Die Verschwörer von Kalare
Vergnügen.«
»Oh«, meinte Tavi. »Ich sollte mich unbedingt bei ihm bedanken.«
»Also gut«, sagte Magnus. »Dann wollen wir mal sehen, ob du dich an alles erinnerst, was ich dich gelehrt habe.«
Tavi seufzte und steckte sich das letzte Stück Brot in den Mund. Nach den Übungen, dem Schmerz und dem Heilwirken war er erschöpft. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er sich einfach hingelegt und geschlafen - und das galt ganz gewiss auch für Max und Magnus. »Ich bin so weit.«
»Sehr gut«, sagte Magnus. »Du könntest zum Beispiel mit den Vorschriften bezüglich der Latrinen und der allgemeinen Sauberkeit anfangen und mir anschließend die Strafmaßnahmen für Verstöße gegen diese Vorschriften aufzählen.«
Tavi nannte ihm die betreffenden Vorschriften, obwohl es ihm ziemlich schwerfiel. In den letzten drei Wochen hatte er eine Menge Regeln gepaukt, und es war schon eine Herausforderung, sich jetzt an alle zu erinnern, allein deshalb, weil er so erschöpft war. Von den Verfahrensweisen der Hygiene und der Abwässer ging es weiter über Vorschriften zur Truppenversorgung und den
Aufbau und Abbau des Lagers bis hin zu Wachplänen und hundert anderen Facetten des Legionslebens, mit denen Tavi sich auskennen musste.
Er zwang sich, alles Gewünschte aufzusagen, bis er schließlich vor Müdigkeit am Anfang jedes Satzes gähnen musste und Magnus ein Einsehen hatte. »Genug für heute, mein Junge. Schlaf ein bisschen.«
Max schnarchte bereits seit einer Stunde fröhlich vor sich hin. Tavi holte seine Decke und rollte sich ein. Er legte seinen Arm auf dem ledernen Übungshelm ab. »Glaubst du, ich bin gut genug?«
Magnus neigte nachdenklich den Kopf und nippte an seinem Tee. »Du lernst schnell. Und du hast dir sehr viel Mühe gegeben. Aber das spielt kaum eine Rolle, oder?« Er blickte Tavi von der Seite an. »Was denkst du selbst? Bist du gut genug?«
Tavi schloss die Augen. »Ich schaffe das schon. Zumindest, bis unter meinem Befehl irgendetwas schrecklich schiefläuft und ich uns alle umbringe.«
»Guter Bursche«, sagte Magnus und lachte. »Das war gesprochen wie ein Legionare . Aber eins musst du dir hinter die Ohren schreiben, Tavi.«
»Hm?«
»Im Augenblick tust du nur so, als wärest du ein Soldat«, meinte der alte Mann. »Unser Auftrag wird allerdings eine Weile dauern. Und wenn er vorbei ist, wirst du nicht mehr nur so tun.«
Tavi blinzelte und starrte hinauf zu dem Meer der Sterne, die nun oben am Himmel zum Vorschein kamen. »Hast du schon einmal bei einer Sache ein komisches Gefühl gehabt? Als würdest du ahnen, dass etwas Schlimmes bevorsteht?«
»Manchmal. Für gewöhnlich fing es mit einem bösen Traum an, oder es kam einfach so aus dem Nichts.«
Tavi schüttelte den Kopf. »Nein. Diesmal ist es ganz anders.« Stirnrunzelnd betrachtete er die Sterne. »Ich weiß es einfach. Ich weiß es genauso sicher, wie ich weiß, dass Wasser nass ist. Es
ist einfach so.« Er schielte hinüber zum Maestro. »Hattest du das auch schon einmal?«
Magnus schwieg lange und schaute ins Feuer, wobei der größte Teil seines Gesichts hinter dem Metallbecher verborgen blieb. »Nein«, antwortete er schließlich. »Aber ich kenne einen Mann, dem es schon ein oder zwei Mal so ergangen ist.«
Als er nicht weitersprach, fragte Tavi: »Wenn es nun Kämpfe geben wird, Maestro?«
»Ja und?«
»Ich bin nicht sicher, ob ich bereit bin.«
»Das weiß niemand vorher«, erwiderte der Maestro. »Alte Haudegen prahlen gern damit, wie langweilig sie die meisten Schlachten finden, aber irgendwie ist es doch stets von neuem so beängstigend wie beim ersten Mal. Da fällst du gar nicht auf, Junge.«
»Na ja, nicht auffallen ist leider etwas, worin ich wenig Übung habe«, sagte Tavi.
»Scheint mir auch so«, meinte Magnus. Er schüttelte den Kopf und löste den Blick vom Feuer. »Ich sollte meine alten Knochen ein bisschen ausruhen. Und dir rate ich das Gleiche, Bursche. Morgen wirst du in die Legion eintreten.«
4
Am Nachmittag des nächsten Tages ritten sie in das Ausbildungslager der Ersten Aleranischen Legion. Tavi wischte sich ein paar schwarze Locken vom Kragen, rieb sich die kurzen Stoppelhaare und starrte Max böse an. »Ich kann es immer noch nicht fassen, dass du das getan hast, während ich geschlafen habe.«
»Vorschrift ist Vorschrift«, meinte Max scheinheilig. »Und wenn du wach gewesen wärest, hättest du nur die ganze Zeit gejammert.«
»Ich dachte, das wäre das heilige Recht eines jeden
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