. Tavi murmelte leise eine Bitte, und sie nickte, wendete ihr Pferd und ritt in schnellem Tempo in Richtung Marketenderlager davon.
Magnus schaute ihr hinterher und runzelte die Stirn. Die Dunkelheit und die Kapuze mussten ihr Gesicht vor den Augen des alten Kursors verborgen haben, trotzdem war sie unverkennbar eine Frau. »Wer ist das, Hauptmann?«, fragte er Tavi.
»Später«, wiegelte Tavi ab. Er deutete mit den Augen auf das Zelt. Die Falten wichen nicht von Magnus’ Stirn, aber schließlich nickte er.
Tavi nahm sich einen Moment Zeit, um seine Gedanken zu ordnen, und versuchte, so befehlshaberisch wie möglich zu wirken, ehe er das Zelt betrat. »Beschlagnahm kein Haus«, sagte er, »frag lieber herum, ob jemand seines freiwillig zur Verfügung stellt. Es wird nicht schwierig sein, Bürger zu finden, die zu einem Opfer bereit sind für diejenigen, die zwischen ihnen und einer Horde Canim stehen.«
Im Zelt standen zwei Tische, die aus leeren Wasserfässern und Brettern zusammengezimmert waren. Darauf lagen stapelweise Papiere, von denen viele zum Teil ein Raub der Flammen geworden waren. Zwei Fische saßen an jedem Tisch und gaben sich alle Mühe, die Blätter beim Schein einer Elementarlampe zu sortieren.
Der Erste Speer und der widerspenstige Zenturio nahmen Haltung an und salutierten. »Hauptmann«, sagte Marcus.
Die Fische waren eine Winzigkeit langsamer als die Zenturionen und wollten sich nun erheben. Tavi war sicher, sie würden
den Tisch umwerfen, wenn sie tatsächlich aufstanden, und alles wieder durcheinanderwerfen, was sie schon geordnet hatten.
»Sitzen geblieben«, sagte er. »Weiter mit der Arbeit.« Er nickte Marcus zu. »Erster Speer. Und Zenturio …?«
»Cletus, Hauptmann.«
»Zenturio Cletus. Ich weiß, deine Männer sind müde. Wir alle sind müde. Und bald werden wir noch müder sein. Aber die Krähen sollen mich holen, wenn ich zulasse, dass diese Legion müde und hungrig wird. Also finde ein Gebäude, das sich als Lager eignet, und bring die Vorräte in Sicherheit.«
Cletus gefiel der Gedanke sichtlich nicht. Keinem Zenturio würde es gefallen, seine Männer in den Kampf zu schicken, wenn sie von körperlicher Arbeit erschöpft waren. Aber er war durch und durch ein Legionare , und so nickte er nur. »Zu Befehl, Hauptmann.« Er drehte sich um und wollte gehen.
»Nimm eine der Fisch-Zenturien, die sollen beim Tragen helfen«, fügte Tavi plötzlich hinzu. »Zuerst das Getreide und das getrocknete Fleisch, die verderblicheren Waren später.«
Cletus zögerte und neigte den Kopf, um Tavi wortlos zu danken, ehe er das Zelt verließ.
Der stämmige Erste Speer hatte in den Flammen auf der einen Seite des Kopfes fast sein ganzes kurzgeschorenes Haar verloren, und die frischverheilte Haut glänzte nach dem Einsatz der Heiler leicht rosa und wirkte ein bisschen geschwollen. Sein Blick wurde dadurch nicht weniger finster, sein hässliches, zerfurchtes Gesicht jedoch noch hässlicher und zerfurchter.
»Hauptmann«, knurrte Marcus. »Freut mich, dich in einem Stück wiederzusehen. Antillar hat gesagt, du wärest draußen unterwegs auf Kundschaft gewesen.«
»Nicht ganz«, sagte Tavi. »Ein Kundschafter hat eine Spur gefunden und sie zurückverfolgt zu …« Tavi deutete mit den Augen auf die Fische, die an den Tischen hockten.
»Ach ja«, meinte Marcus. »Burschen, raus mit euch. Holt euch was zu essen, und meldet euch wieder bei eurer Zenturie.«
»Magnus, lass die Tribune Antillar und Antillus holen, bitte«, sagte Tavi. »Ich hätte sie gern dabei.«
»Wird erledigt, Hauptmann«, antwortete Magnus, trat aus dem Zelt und ließ Tavi mit dem Ersten Speer allein.
»Du siehst aus, als hätten die Krähen an dir herumgepickt, Marcus«, meinte Tavi.
Der Erste Speer kniff die Augen zusammen, knurrte und lachte leise. »Schon seit meiner Kindheit, Hauptmann.«
Tavi grinste und setzte sich auf einen der Hocker. »Wie ist der Stand der Dinge?«
Der Erste Speer zeigte gereizt auf die Tische, die mit Pergamenten überhäuft waren. »Schwierig zu sagen.
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