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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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war dein erstes Mädel, Calderon. Du wirst es schon überwinden.«
    Doch die Einsamkeit ließ sich so leicht nicht vertreiben. »Ich will es gar nicht überwinden.«
    »Es ist aber nun einmal der Lauf der Welt, Calderon.« Max nahm Tavis unverletzten Arm, legte ihn sich über die Schulter und zog seinen Freund vom Boden hoch. So half er ihm hinüber zum Lagerfeuer, wo Magnus gerade dampfendes Wasser in ein bereits zum größten Teil gefülltes Becken goss.
    Im Amaranth-Tal dauerte die Dämmerung lange, zumindest im Vergleich zu Tavis gebirgiger Heimat. Jeden Abend hatten die drei eine Stunde vor Sonnenuntergang haltgemacht, um Tavi darin zu unterrichten, wie man in der Legion und in der Schlacht kämpfte. Die Lektionen waren anstrengend, meist übten sie mit einem Rudius , und nach den ersten beiden Abenden hatte Tavi seinen Schwertarm kaum mehr bewegen können. Max hatte Tavis Arm noch nicht für ausreichend stark befunden, bis sich nun nach zwei Wochen Übungen die Muskeln deutlich unter der Haut abzeichneten. In der nächsten Woche hatte sich Tavi damit abgequält, offensichtlich unbeholfene Techniken zu lernen. Immerhin musste er einräumen, sich nie zuvor in so guter Form befunden zu haben.
    Jedenfalls bis Max ihm das Handgelenk gebrochen hatte.
    Max setzte Tavi neben dem Becken ab, und Magnus tauchte das gebrochene Handgelenk hinein. »Bist du schon mal wach geblieben, während du von einem Wasserwirker behandelt wurdest?«
    »Häufig«, antwortete Tavi. »Meine Tante hat das mehrmals bei mir gemacht.«
    »Gut, gut«, meinte Magnus. Er zögerte kurz, schloss die Augen und legte eine Handfläche leicht auf die Wasseroberfläche. Tavi spürte, wie sich ein Kräuseln von der Hand ausbreitete, als schwimme ein unsichtbarer Aal um sie herum, und dann umfing die warme Taubheit des Heilungsprozesses seinen Unterarm.

    Der Schmerz ließ nach, und Tavi stöhnte vor Erleichterung. Er sackte in sich zusammen und versuchte, seinen Arm nicht zu bewegen. War es eigentlich möglich, im Sitzen einzuschlafen, noch dazu mit offenen Augen? Genau das schien zu passieren, denn als er das nächste Mal aufschaute, hatte sich die Nacht über das Land gesenkt, und der Duft von Essen erfüllte die Luft.
    »Also gut«, sagte Magnus müde und zog seine Hand aus dem kleinen Becken. »Beweg sie mal.«
    Tavi nahm seine Hand ebenfalls aus dem lauwarmen Wasser und ballte sie zur Faust. Ein leichtes Brennen war zu spüren, doch kein Vergleich zu dem Zustand vorher, da die Schwellung abgeklungen war und der bohrende Schmerz nachgelassen hatte.
    »Sehr gut«, sagte Tavi leise. »Ich wusste gar nicht, dass du ein Heiler bist.«
    »Nur ein Heilergehilfe, während meiner Zeit in der Legion. Aber solche Verletzungen hatten wir ständig. Die Hand wird noch eine Weile empfindlich sein. Iss so viel, wie du schaffst, und heute Nacht solltest du sie hochlegen, dann tut sie nicht weh.«
    »Ich weiß«, versicherte Tavi ihm. Er stand auf und reichte dem Heiler die wiederhergestellte Hand. Magnus lächelte amüsiert und schüttelte sie. Tavi half ihm auf die Beine, und gemeinsam gingen sie zu dem Topf, der über dem Feuer hing. Er verspürte Heißhunger, wie jedes Mal, nachdem man ihn geheilt hatte. Die ersten beiden Schüsseln schlang er herunter, dann kratzte er sich vom Boden des Topfes die Reste zusammen, aß nun ruhiger und tunkte hartes Brot ein, damit es weicher und wieder genießbar wurde.
    »Darf ich dich etwas fragen?«, sagte er zu Max.
    »Sicherlich«, antwortete der große Antillaner.
    »Warum wolltet ihr mir unbedingt diese Technik beibringen?«, fragte er. »Ich werde doch Offizier und muss nicht in den Rängen kämpfen.«
    »Man weiß nie«, erwiderte Max. »Selbst wenn du niemals
kämpfen musst, solltest du eine Ahnung haben, worum es eigentlich geht. Wie ein Legionare denkt und wieso er auf diese besondere Weise handelt.«
    Tavi brummte vor sich hin.
    »Und außerdem musst du, um deine Rolle spielen zu können, erkennen, wann ein Fisch alles durcheinander bringt.«
    »Ein Fisch?«, hakte Tavi nach.
    »Ein neuer Rekrut«, erklärte Max. »In den ersten Wochen benehmen die sich nämlich wie Fische auf dem Trockenen und nicht wie Legionares . Es ist Sitte unter den erfahrenen Soldaten, dem Betreffenden jeden Fehler so demütigend wie möglich unter die Nase zu reiben. Und so laut wie möglich.«
    »Deshalb hast du das mit mir angestellt?«
    Sowohl Max als auch der alte Maestro grinsten. »Der Erste Fürst gönnt dir eben auch ein bisschen

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