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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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»Du gibst deinem Schildgenossen Deckung, gleichgültig was passiert. Auch wenn dir das andere Handgelenk gebrochen wird, wenn du dir selbst eine Blöße gibst, wenn du schon am Verbluten bist. Es spielt keine Rolle. Dein Schild bleibt oben. Du beschützt deinen Nebenmann.«
    »Auch, wenn ich dadurch selbst ungeschützt bin?«, wollte Tavi wissen.
    »Auch dann. Du musst dem Mann an deiner Seite trauen, dass er dich verteidigt, wenn es notwendig ist. Denn du trittst für ihn ein. Das nennt man Disziplin, Tavi. Es geht schlicht um Leben und Tod - nicht nur für dich, sondern für jeden, der an deiner Seite kämpft. Wenn du versagst, bist du vielleicht nicht der Einzige,
den es das Leben kostet. Es sterben auch die Männer, die sich auf dich verlassen.«
    Tavi starrte seinen Freund an, und seine Wut war verflogen. Zurück blieben nur der Schmerz und die unerträgliche Erschöpfung.
    »Ich bereite ein Becken vor«, sagte Magnus und ging davon.
    »Es bleibt kein Spielraum für Fehler«, fuhr Max fort. Er band Tavis linke Hand vom Schild los und reichte ihm das Wasser.
    Plötzlich verspürte Tavi einen entsetzlichen Durst, und er trank hastig. Er setzte die Flasche ab und legte den Kopf auf den Boden. »Du hast mir wehgetan, Max.«
    Max nickte. »Manchmal ist Schmerz der einzige Weg, um einen dummen Rekruten dazu zu bringen, besser aufzupassen.«
    »Aber diese Hiebe«, sagte Tavi, niedergeschlagen, wenn auch nicht mehr streitlustig. »Ich kann doch mit einem Schwert umgehen, Max. Du weißt das. Die meisten deiner Hiebe waren die am wenigsten eleganten, die ich je bei dir gesehen habe.«
    »Ja«, erwiderte Max. »Weil sie zwischen die Schilde gehen, ohne jemandem hinter dir den Ellbogen auf die Nase zu stoßen oder den Mann neben dir so zu schubsen, dass er im Schlamm oder Schnee ausrutscht. Dir bietet sich für eine halbe Sekunde eine Lücke, und dann musst du zuschlagen, gleichgültig, was du gerade in der Hand hältst, und zwar mit aller Kraft, die du aufbringen kannst. Das sind die Hiebe, mit denen du dein Ziel erreichst.«
    »Bloß, ich bin doch bereits ausgebildet worden.«
    »Um dich zu verteidigen«, erklärte Max ihm. »Du bist ausgebildet für den Kampf Mann gegen Mann oder in einer Gruppe von Einzelkämpfern. Die vorderste Schlachtreihe auf einem Legionsschlachtfeld ist eine ganz andere Welt.«
    Tavi runzelte die Stirn. »Inwiefern?«
    » Legionares sind keine Krieger im eigentlichen Sinne, Tavi. Sie sind Berufssoldaten.«
    »Und worin besteht der Unterschied?«

    Max spitzte nachdenklich die Lippen. »Krieger kämpfen . Legionares kämpfen zusammen. Es geht nicht darum, der beste Mann mit dem Schwert zu sein. Es geht darum, ein Ganzes zu bilden, das stärker ist als die Summe der Einzelnen.«
    Tavi runzelte die Stirn und ließ sich den Gedanken durch den Kopf gehen, was ihm angesichts der Schmerzen am Handgelenk nicht so leichtfiel.
    »Auch jemand, der nichts vom Kämpfen versteht, kann die Technik der Legion lernen«, fuhr Max fort. »Sie ist einfach. Sie ist fies. Und sie hat Erfolg. Sie hat Erfolg, weil der Mann, der neben dir steht, dir vertraut, dass du ihm Deckung gibst, und weil du ihm vertraust, dass er dir Deckung gibt. Wenn die Schlacht beginnt, stehe ich lieber an der Seite erfahrener Legionares als neben Einzelkämpfern - selbst wenn es sich um Araris Valerian persönlich handelte. In der Schlacht ist das gar nicht zu vergleichen.«
    Tavi senkte den Blick und sagte: »Das hatte ich bislang nicht gewusst.«
    »Du warst im Nachteil. Eigentlich gehst du schon recht gut mit dem Schwert um.« Plötzlich grinste Max. »Wenn es dir hilft: Mir ist es genauso ergangen. Nur mein erster Zenturio hat mir das Handgelenk sechsmal gebrochen, und obendrein noch die Kniescheibe, ehe ich es begriffen habe.«
    Tavi zuckte wegen seines eigenen Handgelenks zusammen, das inzwischen zu einem dicken Klumpen angeschwollen war und fürchterlich wehtat. »Natürlich wundert es mich nicht, dass ich schneller lerne als du, Max.«
    »Ha. Red du nur weiter so, dann lasse ich dich den Bruch allein heilen.« Trotz seiner Worte wirkte Max besorgt. »Schaffst du das auch?«
    Tavi nickte. »Tut mir leid, ich hätte dich nicht so anschreien sollen, Max. Es ist nur …« Plötzlich verspürte er wieder diese Einsamkeit. In den vergangenen sechs Monaten hatte sich dieses Gefühl zu einem steten Begleiter entwickelt. »Ich verpasse das Familientreffen. Und ich vermisse Kitai.«

    »Vergeht denn kein Tag, ohne dass du deswegen jammerst? Sie

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