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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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schaute zu, wie Canim durch die Öffnung in der nächsten Mauer traten, und sein Herz begann zu klopfen.
    Alle trugen die Kutten und Hauben der Ritualisten. Sie stellten sich in Reihen auf, und aus ihren Rauchspendern kroch grünlicher Rauch. Viele von ihnen hielten lange Eisenstangen, an deren Enden sich Dutzende kleiner Klingen in der Form von Zähnen befanden. Sie bildeten die Speerspitze vor den Plünderern, die zu Dutzenden, zu Hunderten, zu Tausenden auf die Brücke strömten.
    »Oh nein«, entfuhr es Ehren.
    »Dort«, sagte Tavi zu Kitai und konnte seine Aufregung kaum zügeln. »Da hinten. Siehst du die hellrote Rüstung?«
    »Ist er das?«, fragte sie. »Sarl?«
    »Das ist er.«
    »Gib den Ritter Flora das Signal«, sagte Ehren. »Die sollen ihn töten, wenn er näher kommt. Sie könnten es fast von hier aus schaffen.«
    »Das würde nicht genügen«, meinte Tavi. »Wir können ihn nicht einfach nur umbringen. Der nächste Ritualist in der Rangfolge würde seinen Platz einnehmen. Wir müssen ihn seiner Glaubwürdigkeit berauben, müssen seine Macht brechen und
beweisen, dass er das Versprechen, das er seinem Volk gegeben hat, nicht halten kann.«
    »Er kann es auch nicht halten, wenn ihm ein Pfeil aus dem Bauch ragt«, meinte Ehren, seufzte jedoch. »Irgendwie scheint es bei dir immer hart zur Sache gehen zu müssen.«
    »Schlechte Angewohnheit«, erwiderte Tavi.
    »Wie willst du ihn seiner Glaubwürdigkeit berauben?«
    Tavi drehte sich um und winkte. Crassus sprang leichtfüßig von der Mauer, als wäre die nicht zehn Fuß hoch. Er drängte sich durch die Soldaten zu Tavi und salutierte. »Hauptmann.«
    Tavi trat ein Stück vor die Soldaten, wo man seine Worte nicht so leicht mithören konnte. »Bereit?«
    »Ja, Hauptmann«, sagte Crassus.
    Tavi holte einen kleinen Stoffbeutel aus der Tasche und reichte ihn Crassus. Der Ritter-Tribun öffnete ihn und ließ den kleinen roten Blutstein in seine Hand fallen. Er starrte das Juwel einen Augenblick lang an, ehe er ihn zurück in den Beutel rutschen ließ. »Hauptmann«, sagte er leise, »war das auch bestimmt in der Börse meiner Mutter?«
    Tavi wusste, er würde nichts erreichen, wenn er sich einfach nur wiederholte. »Es tut mir leid«, sagte er stattdessen.
    »War es der einzige Stein dieser Art?«
    »Soweit ich weiß«, antwortete Tavi.
    »Sie … sie ist ehrgeizig«, sagte Crassus. »Das war mir durchaus bekannt. Aber ich kann nicht glauben, dass sie …«
    Tavi verzog das Gesicht. »Wir kennen möglicherweise nicht die ganze Geschichte. Vielleicht verstehen wir ihre Handlungen falsch.« Tavi glaubte nicht im Mindesten daran, doch musste er Crassus Zuversicht vermitteln, nicht Schuldgefühle und Selbstzweifel.
    »Ich kann es schlicht nicht glauben«, sagte Crassus nochmals. »Glaubst du, ihr geht es gut?«
    Tavi legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Tribun«, sagte er leise, »wir dürfen uns in diesem Moment von nichts ablenken
lassen. Später haben wir viel Zeit für alle Fragen, und ich schwöre dir, wenn ich überlebe, werden wir die Antworten auf sie finden. Doch jetzt musst du sie vergessen.«
    Crassus schloss kurz die Augen und zitterte wie ein Hund, der Wasser aus seinem Fell schüttelte. Er öffnete die Augen wieder und salutierte zackig. »Ja, Hauptmann.«
    Tavi salutierte ebenfalls. »Na, dann los. Viel Glück.«
    Crassus lächelte Tavi gezwungen an und nickte Max zu, der mit den Rittern auf der Mauer stand, ehe er auf einer plötzlich entstandenen Windsäule in den Himmel aufstieg.
    Tavi schirmte seine Augen vor den Wasser- und Bluttröpfchen ab und schaute Crassus zu, wie er immer weiter nach oben flog. Dann kehrte er auf seinen Platz vor der Truppe zurück.
    »Ich dachte, in diesen Wolken gibt es irgendwelche Wesen«, wandte Ehren ein, »und deshalb könnten wir nicht hindurchfliegen.«
    »Ja, stimmt«, bestätigte Tavi. »Aber der Blutstein ist eine Art Gegenmittel gegen die Zauberei der Ritualisten. Der sollte ihn beschützen.«
    »Sollte?«
    »Mich hat er geschützt«, meinte Tavi. »Vor diesem Blitz.«
    »Das ist aber nicht das Gleiche wie Wolken voller unheimlicher Wesen«, wandte Ehren ein. »Bist du dir wirklich sicher?«
    Tavi wandte den Blick von dem jungen Ritter ab, der langsam in der Ferne kleiner wurde, und starrte den Hang der Brücke hinunter. »Nein. Doch er weiß, dass es nur eine Vermutung ist.«
    »Eine Vermutung«, flüsterte Ehren.
    »Mhmm.«
    Die Trommeln der Canim begannen zu dröhnen, und das Heer marschierte langsam

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