Die Verschwörer von Kalare
sie war. Dabei entging ihr nicht, dass Amara ein strahlendes Grün und Braun trug, die Farben, die Bernard für sich selbst ausgesucht hatte, und nicht die trüben und gedämpften Rotund Blautöne, die Kursoren und andere Diener der Krone für gewöhnlich bevorzugten.
Isana hatte stets eine gewisse Distanz zu der Kursorin gewahrt, denn die junge Frau hatte Gaius Sextus die Treue geschworen. Und die ablehnenden Gefühle, die Isana für den Ersten Fürsten hegte, hatten sich auf Amara übertragen. Sie wusste tief in sich, wie ungerecht es war, die Sünden des Lehnsherrn der Kursorin vorzuhalten, die ihm diente, und doch hatte sie ihr nie eine Chance gegeben.
Vielleicht war es an der Zeit, das zu ändern. Bernard hatte ohne Zweifel sehr viel für die junge Gräfin übrig, und sie schenkte Isanas Bruder großes Glück. Wenn das stimmte, was Isana vermutete, würde sie Amara so schnell nicht wieder loswerden. Und das war für Isana Grund genug, wenigstens zu versuchen, mit der Kursorin Frieden zu schließen.
Sie neigte den Kopf und sagte zu der Gräfin: »Du siehst wunderschön aus heute Abend, Amara.«
Die Kursorin errötete abermals, sah Isana kurz in die Augen und antwortete: »Danke.«
Isana lächelte und wollte sich setzen, als Giraldi den Stuhl für sie vom Tisch zog. »Danke, Zenturio.«
»Werte Dame«, sagte der alte Soldat. Er wartete, bis auch Amara Platz genommen hatte, ehe er sich selbst niederließ, sich dabei auf seinen Stock stützte und kurz vor Schmerz das Gesicht verzog.
»Mit dem Bein wird es nicht besser?«, erkundigte sich Isana.
»Jedenfalls nicht, dass ich es bemerkt hätte.«
Isana runzelte die Stirn. »Soll ich mal einen Blick darauf werfen?«
»Der Graf hat einen großen Heiler aus Riva kommen lassen. Der hat es genug abgetastet. Das Problem ist nicht die Wunde. Das Bein ist einfach alt«, sagte Giraldi und lächelte mit schmalen Lippen. »Es hat mir gut gedient, Isana. Und ich kann immer noch marschieren. Ich bringe meine Zeit schon herum, also keine Sorge.«
Isana spürte einen Hauch von Enttäuschung und Bedauern in Giraldis Stimme, doch drang das nicht sehr stark durch neben seiner Entschlossenheit und seinem Stolz - genauer gesagt, seiner Selbstzufriedenheit, einer Art innerem Frieden. Giraldi war in der Schlacht am Aric-Hof gegen die Vord schwer verwundet worden, hatte aber trotzdem weiter seine Pflicht erfüllt und für die Verteidigung des Reiches gekämpft. Er hatte sein Leben in der Legion und im Dienst für das Reich verbracht, und er hatte etwas bewirkt. Dieses Wissen bildete ein stabiles Seelenfundament für den alten Soldaten, vermutete Isana.
»Wie sind denn eure Vorträge gelaufen?«, erkundigte sie sich und blickte erst Giraldi, dann Bernard an.
Bernard brummte: »Gar nicht so schlecht.«
»Gar nicht so schlecht, was die Soldaten betrifft«, berichtigte Giraldi ihn. »Die Senatoren halten uns für dumme Landeier, die von den Marat hinters Licht geführt wurden, und sie betrachten die Vord nicht wirklich als große Bedrohung.«
Isana runzelte die Stirn. »Das klingt ja nicht gerade ermutigend.«
Bernard schüttelte den Kopf. »Die Senatoren werden das Kämpfen nicht erledigen. Das übernehmen die Legionen.«
Für Isana hörte sich das an, als versuchte er sich selbst davon zu überzeugen. »Aber verwaltet der Senat nicht die Gelder der Krone für die Legionen?«
»Na ja«, meinte Bernard. »Schon.«
»Wir haben getan, was in unserer Macht stand«, erklärte Amara und legte ihre Hand auf Bernards. »Wir haben keinerlei Grund, uns für die Reaktion des Senats die Schuld zu geben.«
»Richtig«, stimmte Giraldi zu. »Dieser Senator hatte sich seine Meinung schon gebildet, bevor du ihm gedroht hast, ihm die Zunge rauszureißen.«
Isana starrte erst Giraldi und dann Bernard an. Ihr Bruder räusperte sich und errötete.
»Oh nein«, sagte Isana.
In diesem Moment kam ein Diener an den Tisch, brachte leichten Wein, Obst und Brot und teilte ihnen mit, die Speisen würden in Kürze serviert.
»Wie steht es mit dir, Wehrhöferin?«, fragte Amara, nachdem der Diener gegangen war. »Welches Ergebnis hatte die Versammlung der Dianischen Liga zur Abschaffung der Sklaverei?«
»Es war ein Erfolg«, antwortete Isana. »Senator Parmos hat heute vor der Versammlung eine Rede gehalten. Er wird den Vorschlag der Fürstin von Aquitania unterstützen.«
Amara zog die Augenbrauen hoch. »Ach, tatsächlich?«
Isana runzelte die Stirn. »Wundert dich das so?«
»Ja, schon«,
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