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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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konnte es sehen. Die Klippe würde dem Ozean vielleicht eine Weile lang standhalten, doch nach und nach würde das Wasser sie wegspülen - es war lediglich eine Frage der Zeit. Die Schlachtkrähen hatten den ersten Angriff vielleicht überstanden, doch Tavi wusste, gegen die riesige Anzahl von Canim auf der Brücke konnten sie kaum länger als wenige Augenblicke durchhalten.
    Tavi kämpfte neben Schultus. Der junge Zenturio teilte rasche, kraftvolle Stiche mit dem Gladius aus und erledigte mit nur vier Hieben einen Ritualisten und zwei Plünderer, bis er den Preis für seine Tapferkeit bezahlen musste, als er auf dem Blut der Gegner ausrutschte und nach vorn aus der Mauer geriet. Ein Cane stieß mit dem Speer nach Schultus’ entblößtem Hals.
    Tavi zögerte keinen Augenblick. Er drehte sich um und schlug den Schaft des Speers in zwei Teile, obwohl er dabei seine linke Seite ungedeckt ließ, von wo ihm der gezahnte Stab eines der schäumenden Ritualisten drohte. Er sah aus den Augenwinkeln, wie der Cane zuschlug, und wusste, er würde die tödliche Waffe nicht abwehren oder ihr ausweichen können.
    Doch das brauchte er auch nicht.
    Der Legionare an Tavis Linker drängte vorwärts, rammte den gezahnten Stab mit dem Schild zur Seite und schlug mit dem Schwert nach dem Kopf des Ritualisten, der dadurch gezwungen war zurückzuweichen. Das war zwar kein großer Zeitgewinn,
doch genügte es, damit Schultus wieder auf die Beine kam. Er und Tavi reihten sich wieder ins Glied ein, und der Kampf ging weiter.
    Und weiter.
    Und weiter.
    Tavis Arme brannten längst von der Anstrengung, den Schild und das Schwert zu halten, und sein ganzer Körper zitterte vor Erschöpfung. Er hatte keine Ahnung, wie lange der Kampf schon dauerte. Sekunden. Minuten. Stunden. Es hätte jeder Zeitraum sein können. Er wusste nur noch eins mit vollkommener Sicherheit: Sie mussten standhalten, bis es vorüber war. Auf die eine oder die andere Weise.
    Immer wieder mussten Männer sterben. Tavi spürte Hitze auf der Wange, als ein Sichelschwert dicht vor seinem Gesicht vorbeisauste. Canim fielen, doch die Anzahl der Angreifer schien niemals abzunehmen, und nach und nach spürte Tavi, wie der stützende Druck der Reihen hinter ihm nachließ. Bald schon würde die Schildmauer zusammenbrechen. Tavi biss die Zähne niedergeschlagen zusammen und bemerkte nur wenige Fuß von sich entfernt etwas Rotes. Da stand Sarl in seiner scharlachroten Rüstung, und Tavi sah, wie der gezahnte Stab auf einen bereits verwundeten Legionare niederging und den Mann auf den Stein der Brücke warf.
    Grimmig entschied sich Tavi, den Befehl zum Vorrücken zu geben. Ein einziger entschlossener Vorstoß würde Sarl vielleicht in Reichweite seiner Klinge bringen, und wenn er sich etwas zum Ziel gesetzt hatte, dann, dass der Ritualist die Brücke nicht lebend verlassen würde.
    Gerade wollte er den Befehl erteilen, als die Brücke in goldenes Sonnenlicht getaucht wurde.
    Für die Dauer eines Atemzugs stockte die Schlacht, weil sich alle schockiert zum Himmel wandten. Zum ersten Mal seit fast einem Monat schien die Sonne auf die Elinarcus herab, die heiße, grelle Sonne zur Mittagszeit an einem Spätsommertag.

    Zwar wusste Tavi, er konnte nicht gehört werden, und dennoch schrie er: »Max!«
    Auf der Mauer hinter ihnen stießen die Ritter einen Schrei aus und schossen eine Waffe auf die Canim ab, wie sie kein Aleraner je zuvor gesehen hatte.
    Dass nicht alle Ritter Aeris gut fliegen konnten, lag eher an ihrer Unerfahrenheit, weniger an fehlenden Kräften. Jeder dieser Ritter Aeris verfügte über beträchtliche Begabungen für andere Anwendungen des Windwirkens - und da es sich hierbei um eine ganz einfache handelte, waren ihre Kräfte mehr als ausreichend für die Aufgabe.
    Tavi konnte sich nur vorstellen, was jetzt gerade hinter ihm auf den Mauern und oben im Himmel über der Elinarcus geschah. Dreißig Ritter erzeugten gemeinsam eine jener Luftlinsen, wie sie für gewöhnlich benutzt wurden, um Gegenstände in weiter Ferne zu beobachten. Doch diesmal formten sie diese Linse nicht nur zwischen ihren Händen, sondern alle Elementare arbeiteten gemeinsam und bildeten eine Scheibe, die einen Durchmesser von einer Viertelmeile hatte, und zwar genau über der Mauer, wo sie stand. Diese Linse sammelte das Sonnenlicht, das nun vom Himmel kam, und konzentrierte es zu einem Strahl, der nur wenige Zoll breit war und genau auf Max niederging.
    Tavi hörte Max brüllen, und in Gedanken sah er

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