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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Mitte, wo die Treppe nach unten führte und von wo Amara das Klirren von Stahl hörte.
    Nicht weit davon entfernt lag das Aviarium von Kalarus, eine einfache Kuppel aus Stangen, die vielleicht fünf Fuß Durchmesser hatte und Amara bis zur Hüfte reichte. Darin kauerte eine junge Frau, die nicht älter als fünfzehn oder sechzehn Jahre sein konnte. Wie die Fürstin Placida trug auch sie lediglich ein weißes Unterkleid, und ihr dunkles Haar war in der Hitze und Feuchtigkeit oben auf dem Turm glatt und matt geworden. Auf einer Seite des Käfigs waren Decken ausgebreitet, genau diejenigen, die in den Unterlagen im Wachzimmer erwähnt worden waren, vermutete Amara. Das Mädchen hockte in der Mitte dieses Gefängnisses und starrte Amara an, die über die Ähnlichkeit mit Gaius Caria, der zweiten Frau des Ersten Fürsten, verblüfft war; allerdings fehlte diesem Kind die verbitterte Sturheit, die Amara von Caria kannte. Das Mädchen starrte sie mit einer Mischung aus Verzweiflung, Kummer und Verwirrung an.
    »Atticus Minora?«, fragte Amara leise.
    »Du kannst mich E … Elania nennen«, antwortete das Mädchen. »W …wer bist du?«
    »Amara ex Kursori«, antwortete Amara und legte einen Finger auf die Lippen, damit sie schwieg. »Ich bin hier, um dich von hier fortzubringen.«

    »Den Elementaren sei Dank«, hauchte das Mädchen leise. »Die Fürstin Placida ist in der Zitadelle. Ich weiß nicht, wo.«
    »Ich aber«, erwiderte Amara.
    Plötzlich wurde das Klirren des Stahls aus dem Treppenhaus von einem lauten Zischen übertönt, und Amara drehte sich um und sah Kopf und Schultern eines Unsterblichen in Rüstung aus der Öffnung im Boden auftauchen, jedoch noch in Richtung der Stufen gewandt. Ehe er ganz herauskommen konnte, folgte erneut dieses Zischen, und etwas, das wie weißglühende Regentropfen aussah, schoss in einer Wolke aus dem Inneren des Turms hervor und durchbohrte den Unsterblichen so leicht, wie Nadeln durch Stoff gehen. Im Stahl der Rüstung blieben glühende Löcher zurück, und der Mann schwankte, hielt sich aber grimmig auf den Beinen und stach mit der Waffe nach jemandem, der sich unter ihm befand.
    Eine Frau rief in gebieterischem Ton einen Befehl, und dann folgte der nächste Schwarm zischender Feuertropfen, die den chancenlosen Unsterblichen durchbohrten. Diesmal hinterließ der Angriff ein halbes Dutzend glühend roter Löcher im Helm, und der Mann brach zusammen.
    »Schnell!«, rief die Fürstin Aquitania. Aldrick tauchte als Erster in der Luke auf und suchte das Dach mit schweifendem Blick ab. Als er Amara bemerkte, machte er große Augen, und die Kursorin erwischte sich dabei, wie sie unwillkürlich den Saum ihrer Tunika nach unten zog.
    »Los!«, drängte Fürstin Aquitania. »Kalarus ist im Begriff …«
    Dann hörte Amara die unglaublich laute Stimme eines Mannes, die buchstäblich den Stein unter ihren Füßen beben ließ.
    »Niemand hält mich in meinem eigenen Haus zum Narren!«, brüllte der Mann mit Verstärkung von Elementaren.
    Und eine Frau antwortete mit gleicher Lautstärke, wenn auch nicht mit solch übertriebenem Getue, sondern mit trockenem Humor: »Na, das wird jetzt aber wirklich schwierig. Sag doch, Brencis«, spottete Fürstin Placida, »hast du immer noch dieses
kleine Problem mit Frauen im Bett, so wie damals an der Akademie?«
    Kalarus antwortete mit lautem Gebrüll, das den Turm beben und Staub aufwallen ließ.
    »Schnell, schnell!«, rief Fürstin Aquitania von unten, und dann erschien Odiana und drängte sich ängstlich von hinten an Aldrick. Der große Schwertkämpfer taumelte die letzten Stufen bis auf das Dach, gefolgt von Odiana und der Fürstin, die sich beide sofort neben der Öffnung zu Boden warfen.
    Nicht ganz eine Sekunde später erschütterte ein titanisches Krachen den Turm, und eine Stichflamme schoss aus der Luke heraus und stieg Hunderte Fuß in den Himmel über Kalare hinauf. Die Luft erhitzte sich und wurde trocken, und Amara hielt sich die Arme vor das Gesicht, um die Augen vor dem blendend grellen Licht zu schützen, das Kalarus erzeugt hatte.
    Das Feuer erlosch rasch, doch die Hitze blieb in der Luft hängen und brachte mehrere Stangen des Käfigs zum Glühen. Amara blickte zu Odiana, Aldrick und der Fürstin auf. »Bernard?«, schrie sie und konnte die Panik in ihrer eigenen Stimme hören. »Wo ist Bernard?«
    »Keine Zeit!«, fauchte Odiana.
    Die Fürstin zeigte auf den Käfig. »Aldrick.«
    Der große Schwertkämpfer ging hinüber, stellte sich

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