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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Legionare «, gab Tavi zurück.
    » Legionare , ja, Subtribun. Aber du bist Offizier.«
    »Außerdem solltest du als leuchtendes Vorbild vorangehen«, murmelte Magnus. »Beim Haarschnitt ebenso wie bei der Uniform.«
    Tavi warf Magnus einen finsteren Blick zu und zog seine Lederjacke zurecht, die so steif und schwer war, dass sie einen leichten Hieb von einem Schwert aushalten konnte. Im Gegensatz zu der helleren Tunika, die er darunter trug, war die Jacke dunkelblau gefärbt. Außerdem hatte er sich einen Legionsgurt umgeschnallt, an dem sein Schwert hing. Obwohl er eigentlich lieber mit der längeren Waffe kämpfte, fühlte er sich mit dem gewöhnlichen Kurzschwert des Legionare ebenfalls wohl, besonders, seit er mit Max und dem Maestro geübt hatte.
    Das Legionslager hatte genau die gleiche Größe wie die Festung Kaserna seines Onkels, und Tavi wusste, das hatte einen besonderen Grund: Alle Legionslager wurden nach dem gleichen Plan angelegt, denn dadurch kannten sich alle Befehlshaber, Boten und sonstigen Bediensteten in der Armee stets in jedem Lager auf Anhieb aus. Und dasselbe galt für Bürger, die neuerlich zum Dienst in der Legion eingezogen worden waren und sich unter die hochdisziplinierten Soldaten mischen mussten. Kaserna, so begriff Tavi nun, war einfach nur ein Legionslager, das man nicht aus Leinwand und Holz, sondern aus Stein gebaut hatte. Feste Unterkünfte ersetzten dort die Zelte, Steinmauern die Befestigungen aus Palisaden. Dort war allerdings keine vollständige Legion untergebracht, und obwohl Fürst Riva behauptete, das liege nur daran, weil er völliges Vertrauen in Graf Bernards Bündnis mit dem größten Marat-Stamm habe, vermutete Tavi, es habe mehr mit Geldern
aus der Militärschatulle zu tun, die Riva für andere Zwecke verwendet hatte.
    Das Land rund um das Lager war von Tausenden marschierender Füße in den vergangenen Wochen plattgetrampelt worden. Das für das Tal so typische, dichte grüne Gras lag flach und hatte sich nur an wenigen Stellen wieder aufgerichtet. Tavi sah mehrere hundert Soldaten, die gerade gedrillt wurden, und dabei mindestens ein halbes Dutzend Kohorten von Rekruten in ihren braun-goldenen Tuniken, die sie tragen mussten, bis sie sich ihre Stahlrüstung verdient hatten. Sie waren mit Holzschilden ausgerüstet, die schwerer waren als die eigentlichen Schilde, und außerdem mit Holzstangen in der Länge des gewöhnlichen Legionsspeers. Außerdem besaß jeder Rekrut einen Rudius , und die Marschierenden zeigten im Übrigen die schlaffen Gesichter gelangweilter und gepeinigter junger Menschen. Tavi zog nicht wenige grollende Blicke auf sich, während sie an den Neulingen vorbeiritten, in deren Augen sie frisch und faul wirken mussten.
    Sie wählten den Eingang, der in Kaserna dem Osttor entsprochen hätte, und wurden von zwei Männern angehalten, bei denen es sich den Waffen und der Rüstung zufolge um erfahrene Legionares handeln musste. Beide hatten dringend eine Rasur nötig und, wie Tavi beim Näherkommen am Geruch feststellte, auch ein Bad.
    »Halt«, knurrte der erste, ein großer Mann, der nur wenige Jahre älter war als Tavi und einen beachtlichen Bauch vor sich her trug. Er gähnte fast bei jedem Wort. »Name und Anliegen bitte, oder kehrt sofort um.«
    Tavi zügelte sein Pferd einige Schritte vor dem Wachposten und nickte ihm höflich zu. »Rufus Scipio aus Riva. Ich soll dem Tribun Logistica als Subtribun dienen.«
    »Scipio?«, knurrte der Legionare . Er zog ein zusammengeknäultes Blatt Papier aus einer Tasche, wischte ein paar Krümel ab, die offensichtlich von Brot stammten, und las: »Dritter Subtribun.« Er schüttelte den Kopf. »Auf einem Posten, auf dem man kaum
einen Tribun braucht, geschweige denn drei Subs. Da kannst du dich ja auf einiges gefasst machen, kleiner Scipio.«
    Tavi kniff die Augen zusammen. »Hat Hauptmann Cyril irgendwelche von den allgemeinen Regeln abweichenden Befehle erteilt, was den Respekt vor höheren Rängen betrifft, Legionare «
    Der zweite Legionare trat vor. Dieser war klein, stämmig und hatte wie sein Kamerad einen Bauch, der eindeutig von zu wenig Bewegung und zu viel Biergenuss zeugte. »Was soll das? Glaubst du, nur weil du der Sohn eines Civis bist, wärest du besser als wir dienstverpflichteten Männer? Weil du einmal mit einer Legion, die ihre Stadt noch nie verlassen hat, eine Runde durch den Rosengarten gedreht hast?«
    »Ist doch immer das Gleiche«, schnarrte der erste Mann. Er grinste Tavi feist an.

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